Dienstag, 25. September 2007

Klassenfoto und Kampf der Giganten

Was haben Hitler und Wittgenstein gemeinsam? Mehr als man gemeinhin denkt. Nicht nur konnte Hitler die Librettos ganzer Wagneropern aus dem Stegreif aufsagen und Wittgenstein die Melodien dazu pfeifen. Die beiden haben auch zusammen die Schulbank gedrückt, wie folgendes in der Linzer Realschule entstandenes Klassenfoto belegt.



Untersuchungen der Identifizierungsabteilung der Polizei in Victoria, Australien zufolge ist es "sehr wahrscheinlich", dass Hitler und Wittgenstein tatsächlich auf dem Foto zu sehen sind - als ob man Polizist sein müsste, um das zu erkennen. Ist doch eindeutig.

Wer wissen will, wieso Wittgenstein für die Shoa verantwortlich ist, über welche magischen Kräfte Hitler verfügte und wie es dazu kam, dass Wittgenstein sich als Spion für Stalin verdingte, den verweise ich an Kimberley Cornish, The Jew of Linz. Wittgenstein, Hitler and Their Secret Battle For the Mind (London: Century Books, 1998). Die Geschichte des 20. Jahrhunderts muss neu geschrieben werden!

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Naja, also ganz so eindeutig finde ich das nicht, aber das Photo ist ja auch ein wenig unscharf, vor allem am linken Rand!

Hitler meine ich am Gesichtsausdruck in der oberen rechten Ecke (höhö, wo sonst) identifizieren zu können. Und Wittgenstein scheint mir ebenfalls in der obersten Reihe der dritte von rechts zu sein.

Was hab ich gewonnen?

T☺bias hat gesagt…

@ be: Knapp daneben. Hitler hast Du richtig identifiziert. Wittgenstein soll (angeblich) der eins drunter sein, also zweite Reihe von oben, dritter von rechts. Die beiden gingen jedenfalls zur gleichen Zeit in die gleiche Schule, dass die beiden auf einem Foto sind kann also durchaus stimmen.

Anonym hat gesagt…

Ähm, ich hatte mich verschrieben. Wittgenstein hatte ich in der obersten Reihe entdeckt, und zwar den dritten von LINKS, nicht von rechts. Der sieht ja gar nicht so aus.

Aber gut, war auch falsch.

Das ist außerdem total spielverderberisch von dir die dir bekannte Lösung jetzt hier einfach hinzuschreiben. Echt!

bou hat gesagt…

Da hat offensichtlich jemand recherchiert. Ich habe übrigens gerade einen Blick auf die Jungle World geworfen und muss unbedingt an spit_Z appellieren, endlich einen Disko-Artikel zu schreiben.

Anonym hat gesagt…

Abhilfe kommt hoffentlich nächste Woche in Form eines Artikels eines vertrauenswürdigen Freundes, der den ganzen Nullcheckern ordentlich Bescheid geben und das Dossier angemessen verteidigen wird - so sich das in ihn gesetzte Vertrauen als gerechtfertigt herausstellen wird, was man natürlich vorher nicht wissen kann.

Anonym hat gesagt…

wittgenstein und hitler waren sicher nicht die einzigen, die angeblich wagner auswendig pfeifen konnten, der im bildungsbürgertum dieser zeit noch immer ein popstar war, dessen partituren bei den manns genauso auf dem klavier lagen wir in brechts mansarde.
allerdings möchte ich als musikwissenschaftler und ehemaliger wagnerianer die anekdote sehr bestreiten, wonach hitler die "meistersinger von nürnberg" hätte auswendig pfeifen können. ein solcher satz würde implizieren, daß 1. selbst wenn er sehr schnell gepfiffen/interpretiert hätte (ich glaube, hitler war in der tat ein typischer schnellpfeifer...), hätte die pfeiferei min. 3 stunden gedauert. 1.1 und so lange hätte niemand dabeigestanden, da hitler sich wohl nur in der gesellschaft unkultivierter banausenkumpels rumgetrieben hat. 2. hätte sein zuhörer wohl ein dirigent vom schlage karajans sein müssen, um die auswendig gepfiffene oper als richtig gepfiffen, also als 'gekonnt' bewerten zu können. was man wohl samt und sonders ausschließen kann. woraus folgt: logik siegt, wittgenstein rockt und hitler war sowieso jude.

