Ach ja, mal wieder fängt ein neues Semester an, und ein Blick in die Vorlesungsverzeichnisse beweist erneut, dass eh alles zu spät ist.
Sowas wie politische Theorie ist ja in Politikwissenschaft schon lange out und wird eigentlich kaum noch gemacht (3! Hauptseminare). Dafür gibt es Veranstaltungen mit klingenden Namen wie: "Vergleichende Policy Analyse: Agenda Setting und Policy Framing", wo es um Politik aus so einer Art betriebswirtschaftlichen Perspektive geht, nehme ich an. Jedenfalls gehört jeder, der sowas freiwillig besucht, sofort auf die schwarze (naja, die Farbe ist eigentlich egal) Liste für nach der Revolution gesetzt.
Bei den Kulturwissenschaftlern ist eh schon Hopfen und Malz verloren ("Können Blumenbilder lügen?", "Geschlecht als Wissenskategorie"), da ist es ja nur recht, wenn jetzt unser insgeheimer Lieblingsfeind (ausgelöst durch diesen Artikel hier) Cord Riechelmann dort als Gastdozent auftritt ("Von Aristoteles’ Nachtigallen zum Ritornell", aber was sag ich...). - Bemerkenswert dabei, dass die Seite des Instituts für Ästhetik so hässlich ist...
Allerdings gibt es da auch ein Seminar mit dem Titel "Libertinismus im 18. Jahrhundert", das ich mir vermutlich nicht entgehen lassen werde. Schließlich will ich was für's Leben lernen!
In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine kleine Empfehlung abgeben, für einen zwar schon 7 Jahre alten, dafür aber nicht sehr bekannten französischen Film: Le Libertin (dt. Titel: "Liebeslust und Freiheit") von Gabriel Aghion (der bestimmt viel besser ist als der gleichnamige mit Johnny Depp aus dem Jahr 2004). Hauptfigur ist Denis Diderot (Vincent Perez), der nackt auf dem Gut von Baron d'Holbach rumhüpft und sich einen Scheiß um Anstand und Konvention schert, solange es um sein eigenes Sexualleben geht, aber ganz neue Aspekte entdeckt, als seine adoleszente Tochter mit der Idee spielt, es ihm gleichzutun. Nebenbei wird im Keller unter der Kapelle heimlich der nächste Band der verbotenen Enzyclopädie gedruckt, was aber der vorbeischauende Kardinal selbstverständlich nicht merken darf.
(Interessant ist auch, dass es Bilder aus dem Film mit dem nackten Diderot nur auf einer russischen Kinoseite gibt... allerdings leider zu klein um sie zu verwenden...)
Und passend zum Thema noch ein Zitat der Woche, dann wäre ja erstmal das Gröbste an Versäumnissen der letzten Wochen aufgeholt...
"Wir müssen die Freiheit als seelischen Wert erst wieder begreifen und gewinnen lernen. ... Freiheit ist nicht Zügellosigkeit, Liberalismus nicht Libertinismus!"
Prof. Dr. Theodor Heuss, 1946
Dienstag, 2. Oktober 2007
Können Blumenbilder lügen?
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