Montag, 24. Dezember 2007

Ni dieu, ni maître, ni Noël

Heute feiern alle Christen die Geburt des Christkindes (außer denen, die die Gregorianische Kalenderreform noch immer nicht anerkennen). Denn schließlich heißt es in Joh. 3, 1-3: "Es begab sich aber am vierundzwanzigsten Tage des Monats Dezember, im Jahr 7 v.Chr., dass in Bethlehem das Christkind geboren ward. Doch der Herr bewirkte in seiner unermesslichen Gnade, dass durch ein Wunder der Hymen der Heiligen Jungfrau Maria beim Geburtsvorgang unversehrt blieb. Die Engelein auf dem Dache schmetterten zu Fanfarenklängen 'Last Christmas' von 'Wham!'."

Für alle, die lieber eine Tasse im Schrank als einen Engel auf dem Dach haben, gibt es heute aber auch noch anderes zu feiern. Zum Beispiel besteht eine Chance von vier zu 1461, dass es ein 24. Dezember war, an dem Lucretia von einem Sohn des letzten römischen Königs vergewaltigt wurde und sich daraufhin des Leben nahm; laut Überlieferung der Auslöser für den Sturz des Königtums und die Errichtung der römischen Republik. Außerdem wurde Lucretias Verhalten sowohl von heidnischen Römern als auch, Jahrhunderte später, von den Christen als vollkommene Verkörperung der Tugend der Keuschheit gepriesen. Naja. Hätte sie mal lieber den Vergewaltiger umgebracht. Mein Lieblingsbild zu diesem Thema stammt von Il Sodoma (1513). Hätte Lucretia gewusst, dass sie zweitausend Jahre später SO gemalt werden würde, hätte sie es sich vielleicht nochmal anders überlegt:
Viel lieber mag ich da eine andere Geschichte, die ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von vier zu 1461 an einem 24. Dezember stattgefunden hat: Beim Diskuswerfen, der antiken Variante von Frisbee, wobei allerdings mit Tonscheiben operiert wurde, da es ja noch kein Plastik gab - beim Diskuswerfen also verursachte kein Geringerer als Apollon den tragischsten Sportunfall aller Zeiten. Um seinen jungen Favoriten, den wunderschönen Hyazinth, zu beeindrucken, schleuderte er den Diskus mit aller Kraft. Hyazinth, nicht minder bestrebt, Eindruck auf seinen göttlichen Liebhaber zu machen, rannte so schnell er konnte, um die Scheibe zu fangen. Allerdings erwischte eher der Diskus den Jungen als umgekehrt, und Hyacinth war dahin. Der arme Apollon konnte nichts mehr tun, als, bittere Tränen weinend, aus dem Blut des Jünglings eine Blume, die Hyazinthe, wachsen zu lassen.
Kann man sich eine anrührendere Geschichte vorstellen? Ich jedenfalls nicht. Jean Broc ebenfalls nicht, wie sein wunderbares Ölgemälde von 1801 beweist (welches das Geschehen freilich nicht im Dezember, sondern in eher sommerlicher Umgebung verortet):

Sonntag, 9. Dezember 2007

Wahlempfehlung für die Hansestadt Hamburg

Im inoffiziellen Auftrag der von Nordzypern nicht anerkannten Exilregierung der Volksrepublik Kap Verde unterstützt das Spitzboubenkollektiv im laufenden Hamburger Wahlkampf "Die Partei". Diese Entscheidung fällte der Sonderbeauftragte des Politbüros für internationale Beziehungen zu kapitalistischen Feindstaaten einstimmig, nachdem er sich von Spitzenkandidat Heinz Strunk durch dessen Wahlkampf-Auftaktrede vom 04. 12. 2007 hat restlos überzeugen lassen. Ganz offensichtlich ist "Die Partei" derzeit die einzige politische Kraft in Hamburg, wenn nicht in Deutschland, die es schafft, Persönlichkeiten von intellektuellem und politischem Format für leitende Ämter zu nominieren.



Samstag, 1. Dezember 2007

Samstag, 01.12.2007

Um mal wieder das Tagebuchartige an diesem Blog stärker zu betonen, heute ein ganz privater Eintrag:
Be ist nämlich heute zum aller aller aller ersten Mal alleine Auto gefahren, was zugleich das erste Mal ist, seitdem sie ihre (in Berlin zugegebenermaßen völlig überflüssige, aber dafür zu Klimaerwärmungszwecken potentiell nützliche) Erlaubnis zum Führen eines zweispurigen Kraftfahrzeuges bis zu einer Obergrenze von 3,5t besitzt! Und sie hat keinen Unfall gebaut (ist das der korrekte hochdeutsche Ausdruck? - Oder was sagt man sonst: Unfall gemacht? Unfall erzeugt? Unfall herbeigeführt?).
Nur beim Tanken hat sie sich ein klein wenig blamiert, indem sie sich von einem etwa 11jährigen türkischen Jungen erklären lassen musste, dass der Tankdeckel nur dann aufgeht, wenn man das Auto nicht abgeschlossen hat. Aber immerhin war der dann ebenso außerstande wie sie, den inneren Schraubdeckel des Tanks zu lösen - was sie dann aber schlussendlich doch noch hingekriegt hat und somit das alles sich zu einem glücklichen Ende fügte...
Jetzt sucht Be nach Anlässen, zu denen sie ein Auto benutzen könnte (denn wie schon erwähnt, braucht sie eigentlich keins), um ihre driving skills zu verbessern...

Montag, 26. November 2007

Heute keine Sätze, akute Grammatophobie

Heute nur kurz: Neuer Webcartoon entdeckt, siehe unten Liste. Hier Kostprobe:

Sonntag, 25. November 2007

Das Spitzboubenblog wurde gehackt!