spit_Z hat gesagt…

Hmm, also den Humor so gegen Ende kann ich nicht ganz nachvollziehen. Außerdem liegt eine Verwechslung vor: Wittgenstein konnte pfeifen, Hitler den Text aufsagen (schreibt jedenfals bou, und dann muss es wohl auch stimmen). Aber ich muss doch darauf bestehen, dass die Nazitäter, gerade auch die in den höheren Rängen, mit denen Hitler Umgang pflegte, keineswegs ein unkultiviertes Banausenpack waren. Die Marke gab es sicher auch, aber in der Mehrheit handelte es sich um gutbürgerliche, gebildete Leute, sehr oft Akademiker oder "Unternehmer". Die gegenteilige Behauptung läuft auf eine Verharmlosung des NS hinaus, ebenso wie das sachlich unzutreffende Klischee, nur (oder hauptsächlich) verarmte Leute ohne zukunftsaussichten seien (aus "Verzweiflung") anfällig für (je nach Kontext) Neonazismus oder Islamismus.

Anonym hat gesagt…

1. der humor am ende besteht darin, daß man hitler alles mögliche unmöglichenachgesatg hat, unter anderem, daß er, hitler, jude gewesen sei. aber gut. humor ist nicht für jeden.
2. die äußerung, daß hitler die "meistersinger" auswendig pfeifen konnte, findet sich min. 2 hitler-biografien wieder, der von fest und der von kershaw. nachschlagen!
3. es ist sicher auch eine frage von zugrundeliegenden klischees, wenn man die wörter "unternehmer" und "gutbürgerlich" mit dem gegenteil von "banausen" in verbindung bringt. hitlers machthebel, der herr ludendorff, war ein neureicher prolet, mehr nicht. göring, hess, röhm, himmler usw. waren kleinbürger oder militärs, die sich nicht gerade mit kultiviertheit brüsten mochten.
4. daß die beheuptung, nazis seien in der mehrheit doch "gebildete, gutbürgerliche" leute, einer verharmlosung des ns vorbeugt, halte ich für ziemlichen unfug. hitlers wählen haben sich zum allergrößten teil aus dem 'proletariat' rekrutiert. viele deutschnationale bildungsbürger, nicht allein thomas mann, dagegen fühlten sich abgeschreckt von der braunen bande.
5. die these, nur verzweiflung treibe die armen menschen zum ns oder islamismus, habe ich nirgends vertreten.
6. logik und political correctness sind nicht dasselbe.

spit_Z hat gesagt…

Aha, man hat Hitler also alles mögliche nachgesagt - das wusste ich in der Tat noch gar nicht -, u. a. auch Judentum. Okay, jetzt ist es lustig. Haha. Humor ist nicht für jeden, aber es hat nicht unbedingt mehr Humor, wer mehr lustig findet. Abgesehen davon habe ICH nicht bezweifelt, dass Hitler irgendetwas pfeifen konnte, sondern DU, woraufhin ich lediglich festgestellt habe, dass HIER, in DIESEM blog, niemals Behauptungen zu dieser Frage aufgestellt wurden. Aus der Wahl des Mediums "Kommentar zu 'Klassenfoto und Kampf der Giganten'" habe ich vorschnell geschlossen, der Beitrag bezöge sich auf bous post und nicht auf Hitlerbiographien, von denen hier nie die Rede war, aber das ist natürlich meiner schlichten Denkungsart geschuldet.

Wenn wir es schon so genau damit nehmen, was WÖRTLICH behauptet wurde, und uns nicht darauf einlassen wollen, dass falsche Standpunkte auch dafür kritisierbar sein können, dass sie gewissen gravierenderen Irrtümern Vorschub leisten, auch wenn nicht jeder, der den fraglichen Standpunkt vertritt, automatisch diesen Irrtum begeht - wenn wir es also schon so genau nehmen, dann wollen wir doch bitte auch festhalten, dass ich nicht behauptet habe, Unternehmer und Großbürger wären per se keine Banausen. Nur wird man im Deutschland der dreißiger Jahre Wagnerkenner am ehesten im Bildungsbürgertum und in der Oberschicht vermuten. Und ich habe festgestellt, dass Hitler mit vielen Menschen aus diesen Schichten - eben mit den "Eliten" der nichtjüdischen deutschen Gesellschaft - Umgang hatte. Es führt, auch wenn es für Menschen, die sich qua Bildung gegen jede weltanschauliche Verirrung, ja gegen Fehlbarkeit schlechthin geweiht fühlen, schwer zu akzeptieren sein mag, kein Weg an der Einsicht vorbei, dass der Herr Hitler durchaus auch mit kultivierten Leuten Umgang hatte.