Login-Name: Spitzboube@gmail.com
Passwort: 1234

Tja, da hätten die Spitzbouben bei der Passwortwahl mal lieber ein bisserl kreativer sein sollen! Zu spät. Hiermit verkünde ich den Sturz des Triumvirats und damit die Zwangsdemokratisierung dieses schönen Internettagebuchs. Ab jetzt bestimmt ihr, die User, wo’s langgeht. Los geht’s: Die Farbe dieses Blogs wird geändert.

Donnerstag, 22. November 2007

Dialog der Kulturen (diese Überschrift ist geklaut)

Ein Gespräch:
Junger Mann: "Ich war gestern bei Onkel Toms Hütte*" [*ein U-Bahnhof im äußersten Südwesten Berlins]
Junge Frau: "Was hast du denn da gemacht?"
Junger Mann: "Ich wollte mal sehen, wie's da ist."
Junge Frau (irritiert): "Du fährst wo hin, nur um zu sehen, wie es da ist??"
Junger Mann: "Ja. Wozu fährst du denn in Urlaub?"
Junge Frau (in übertriebenem und belustigtem Tonfall, als sei das von ihr Gesagte das Selbstverständlichste von der Welt und als verstünde sie nicht, wie man überhaupt diese Frage stellen könnte): "Äh, um zu entspannen!!?"
Junger Mann: "Ja, klar, aber ich meine, wozu fährst du in andere Länder?"
Junge Frau (im gleichen Tonfall): "Um zu entspannen!!? - Jedenfalls fahr ich bestimmt nicht wohin, nur um zu wissen, wie es dort ist. Wie soll es da schon sein - Sonne, Strand, Meer." Pause "Und wie ist es da so, bei Onkel Toms Hütte?"
Junger Mann (erzählt begeistert wie es da so ist): "Also die haben da echt so... [usw.]"

Montag, 19. November 2007

Amoklauf!

Durch diesen Blogeintrag (auf den mich ein Freund aufmerksam machte) bin ich wieder auf eine Band gestoßen, die ich vor ungefähr fünf Jahren mal auf einem kleinen Festival in meiner süddeutschen Heimat hörte: MONO FÜR ALLE. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck: Ein schlaksiger Berseker hinter einer Art Stehpult stehend, in ein weißes Gewand gehüllt, zwischen Jesus-Hemd und Irrenanstalt, zottelige, veschwitzte Haare, brüllte sich mit seiner zarten, hohen Fistelstimme die Seele aus dem Leib - und das auch noch mit so schön-bizarren Texten ("Honecker, bitte, komm zurück, ich brauch keine Bananen!") - siehe unten. Damals kaufte ich ihre selbstgebastelte CD, die aber leider einen Kratzer hatte und deswegen nicht funktionierte. Aber, natürlich, bei YouTube gibt es all die tollen Lieder ja auch. Nur für euch, weil es so schön ist:





Man möge in dem verlinkten Blogeintrag gerne lesen, wie absurd sich der deutsche /bayrische Staatsschutz mal wieder aufführt, von wegen "extrem konspiratives Vorgehen". - Ich finde, unser Blog ist auch "extrem konspirativ", weil im Grunde niemand weiß, wer sich hinter be, bou und spit_Z eigentlich so richtig in Wirklichkeit verbirgt. In diesem Sinne rufen wir alle zum Amoklauf auf und dazu, "Mono für Alle" im Geiste beizustehen.

Montag, 12. November 2007

Unkritische Jubelarie auf haltlosen Konsum von überflüssigen Produkten

Die ZIA (Zentrale Intelligenz Agentur), die wir alle verehren und lieben, hat ein neues Spielzeug hervorgebracht. Nachdem wir ihr schon die Riesenmaschine, die Lesemaschine, Bachmannpreisunterwanderungen und -börsenspekulationen, Unwissensbücher sowie allerhand anderen Unsinn verdanken (ich glaube auch, das großartige, superschlaue Supatopcheckerbunny und das dazugehörige ein bisschen weniger schlaue Hilfscheckerbunny sind irgendwie auf deren Mist gewachsen oder zumindest desselben Geistes Kind, wie man so oder so ähnlich sagt...)... ähm... Jedenfalls, die ZIA, die wir alle verehren und lieben, hat also wiedermal die Welt bereichert. Und zwar diesmal mit einem ganz und gar dem heutigen individuell-konsumistischen Selbstverständnis der urbanen Bohème (die haben sie auch erfunden, hieß dann digitale Bohème und war irgendwas mit Arbeit...) entsprechenden Dingens: dem SHOPOSKOP - ein Persönlichkeitstypentest, der die idealen Konsumprodukte für den jeweiligen willigen Popkultursklaven herausfindet und sofort zum Internet-Kauf anbietet.

Super, das. Haben wir alle drauf gewartet. Die Welt krankt ja eigentlich nur daran, dass die tollen bunten Produkte, die der erfindungsreiche Kapitalismus so hervorbringt, nicht individuell genug zugeschnitten sind (genau das meinten ja auch schon Adorno und Horkheimer, als sie in der Dialektik der Aufklärung schrieben: "Für alle ist etwas vorgesehen, damit keiner ausweichen kann, die Unterschiede werden eingeschliffen und propagiert. [...] Der Schematismus des Verfahrens zeigt sich daran, daß schließlich die mechanisch differenzierten Erzeugnisse als allemal das Gleiche sich erweisen." (DdA, S. 131)) und man außerdem in all dem Produktgewirr und Konsumchaos sich gar nicht zurechtfindet. Also DANKE, liebe ZIA, die wir dich alle verehren und lieben, ich denke, wir alle sind uns einig, das dies der finale Schritt zur Weltverbesserung war! Eine Konsumententypisierung, der sich endlich auch alle alternativen urbanen Media-Bohème-Linken uneingeschränkt und ohne Zögern enthusiastisch hingeben werden, und die somit endlich und endgültig die (westliche, poplinke, urbane) Menschheit unter dem Banner der Kulturindustrie vereinigt!
Jetzt kann man also mit nur ein paar kleinen lustigen Reglern und Ankreuzfeldern feststellen, was für jemand man ist - in Bezug auf zu erwerbende Gegenstände; etwa: fasst man lieber an oder betrachtet man lieber? - und schon bekommt man lauter tolle Gegenstände zum Kauf angezeigt, die man sofort haben will, weil sie genau perfekt ideal passen, also genau DAS, was man SCHON IMMER haben wollte, von dem man aber bisher noch nicht wusste, was es ist; das Produkt, das quasi wie die fehlende zweite Hälfte ist, die einen komplett macht; das ideale Spielzeug, das ewiges Glück verheißt und so - Nun ja, so stellt man sich das jedenfalls vor, als leidenschaftlicher Anhänger, aber ganz so ist es leider doch nicht. Denn irgendwie ist es ein gewisser, nicht zu übersehender Mangel, dass die Produkte, die einem nachher angedreht werden, genau dieselben langweiligen Produkte sind, die es überall gibt und die man eh schon kennt und die kein bisschen originell und persönlich sind.

Vielleicht hätte die ZIA die Produkte gleich mitentwickeln sollen, anstatt einfach die bei Shopping.com (der Kooperationspartner, für dessen Webseite die famose Apparatur entwickelt wurde) vorhandenen zu nehmen...

Vielleicht liegt dieser Eindruck, den ich gewonnen habe, aber auch nur daran, dass ich bisher bei meinen Typisierungsversuchen immer irgendein "Kitschkopf" war und dementsprechenden Tand angedient bekam, wie Kaschmirschals und Single-Kaffee-Sets und Granatarmbänder... bestimmt nur, weil ich Sport nicht mag (und also Kunst wählen musste) und nichts "mit Tieren" machen wollte... wahrscheinlich liegt es also nur daran, dass ich mich dem Testungsmechanismus noch nicht genügend angepasst habe um ihn optimal zu benutzen.

Mittwoch, 7. November 2007

Nanu, wunderte ich mich, ein Rätsel

Um die hungrigen Lesermassen ein wenig zu beruhigen und zu beschäftigen, hier ein neues Rätsel. Natürlich habe ich versucht, es schwieriger zu machen als beim letzten Mal, aber da es sich ja hier nur um echte Rätsel handelt, also um Textstellen, die ich tatsächlich in der U-Bahn bei Sitznachbarn mitgelesen habe, ist mein Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad natürlich gering. Jedenfalls lautet der aktuelle zuzuordnende Satz so:

"'Nanu?' wunderte sich Vitus, 'Was hat euer Lidmuskel mit dem Schwarzen Tod zu tun?'"

Der grobe Kontext ist natürlich relativ leicht zu erraten, offenbar handelt es sich um eines von diesen pseudomittelalterlichen Fantasy-Büchern oder einen sogenannten Historienroman. Aber davon gibt es ja unzählige.
Das Wort "nanu" ist nicht unbedingt eines, das in der Hochliteratur so gebräuchlich ist, die Volltextsuche im Digitale Bibliothek-Band "Meisterwerke deutscher Dichter und Denker" ergibt nur zwei Fundstellen, eine in Fontanes "Stechlin" und eine im "Hungerpastor" von Wilhelm Raabe.
Nach diesen wertvollen Informationenen wird die Lösung hoffentlich bald gelingen, ich weiß ja um die Raffinesse unserer Leser.
Allerdings schien mir da neulich eine gewisse Anspruchshaltung bezüglich der ausgelobten Preise Einzug zu halten. Als würde die Unterhaltung, die wir hier durch derartige Rätsel bieten nicht genügen! Als hätten wir es nötig, unsere Leser mit materiellen Gütern zu bestechen, damit sie unsere Rätsel lösen! Folgender Preis wird dennoch großzügigerweise zur Verfügung gestellt:

Der Gewinner darf einmal **!GRATIS!*!EXCLUSIV!** von mir schlecht träumen! Gestaltet den Traum, ganz wie es euch einfällt! Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - ob Be euch als heimtückische Mörderin heimsucht oder als grünes, sabberndes, pickeliges Monster - erlebt, wie sie euch im Schlaf am Kragen packt!
Ein Privileg, das kaum jemand jemals haben durfte! Also ich hoffe, das ist euch ein Ansporn!

Donnerstag, 25. Oktober 2007

"Und sie bewegt sich doch"? Ihr glaubt auch jeden Stuss!

-- Achtung! Langweiliger wissenschaftskritischer Artikel mit komplizierter physikalischer Argumentation, die gutes räumliches Vorstellungsvermögen verlangt! --

Nehmen wir einmal an, die Erde würde sich um ihre Achse drehen. Wenn man nun einen Stein von einem Turm fallen lässt, dann müsste sich (wenn man sich nicht gerade in Polnähe befindet) die Erde unter dem Stein wegdrehen, während dieser fällt; der Stein müsste daher ein Stück westlich des Turmes aufprallen (da die Erde sich nach Osten dreht) und, vom Erdboden (oder vom Turm) aus betrachtet, in seinem Fall eine Kurve beschreiben. Tatsächlich aber fällt der Stein geradlinig nach unten und landet am Fuß des Turmes. Also dreht sich die Erde nicht.

Dies ist das sogenannte "Turmargument", das Galileo Galilei in seinem Werk Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme von 1632 zu widerlegen beansprucht. Wie aber spätestens seit den einschlägigen Veröffentlichungen Paul K. Feyerabends ("Problems of Empiricism, Part II" von 1970, danach ähnlich in "Wider den Methodenzwang", v. a. Kapitel 6 und 7) auch dem letzten Dorftrottel bekannt sein dürfte, ist Galileis Argumentation vollkommen unredlich! Nur durch psychologische Tricks und rhetorisches Blendwerk ist es ihm gelungen, die Nachwelt von der absurden These der Erdrotation zu überzeugen. Das Turmargument steht nach wie vor unwiderlegt im Raum; die Wahrheit braucht nur einen Mutigen, der sie ausspricht, nämlich mich: DIE ERDE RUHT!