Die Wahl der Beispiele spricht, trotz der Lektüre sämtlicher auf dem Markt verfügbarer Hitlerbiographien und ausführlicher Exzerpte betreffs Hitlers Pfeif- und sonstiger Neigungen sowie der Tatsache, dass alle Nazis voll Unterschicht waren, nicht gerade für intime Kenntnis der Geschichte des Dritten Reiches. Erstens bestand weder Hitlers Umgang noch die damalige Machtelite ausschließlich aus NSDAP-Parteigranden und Militärs, sondern eben auch aus Bureaukraten, Großindustriellen, Akademikern etc. Zweitens zeugt die Behauptung, die genannten Nazifunktionäre seien "kleinbürger oder militärs" gewesen, nicht gerade von soziologischem Sachverstand. Das ist in etwa so, als würde ich von Thomas Mann sagen, er sei Bildungsbürger oder Schriftsteller gewesen. VOR ALLEM aber stimmt die Aufzählung hinten und vorne nicht. Allenfalls bei Ernst Röhm lässt sich von einem kleinbürgerlichen Hintergrund sprechen. Himmler und Heß hatten studiert, was damals wie heute Kultiviertheit durchaus nicht beweist, aber sie doch von typischen Kleinbürgern wie etwa Himmlers Schneider oder Heß' Bäcker unterscheidet. Ludendorff war sicher kein eminentes Beispiel für Kultiviertheit, obwohl die Legende es will, das auch er die eine oder andere Oper besucht hat. Aber er war definitiv auch kein "Prolet"; mütterlicherseits stammt er aus der preußischen Militäraristokratie, und auch sein Vater war nicht etwa Arbeiter bei Krupp, sondern Reserveoffizier und (wenn auch verarmter) Rittergutsbesitzer. "Prolet" ist eben nicht einfach das Gegenteil vom Gegenteil eine Banausen, obwohl es natürlich schon stimmt, dass dieser Arbeiterpöbel, der nichtmal studiert hat und nichts von Wagner kennt, prinzipell eklig und politisch gefährlich ist; Hitler hätte gesagt "lebensunwert" (haha bin ich lustig!). Proletarier (kicher) sind ja eh irgendwie jüdisch (prust). Es wird ja auch dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass die Nazis durch die Unterstützung des Proletariats an die Macht gekommen sind, von der vor allem deutschnationale Bildungsbürger sie fernhalten wollten. Dies entsprich in Geist un Inhalt der nichts weniger als berechtigten Mahnung E. Stoibers, in Zukunft klarer zu machen, dass die Nationalsozialisten in erster Linie Sozialisten waren. Aber stimmt das wirklich so? Für diese These spricht, dass Hitler ja als erstes die DNVP verboten hat, nicht etwa die KPD. Außerdem spricht dafür, dass alle bürgerlichen, konservativen und liberalen Parteien gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt haben, während als einzige noch nicht verbotene Partei die SPD dafür war. Ach nee, war doch umgekehrt. Tja. Das lag dann wohl an der harten Konkurrenz um dieselbe Wählerschicht? Zum Glück lässt sich sowas empirisch klären... Siehe da! Es ist völlig falsch! Wer hätte das gedacht! Die NSDAP fand breite Zustimmung in allen Schichten der deutschen Gesellschaft, aber die Arbeiterschaft war unter ihren Anhängern unter- und nicht überrepräsentiert; viel wichtiger war die auch zahlenmäßig größere Mittelschicht. Das zeigen eigentlich alle Untersuchungen zur Wählerschaft der NSDAP, deswegen verzichte ich auf eine Quellenangabe.

Logik siegt? Nun, "Logik ist der Anfang aller Weisheit, nicht ihr Ende." (Spock)

Anonym hat gesagt…

siehe da. es freut mich, daß ich dich mit meinem post so ausgiebig beschäftigen konnte. entgegen deiner vermutung bin ich leider kein großbürger oder -verteidiger, weshalb die gutgemeinte polemik mich nicht berührt. aber lassen wir das. du sprichst von empirischen daten? gut. im gegensatz zu dir, die du sicher alle empirischen daten zum ns auswendig beherrschst, verzichte ich dann mal NICHT auf eine quellenangabe und zitiere aus:
Schäfer, Wolfgang: NSDAP. Entwicklung und Struktur der Staatspartei des Dritten Reiches (Schriftenreihe des Instituts für Wissenschaftliche Politik in Marburg/Lahn, Nr.3). Hannover/Frankfurt 1956. S.17.

"Sozialstruktur der NSDAP 1933

Arbeiter 32,5%
Angestellte 20,6%
Selbständige 17,3%
Beamte 6,5%
Bauern 12,5%
Sonstige 3,7%
Rentner 1,6%
Hausfrauen 4,1%
Studenten 1,2%"

es tut mir beinahe leid, das widerlegt zu haben, wo du dich mit so viel verve hineingelegt hast. aber wie wir großbürger nunmal sind: kurz in die bibliothek gegriffen, eine zigarre geschmaucht und weiter geht's...