Dabei geht es nicht nur um die Rotation des "Globus" um seine eigene "Achse", sondern auch um die angebliche jährliche Umkreisung der Sonne. Wir erinnern uns, was uns in der Schule begebracht wurde: die Erde kreist in einem mittleren Abstand von etwa 149.597.870 km um das "Zentralgestirn"... - Überhaupt die Sonne! Bei ihr handelt es sich angeblich um eine unglaublich riesige Ansammlung von Wasserstoff, der unter dem Druck seines eigenen Gewichts zu Helium "fusioniert". Man weiß gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll. Erstens ist Wasserstoff ein Gas, und Gas ballt sich nicht zu Kugeln zusammen; vielmehr verteilt es sich gleichmäßig im Raum. Zweitens verwandeln sich Elemente nicht einfach in völlig andere Elemente, wenn man nur genug Druck auf sie ausübt. (Nach der Theorie der modernen "Physiker" hätten die Alchemisten des Mittelalters nur kräftig genug auf die Scheiße hauen müssen, um sie in Gold zu verwandeln!) Und selbst wenn Wasserstoff sich "unter hohem Druck" auf magische Weise in Helium verwandeln würde, gäbe es keinen vernünftigen Grund, warum er dabei leuchten sollte - das eigentlich Charakteristische der Sonne wäre also ohnehin noch gar nicht erklärt! Drittens schließlich ist Wasserstoff das leichteste aller Elemente, und selbst Blei beginnt nicht "unter dem Druck seines eigenen Gewichts", sich in etwas ganz anderes zu verwandeln. Das alles ist lächerlich.

Aber ich schweife ab. Man betrachte den angeblichen Abstand Erde-Sonne - knapp hundertfünfzigtausend Kilometer; eine völlig phantastische Zahl. Wie man sich leicht ausrechnen kann, ist der Umfang der angeblichen Bahn der Erde um die Sonne immens. Aber wir wollen das alles einmal gegen jede Wahrscheinlichkeit glauben. Nur vergegenwärtige man sich, mit welcher Geschwindigkeit die Erde sich demnach bewegen müsste! Schon die "Erdrotation" war albern genug; angeblich legt der Erdboben am "Äquator" 465 Meter pro Sekunde (!) auf seinem Weg um die "Erdachse" zurück. Man kann sich also vorstellen, wo ein Trampolinspringer landen würde, der dort seine Übungen vollzöge; oder eben besagter Stein, der von einem Turm fällt. Doch das sind Kinkerlitzchen im Vergleich zur Bewegung der Erde um die Sonne! Denn die Bahngeschwindigkeit der Erde beträgt, so sagen uns die Astronomen unverblümt, durchschnittlich 29,8 Kilometer (!!) pro Sekunde (!!!), also rund das 64fache der Rotationsgeschwindigkeit der Erdoberfläche am Äquator. Und das 3600fache dessen, was in der Tempo-30-Zone erlaubt ist. (Jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung im Straßenverkehr müsste vollkommen absurd erscheinen, wenn wir uns sowieso alle immer derart schnell bewegen.)

Was geschähe unter diesen Umständen mit unserem Stein, den wir vom Turm fallen lassen? Seine Flugbahn müsste mit den Tageszeiten beträchtlich variieren. Um Mitternacht weisen beide Rotationsbewegungen in dieselbe Richtung und addieren sich, wohingegen sie sich Mittags teilweise kompensieren. Morgens rast die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne dem Stein entgegen und müsste die Falldauer auf Millisekunden verkürzen, wohingegen sie ihm abends entflieht. Man vergleiche nur die ungeheure Geschwindigkeit von 29,8 km/s mit der geradezu lächerlich niedrigen Fallbeschleunigung von ca. 9,8 m/s2! Offensichtlich könnte der Stein den Erdboden abends niemals einhohlen – vielmehr müsste er hinter der Erde zurückbleiben und im Weltall verschwinden. (Dies alles gilt unter der Voraussetzung, dass sich die Erde gleichsinnig um die Sonne und um sich selbst dreht; ansonsten gälte dasselbe für die jeweils entgegengesetzte Tageszeit.)

"Und sie bewegt sich doch"? Manche Leute glauben einfach alles, wenn es nur in der BILD oder bei G. Galilei steht. Aber auch wenn mir klar ist, dass ich für meine Argumente nur Hohn und Spott ernten werde, so will ich doch unverdrossen weiter meinen Kampf für die Wahrheit kämpfen und die Fackel des kritischen Denkens hochhalten.

Bewegung ist gefährlich. Wenn die Erde wirklich schon so lange (~4,6 Mrd. Jahre) so schnell (~29,8 km/s) durch die Gegend raste, hätte es sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon längst bei einem Unfall zerbröselt.

Samstag, 20. Oktober 2007

Adorno im Mixer, ach was, erst dilettantisch abgemalt, dann schwarz-weiß-kopiert, zerschnipselt, umgestülpt, angespuckt und ausgelacht

Adorno scheint ja zurzeit mal wieder schwer im Kommen. Das jedenfalls ist mein subjektiver Eindruck. Auch die Kritiker fühlen sich offenbar aufgefordert, darauf zu reagieren - doch anscheinend verläuft eine solche Rezeption in absteigenden Wellen und insbesondere die Kritik wird jedesmal dümmer. Ein hervorragendes Beispiel dafür habe ich auf der Achse des Guten entdeckt, ein Artikel mit dem Titel "Zur Kritik der kritischen Theorie" von einem gewissen Michael Holmes, einen Namen, den man sich gewiss nur merken muss, um ja nie wieder etwas aus Versehen von ihm zu lesen. Der Artikel ist wirklich so schlecht, dass es völlig albern ist, sich darüber auszulassen, aber die Achse des Guten ist ja auch nicht das hinterletzte Provinzblatt. Außerdem habe ich ja durchaus manchmal eine cholerische Ader und die muss ja auch zu ihrem Recht kommen...

Der Tenor des Textes ist ungefähr (oder sogar ziemlich genau) dieser: Die kritische Theorie ist ein höchst ideologisches Gebilde, das alle Übel der Welt in einer Art verschwörungstheoretischen Konstruktion völlig simplifizierend auf eine einzige Ursache zurückführt: das Ganze, die Totalität (in der Tat ziemlich simplifizierend!), der Kapitalismus. Das ist in seiner bestechenden Einfachheit natürlich total attraktiv, besonders für junge Leute, die irgendwie diffus unzufrieden sind mit der Welt, wie es junge Leute halt so sind, deswegen ist die Kritische Theorie von Adorno und Horkheimer nicht nur einfach falsch, sondern äußerst gefährlich. (Ich glaube der Kritischen Theorie ist noch selten vorgeworfen worden, sie würden zu stark vereinfachen oder simplizistisch denken. Auch dass ihre Texte sich offenbar als einfache Erklärung für desorientierte Jungspunde anbieten, ist doch ein einigermaßen kreativer Vorwurf, wenn man sich einen solchen Text mal ansieht.) Noch dazu ist das aber auch total falsch, was sie schreiben, weil besonders Adorno in seinen Texten jegliche empirischen Daten einfach ignoriert (mit der simplen Ausrede, diese seien "positivistisch"), die nämlich allesamt sagen, dass der Kapitalismus, genauer gesagt die Marktwirtschaft, ein Segen für die Menschheit ist, der Wohlstand für alle und qualitativ äußerst hochwertige Produkte (wegen Angebot und Nachfrage) und noch mehr tolle Sachen hervorbringt! Das hat Adorno einfach nicht wahrhaben wollen, dass ja der Verkäufer NATÜRLICH gar nicht anders KANN, als hochwertige Produkte herstellen, weil es sie ja sonst nicht VERKAUFEN könnte! Mensch, dass der DAS nicht gemerkt hat, der Adorno, da ist ja das ganze Kulturindustriekapitel praktisch hinfällig!
Immerhin fällt dem Autor am Ende auf, dass man Adorno und Horkheimer persönlich allerdings nichts vorwerfen könne, sie hätten immer alles richtig gemacht und sämtliche Spinnereien der Linken kritisiert. Diese These mutet in dem Kontext doch seltsam an, es scheint ja fast, als täte sich hier ein riesiger Widerspruch zwischen Theorie und Praxis auf! Wie nur konnten sie es schaffen, alles richtig zu machen, wo sie doch offenbar alles falsch gedacht haben? ZUm Glück haben sie also offenbar ihre eigene Theorie nicht geglaubt. Wahrscheinlich hatten sie sogar Toaster daheim!

Der ganze Artikel ist kaum gehaltvoller als diese Zusammenfassung. Er ist grauenvoll geschrieben und strotzt nur so vor Einfältigkeit. Vom ursprünglichen Erscheinungsort, der sowas ähnliches wie philosophischen Halbjahresschrift "Aufklärung und Kritik" hat man ja nicht unbedingt was anderes erwartet, schließlich war sie schon immer eine scheißliberale Versammlung von (zum überwiegenden Teil) Akademikern der dritten und vierten Reihe, - aber dass die Achse der Guten, bisher (mir jedenfalls) noch nicht durch schlecht geschriebene Jubelarien auf den Kapitalismus aufgefallen, es nötig hat einen derartig dämlichen Scheiß zu veröffentlichen, wundert mich doch. Man kann es wirklich nicht anders ausdrücken, es tut mir leid, aber einen solch dummen Artikel habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Nicht dass es an der Kritischen Theorie nichts zu kritisieren gäbe, aber wenn man offenbar nichts von dem versteht, was in ihren Texten steht, wieso fühlt man sich dann berufen, einen Artikel darüber zu schreiben?

Sonntag, 14. Oktober 2007

spitzbouben sind ein wissenschaftskritisches Bolg. Bzw. blog

Schon lange engagieren wir vom spitzboubenblog uns für eine flache Erde (siehe rechts irgendwo). Denn wir sind kritisch und nicht naiv. Wir glauben nicht einfach alles, was die sogenannte "Wissenschaft" angeblich für vermeintliche "Wahrheiten" bewiesen zu haben behauptet. Denn auch die "Wissenschaft" ist nur ein hegemonialer Diskurs, und zwar in Wirklichkeit, wenn man genau genug guckt, ein gewaltförmiger. Man muss ja nur mal schauen, wer von der sogenannten "Wissenschaft" alles ausgeschlossen bleibt, z. B. Nichtwissenschaftler, schon allein deshalb ist das eine undemokratische Herrschaftsideologie. Mit diesem Artikel eröffne ich eine geplante Textreihe zur kritischen Auseinandersetzung mit der "Wissenschaft". Diese Auseinandersetzung kann aber nicht "unvoreingenommen" und "ergebnisoffen" erfolgen, weil das eine positivistische Fiktion ist, und "unvoreingenommen" immer schon der Standpunkt des kulturimperialistischen weißen Mannes mit Doktortitel ist. Deshalb ist klar, dass nur herauskommen kann, was ohnehin offensichtlich ist: Die "Wissenschaft" als solche ist im Prinzip faschistisch. Denn auch der Faschismus wollte ja eine einheitliche, feststehende und von Autoritäten niedergeschriebene "Wahrheit" für alle verbindlich machen. Und wir wissen ja alle, wohin das geführt hat: in die Gulags der Stasi.