Anonym hat gesagt…

ach so, ich schmökere da gerade bei meinem cognac auf derselben seite herum (ebd.) und entdecke, daß ich zu meinem bedauern noch einmal nachlegen muß:

"die Arbeiterschaft war unter ihren Anhängern unter- und nicht überrepräsentiert; viel wichtiger war die auch zahlenmäßig größere Mittelschicht."

das muß ich bei allem guten benehmen als eine haarsträubend unwissende besserweisserei kritisieren: 1. weil eigentlich selbst bauern (so ein snob!) wissen, daß die weimarer republik nicht gerade ein mittelstandsparadies war und 2. weil laut "sozialgliederung der gesellschaft 1930" (ebd.) die "Arbeiter 45,9%" ausmachten, dagegen die nächstgrößere gruppe, "Angestellte", nur "12,0%" - und huch, "Beamte" gar nur "5,1%".

ich ehre nichtsdestotrotz ihre ehrlich bemühte zuneigung zur wissenschaft...

spit_Z hat gesagt…

Liebe anonyme Person, langsam wird es mir echt zu blöd. Wenn man's auf keinem Auge blickt, wie wäre es dann einfach mal mit Fresse halten? Nimm nur mal deine eigenen Zahlen. Die beziehen sich leider auf Parteimitglieder, während wir von der Wählerschaft sprachen, aber solche Details sind offenbar nebensächlich, es geht wohl nur um Klugscheißerei. Beeindrucken soll mich wohl die Zeile "Arbeiter 32,5%", vermutlich weil sie ganz oben steht oder so. Aber im intellektuellen Schwanzvergleich mit mir ziehst du einfach den kürzeren, denn, was du nicht vermutet hättest, weil du von dir auf andere schließt, ich kann addieren. Wenn ich aber flugs die Anteile der Selbständigen, Angestellten, Beamten und Studenten zusammenzähle, komme ich auf 45,6%, und - ich schreibe es vorsichtshalber auf - das sind mehr als 32,5%. Natürlich ist es trotzdem richtig, zu behaupten: "hitlers wählen haben sich zum allergrößten teil aus dem 'proletariat' rekrutiert." Man muss sich halt nur die übrigen Teile entsprechend zurechtschnippeln.
Eigentlich ging es aber um die Frage, ob Arbeiter in der NSDAP-Anhängerschaft über- oder unterREPRÄSENTIERT waren, und da helfen uns diese Zahlen allein kein bisschen weiter! Du intellektuell halbe Protion, du breimäuliger Faselhans, du Liderjahn von einem Schmalspursoziologen - wir brauchen eine VERGLEICHSGRÖSSE, du DEPP, sowas wie den Anteil der Arbeiter an der Gesamtbevölkerung! Mehr dazu weiter unten.

Nicht richtig, das gebe ich zu, war meine Behauptung, die Mittelschicht sei größer gewesen als die Arbeiterschaft. Das war ein Lapsus. Ich bezog mich u.a. auf eine Grafik, die hier: http://www.vwv.de/images/08_ges/pdf/110922_s122.pdf nachzuschlagen ist, die den Anteil der Arbeiter an den Wahlberechtigten von 1930/33 mit 28% beziffert. Hier geht es aber nur um Berufsgruppen, der SCHICHT der Arbeiterschaft sind natürlich auch ein Teil der "Hausfrauen, Rentner, Pensionäre" zuzuschlagen. Wer dagegen alles zur Mittelschicht zu zählen ist, ist freilich sachlich und begrifflich kontrovers. Ich lasse das mal beiseite, denn es ist auch nicht der Punkt, um den es eigentlich geht.