Ich möchte beginnen mit einer kritischen Betrachtung der darwinistischen Evolutionsideologie. Diese rassistische Lehre, an die ja auch die Nazis geglaubt haben, und für deren verfolgte Gegner bis heute kein Holocaustmahnmal errichtet wurde, ist eigentlich so lächerlich, dass Argumente gar nicht nötig sind. Weil aber eine interkontinentale Verschwörung von interessierten Kreisen eine Meinungsdiktatur errichtet hat, ist es trotzdem nötig.
Ich kann jetzt so aus dem hohlen Händchen nicht wirklich eine Widerlegung der Evolution produzieren. Schließlich haben ja auch tausende von bezahlten Biologieschergen des Systems seit Jahrzehnten ganze Bibliotheken vollgeschrieben mit einem ideologischen Wust an "wissenschaftlichen" Texten. Das kann ja kein Mensch widerlegen, das wäre unfair, das zu verlangen. Nur Kulturimperialisten und Wissenschaftsgläubige würden das verlangen.
Aber man kann sich ja nur mal all die Tiere und Pflanzen anschauen und überlegen, wie komplex und vielfältig die alle sind. Wenn die Evolution die alle erklären soll, muss die Evolution ja selber auch irre komplex sein - so komplex wie gar nicht geht. Oder ich sage mal so: Eine so komplexe Evolution, die kann man sich an und für sich ja gar nicht vorstellen. Nun existiert die Evolutionstheorie aber nur in unserer Vorstellung - das geben selbst die Evolutionisten zu, denn es ist ja eine Theorie. Also widerspricht die Evolutionstheorie sich selbst, denn sie behauptet, die Theorie von etwas zu sein, wovon es prinzipiell gar keine Theorie geben kann, weil es zu kompliziert dafür ist.

Außerdem ist klar, dass eine so komplexe Evolution ewig und drei Tage gedauert hätte, zahllose von Millionen von Generationen. Das geben ja auch die Evolutionisten selber zu. Aber es ist albern anzunehmen, dass die Erde schon so lange existiert, wo doch selbst meine Oma nur zwei Generationen älter ist wie ich. Und wenn die Erde so alt wäre, wäre ja die meiste Zeit lang gar niemand dabei gewesen, um davon zu berichten; wie sollten wir aber dann davon wissen? Das geben die Evolutionisten auch selber zu und behaupten, das Alter der Erde zu "erschließen". Zum Beispiel aus dem radioaktiven Zerfall von Elementen, die ganz langsam zerfallen, nicht so wie Plutonium oder so. Sie behaupten, es gäbe ominöse Elemente, die ganz langsam zerfallen, mit einer Halbwertszeit von zig Jahrzehntausenden. Doch damit machen sie sich selbst lächerlich, denn wenn das so wäre, könnten sie es ja gar nicht wissen! Sie könnten unmöglich wissen, wieviel am Anfang dagewesen wäre; also können sie logischerweise aus der Restmenge auch nicht erschließen, wie alt eine Fossilie ist. In Wirklichkeit verfahren die "Forscher" genau umgekehrt und bestimmen die angebliche Ausgangsmenge des radioaktiven Materials aus der festgestellten Restmenge und dem vermuteten Alter; und anhand dieser Werte beurteilen sie dann weitere Fossilien.
Genauso "ermitteln" die "Wissenschaftler" aber auch die angeblich genau bekannte extrem langsame Zerfallsgeschwinigkeit der Wunderelemente, auf denen die Altersbestimmung beruht. Selbst wenn jemand vor tausend Jahren einen Behälter mit genau abgemessener Menge von diesem mysteriösen Zeug gründlich verschlossen hätte, und ganz genau draufgeschrieben hätte, wieviel drin ist, wäre heute praktisch noch genausoviel drin! Was die Wissenschaftler machen, ist letztlich folgendes: Sie behaupten einfach, etwas zerfalle mit einer so langsamen Geschwindigkeit, dass es ohnehin niemand überprüfen kann. Und etwas anderes könnten sie auch gar nicht machen, weil die Zeiträume zu lang sind.
Das ganze ist also in jeder Hinsicht ein gigantischer Zirkelschluss, der nur aus machtpolitischen Gründen aufrechterhalten wird, um Schwarze, Frauen, Psychiatrisierte, Arme, Kinder sowie Geister und vor allem auch Tiere aus dem "wissenschaftlichen" Diskurs fernzuhalten.
Der Wolpertinger: Ärgernis für alle Evolutionsdogmatiker, daher totgeschwiegen und ausgerottet, womöglich in Tateinheit. Ein Völkermord, an dem der abendländische Kulturimperialismus ein weiteres blutiges Exempel für seine Unfähigkeit zu trauern statuiert hat, nur um auch die Entstehung des Lebens endlich marktförmig organisieren zu können.

Freitag, 12. Oktober 2007

Hässlicher Wohnen

Manchmal ist die Hässlichkeit der Stadt schon schockierend. Vor allem die neu gemachte Hässlichkeit, weniger die alte und verfallende Hässlichkeit. Die ist ja meistens gar nicht so hässlich, weil Hässlichkeit mit dem Verfall schön wird. (So meine These jetzt mal.)
Dieses Haus zum Beispiel ist vielleicht nicht besonders schön, das wollte ich nicht behaupten, aber irgendeinen Charme hat es doch noch.














Vor allem, wenn man es mit diesem bald fertiggestellten Exemplar an der Ecke gegenüber vergleicht. Hier wollte man wohl etwas ästhetisch besonders wertvolles produzieren, aber herausgekommen ist (das ist schon vor Fertigstellung überdeutlich zu sehen) Augenkrebs, ein ästhetisches Verbrechen, eine Geschmacklosigkeit sondergleichen, eine Frechheit! Ein Haus in den Lieblingsfarben einer alternden Friedensaktivistin mit Doppelnamen, so sieht das aus. Pädagogisch wertvoll, für eine fröhlichere und "lebendige" Stadt. Genau so.














Eine Geschmacksverirrung, die um sich greift, wie ich feststellen muss, wenn ich mich so umsehe...

Ich bin dagegen! Ich will graue, trostlose, heruntergekommene, verfallende, bröckelnde, öde, langweilige Häuser und keine Belästigung durch bunte Gebäude schon am frühen Morgen, oder zu jeder anderen Tageszeit! BUNT, das ist einfach nicht richtig für ein Haus!