Für den verwirretn Leser will ich lieber klären, wie die Diskrepanz zu den von unserem Anonymus zitierten Wert "Arbeiter 45,9%" zustande kommt. Das liegt daran, dass, was Anonymus entweder selbst nicht bemerkt hat (hoppla, das kleine schwarze Zeug da unten ist kein Fliegenschiss, sondern eine Fußnote!) oder für unwesentlich hielt, sich seine Zahl auf den Anteil an der erwerbstätigen (!) Bevölkerung bezieht. Ich habe gerade Ergebnisse der Volkszählung von 1925 vor mir. Die Zahlen unterscheiden sich nicht dramatisch von denen von 1930: Arbeiter 45,1%, nämlich 14,443 Mio von 32,009 Mio Erwerbstätigen bei einer Gesamtbevölkerung von 62,410,619.
Behalten wir diese VERGLEICHSZAHLEN im Auge und betrachten wir die Mitgliederstruktur der NSDAP. (Ich stütze mich auf M. Broszat, "Der Staat Hitlers", München 1969.) Unter den 121000 erwerbstätigen Mitgliedern, die die NSDAP vor dem 14.09.1930 hatte, waren 34000 Arbeiter, das sind 28,1%. Zwischen dem 14.09.1930 und dem 30.01.1933 verzeichnete die NSDAP 670000 erwerbstätige Neumitglieder, davon waren 233000 Arbeiter: 33,5 %. DIESE Zahlen sind DIREKT zu vergleichen mit den 45,1% bzw. 45,9% der Arbeiter unter allen Erwerbstätigen des Deutschen Reiches. Das heißt, die Arbeiter waren unter den Mitgliedern UNTERREPRÄSENTIERT: q.e.d.

Was die Wählerschaft angeht, ist die Datenlage wesentlich schwieriger, was in der Natur des anonymen Wahlrechts begründet liegt. Doch auch hier herrscht meines Wissens Einigkeit darüber, dass die NSDAP unter der Arbeiterschaft weniger populär war als bei der Gesamtheit der Wahlberechtigten oder insbesondere unter den Angestellten, Beamten und Selbständigen. Nur zur Illustration, und weil ich die Zahlen gerade vor mir habe, folgende kleine Auflistung, die sich auf die Reichstagswahl vom 14.09.1930 bezieht:
Die Berliner Verwaltungsbezirke mit dem HÖCHSTEN Stimmenanteil für die NSDAP waren Steglitz: 23,9%, Schöneberg: 19,9% und Wilmersdorf: 18,8%. Der Anteil der Arbeiter an den Berufstätigen dieser Bezirke war respektive 23,3%, 23,5% und 16,0%. Angestellte und Beamte waren dagegen 38,9%, 35,6% und 32,9%. In diesen Bezirken erhielten SPD und KPD zusammen respektive 30,6%, 38,6% und 31,4% der Stimmen.
Nun die Bezirke mit dem NIEDRIGSTEN Stimmenanteil für die NSDAP: Wedding 8,9%, Neukölln 11,0%, Friedrichshain 11,6%. Arbeiter-Anteil unter den Erwerbstätigen: 57,0%, 51,4%, 52,1%. Dagegen Angestellte und Beamte: 20,6%, 25,6%, 21,7%. Stimmenanteil von KPD und SPD: 71,0%, 67,5%, 66,7%.
(Quelle: E. Hennig, "Bürgerliche Gesellschaft und Faschismus in Deutschland", Frankfurt am Main 1977.)

Wenn schon unsachlich Propaganda machen mit aus dem Kontext gerissene Zahlen, dann bitte mit der richtigen politischen Schlagseite, nämlich der linken. Ich zitiere folgende Seite: http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/kontinuitat.html
"Die Mitglieder der NSDAP gliederten sich 1935 in folgende Berufsgruppen bzw. soziale Schichten (Zahlen hinter dem Komma gerundet):
Von 15 Millionen Arbeitern waren in der NSDAP: 756.000 (5 Prozent).
Von 4 Millionen Angestellten waren in der NSDAP: 484.000 (12 Prozent).
Von 5,3 Millionen Selbständigen (incl. Bauern) waren es: 730.000 (14 Prozent)
Von 1,2 Millionen Beamten (ohne Lehrer) waren es: 223.000 (18,5 Prozent).
Von 286.000 Millionen Lehrern waren in der NSDAP: 84.000 (30 Prozent).
(Daten aus: Renzo Vespagnani, Faschismus, Berlin 1976: 60)"

PS: Lieber Anonymus, du brauchst dich nicht zu freuen über meine ausführlichen Antworten, denn ich mache das hier nicht für DICH, sondern für mein Ego, für unsere Leserschaft bzw. den Teil derselben, der nicht so dämlich ist wie du, und für die Aufklärung.

Anonym hat gesagt…

ich glaube, das alles durchzulesen ist mir jetzt zu lange. immerhin weißt du dich zu beschäftigen. dein ego scheint jedenfalls sehr anfällig für kritik zu sein, daß du dich so abstrampelst. glücklicherweise: meins nicht.

spit_Z hat gesagt…

Anfälligkeit für Kritik ist das Prinzip der Wissenschaftlerin. Selbstzufriedenheit ist das Prinzip des Klugscheißers. Und so können wir ja alle mit dem Ergebnis glücklich sein.