Mittwoch, 10. Oktober 2007

... und manchmal schlechte Laune

Teile des spitzbouben-Kollektivs, die Feyerabend ganz gerne den Kopf abreissen wuerden, wird freuen, dass sie sich in guter Gesellschaft befinden, wie folgendes Zitat aus einem von Lakatos an Feyerabend gerichteten Brief zeigt.

"Your criticisms seem to be reasonable except for your claim that I am the last stronghold of mechanical rationalism which, of course, is bitter nonsense. There is absolutely nothing mechanical about my 'rules' [...] if you go on with this mechanical v. dialectical rationalism, pinning me down with that mechanical nonsense I shall cut off your head."

Zitiert nach Brendan Larvor, Lakatos. An Introduction (London, New York: Routledge, 1998), 84.

Montag, 8. Oktober 2007

Der Philosoph hat immer Recht

"... Jeder beurteilt die Dinge gut, die er kennt, und ist darin ein guter Beurteiler. Gut über einen bestimmten Gegenstand urteilt, wer darin ausgebildet ist, und gut überhaupt, wer in allem ausgebildet ist.
Aus diesem Grund sind junge Menschen keine geeigneten Hörer der politischen Wissenschaft. Denn sie sind unerfahren in den Handlungen, in denen das Leben besteht; diese aber bilden gerade den Gegenstand und Ausgangspunkt der Untersuchung. Ferner wird für sie, die dazu neigen, ihren Affekten zu folgen, das Zuhören vergeblich und nutzlos sein; denn Ziel der politischen Untersuchung ist ja nicht das Erkennen, sondern das Handeln. Dabei ist es gleichgültig, ob sie jung an Jahren oder unreif im Charakter sind; ihre Unzulänglichkeit hängt nicht von der Zeit ab, sondern ergibt sich daraus, dass sie vom Affekt geleitet leben und auf diese Weise ihre jeweiligen Ziele verfolgen. Solchen Menschen bringt das Erkennen keinen Nutzen - ebenso wenig wie den Unbeherrschten. Hingegen wird für diejenigen, die ihre Strebungen nach der Vernunft gestalten und entsprechend handeln, das Wissen über diese Dinge von vielfältigem Nutzen sein."
(Aristoteles, Nikomachische Ethik I, 1, 1094b-1095a, Übersetzung: Ursula Wolf.)

Sonntag, 7. Oktober 2007

Literatur im seidenen Tabaksbeutel

Wenn Leute in der U-Bahn neben mir lesen, versuche ich ja immer, herauszufinden, in was für ein Buch sie da vertieft sind. Meistens gelingt mir das nicht, aber immerhin kann man ein paar Satzfetzen mitlesen, aus denen man dann beurteilen kann, ob es sich um ein gutes oder ein schlechtes Buch handelt.
Gestern konnte ich folgende Satzstücke mitlesen:

"...sie drückte an ihrem seidenen Tabakbeutel herum, als wollte sie fühlen, wieviel Tabak er noch enthielt.

Den nächsten Tag verbrachte Mutter damit, in Gion herumzulaufen."

Eindeutig lässt sich hieraus schließen, dass dies ein schlechtes Buch ist. (Wer mir anhand dieser Sätze Autor und Titel des Buches sagen kann, kriegt von mir persönlich eins in die Fresse gehauen. - Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2007, Rechtsweg ausgeschlossen!)
Und zwar deshalb: In einem guten Buch hätte es geheißen "enthielte" und außerdem wäre der Tabakbeutel nicht "seiden" gewesen. Das klingt sehr nach Fantasy-Kitsch. Oder nach einem klischeebeladenen Frauenreiseroman. Toll, wie ein halber Satz ausreicht, um ein ganzes Buch zu ersparen! Ein Blick auf die Titelseite hätte allerdings vermutlich ebenso genügt.

Soviel zu meinem außerordentlich beeindruckenden Expertenwissen gepaart mit Urteilsvermögen in Sachen Literatur und einen schönen Tag noch!

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Free Burma!

Das ist jetzt unser Beitrag zur Aktion Free Burma!, die heute alle Blogger dazu aufruft, Solidarität mit den Protestierenden gegen die Militärdiktatur zu äußern. Das haben wir hiermit getan.
Ein schlaues Statement dazu gibt's bei Headquarters of Crocodiles.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Werben mit Hitler

Ein origineller Werbeeinfall einer Immobilienfirma aus Dubai... da fällt mir nichtmal mehr was ein, um noch eins drauf zu setzen...

Können Blumenbilder lügen?

Ach ja, mal wieder fängt ein neues Semester an, und ein Blick in die Vorlesungsverzeichnisse beweist erneut, dass eh alles zu spät ist.
Sowas wie politische Theorie ist ja in Politikwissenschaft schon lange out und wird eigentlich kaum noch gemacht (3! Hauptseminare). Dafür gibt es Veranstaltungen mit klingenden Namen wie: "Vergleichende Policy Analyse: Agenda Setting und Policy Framing", wo es um Politik aus so einer Art betriebswirtschaftlichen Perspektive geht, nehme ich an. Jedenfalls gehört jeder, der sowas freiwillig besucht, sofort auf die schwarze (naja, die Farbe ist eigentlich egal) Liste für nach der Revolution gesetzt.

Bei den Kulturwissenschaftlern ist eh schon Hopfen und Malz verloren ("Können Blumenbilder lügen?", "Geschlecht als Wissenskategorie"), da ist es ja nur recht, wenn jetzt unser insgeheimer Lieblingsfeind (ausgelöst durch diesen Artikel hier) Cord Riechelmann dort als Gastdozent auftritt ("Von Aristoteles’ Nachtigallen zum Ritornell", aber was sag ich...). - Bemerkenswert dabei, dass die Seite des Instituts für Ästhetik so hässlich ist...

Allerdings gibt es da auch ein Seminar mit dem Titel "Libertinismus im 18. Jahrhundert", das ich mir vermutlich nicht entgehen lassen werde. Schließlich will ich was für's Leben lernen!
In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine kleine Empfehlung abgeben, für einen zwar schon 7 Jahre alten, dafür aber nicht sehr bekannten französischen Film: Le Libertin (dt. Titel: "Liebeslust und Freiheit") von Gabriel Aghion (der bestimmt viel besser ist als der gleichnamige mit Johnny Depp aus dem Jahr 2004). Hauptfigur ist Denis Diderot (Vincent Perez), der nackt auf dem Gut von Baron d'Holbach rumhüpft und sich einen Scheiß um Anstand und Konvention schert, solange es um sein eigenes Sexualleben geht, aber ganz neue Aspekte entdeckt, als seine adoleszente Tochter mit der Idee spielt, es ihm gleichzutun. Nebenbei wird im Keller unter der Kapelle heimlich der nächste Band der verbotenen Enzyclopädie gedruckt, was aber der vorbeischauende Kardinal selbstverständlich nicht merken darf.
(Interessant ist auch, dass es Bilder aus dem Film mit dem nackten Diderot nur auf einer russischen Kinoseite gibt... allerdings leider zu klein um sie zu verwenden...)

Und passend zum Thema noch ein Zitat der Woche, dann wäre ja erstmal das Gröbste an Versäumnissen der letzten Wochen aufgeholt...
"Wir müssen die Freiheit als seelischen Wert erst wieder begreifen und gewinnen lernen. ... Freiheit ist nicht Zügellosigkeit, Liberalismus nicht Libertinismus!"
Prof. Dr. Theodor Heuss, 1946

Dienstag, 25. September 2007

Klassenfoto und Kampf der Giganten

Was haben Hitler und Wittgenstein gemeinsam? Mehr als man gemeinhin denkt. Nicht nur konnte Hitler die Librettos ganzer Wagneropern aus dem Stegreif aufsagen und Wittgenstein die Melodien dazu pfeifen. Die beiden haben auch zusammen die Schulbank gedrückt, wie folgendes in der Linzer Realschule entstandenes Klassenfoto belegt.



Untersuchungen der Identifizierungsabteilung der Polizei in Victoria, Australien zufolge ist es "sehr wahrscheinlich", dass Hitler und Wittgenstein tatsächlich auf dem Foto zu sehen sind - als ob man Polizist sein müsste, um das zu erkennen. Ist doch eindeutig.

Wer wissen will, wieso Wittgenstein für die Shoa verantwortlich ist, über welche magischen Kräfte Hitler verfügte und wie es dazu kam, dass Wittgenstein sich als Spion für Stalin verdingte, den verweise ich an Kimberley Cornish, The Jew of Linz. Wittgenstein, Hitler and Their Secret Battle For the Mind (London: Century Books, 1998). Die Geschichte des 20. Jahrhunderts muss neu geschrieben werden!

Montag, 17. September 2007

Der Hund der Vergangenheit sucht eine Leiter

Wir scheinen uns hier gerade in einem etwas verspäteten Sommerloch zu befinden. Kann uns jemand raushelfen? Ich hoffe, es ist nicht zu tief... Aber so ganz entfernt, weit oben, sehe ich etwas wie einen Fleck eines grau verhangenen und feucht tropfenden Himmels. Das muss der Herbst sein. Vielleicht besitzt einer der geneigten Leser oder Nichtleser eine lange Leiter oder eine lange Leitung, über die wir wieder in Kontakt zum Informationsstrom der Außenwelt bekommen könnten.

Ansonsten hoffe ich auf Bou, der mir ein kleines Bilderrätsel versprochen hatte.

Einstweilen grabe ich längst vergessen geglaubte Ideen aus und erfreue alle, die sich von sowas eben erfreuen lassen mit einem OBSTAUFKLEBER!

Hier ist er:










Man frage mich nicht, was denn ein Hund auf einem Obst zu suchen hat und auf welchem wohl. Das frage ich mich nämlich gerade selbst, das ist zu lange her, dass ich den gesammelt habe.

Sonntag, 26. August 2007

Oh, jetzt hab ich die Überschrift vergessen -na, hat wahrscheinlich eh keiner gemerkt.

.
Ein Menschheitstraum geht in Erfüllung! Nie wieder das Bett verlassen müssen. Nie wieder aufstehen, nie wieder bewegen, einfach liegenbleiben. Für immer.

Sowas ähnliches müssen sich die Leute in der Werbeagentur wohl gedacht haben.

Andererseits: SOWAS denken Leute in Werbeagenturen nicht. Leute in Werbeagenturen denken:
Das moderne Individuum will seine Finanzen immer und überall im Griff haben, ganz besonders im Bett. Da will es seine Rechnungen zahlen, weil das durchkapitalisierte Individuum das braucht um sich als Mensch zu fühlen, besonders im Bett. Schon morgens vor dem Aufstehen will es wissen, was das Bankkonto sagt, und abends, bevor es das Licht ausknipst, über den Kontostand meditieren. Das Bankkonto ist sein Intimstes, mit dem es das Bett teilt.
Wenn das moderne Individuum das nicht kann, dann fühlt es sich einsam.

Oder weiß der Geier, was Leute in Werbeagenturen so denken, wahrscheinlich irgendwas anderes, wie zum Beispiel: "Klingt gut, irgendwie gemütlich, denkt ja eh keiner so genau drüber nach.", oder gar nichts, oder: "Wann ist endlich Mittagspause."

- aber ich fürchte, ICH kann nicht verbergen, dass ich soeben das neue Buch von Sibylle Berg - "Die Fahrt" - gelesen habe, das merkt man nämlich an dem Geschreibsel hier - ich jedenfalls merke das. Ich hoffe, der Leser sieht mir das nach, ich bin eben auch nur ein Mensch, leicht zu beeindrucken und formbar wie ein Stück weiche Knete. Blaue Knete. Wäre ich dann gerne, bitte. Danke.

Samstag, 25. August 2007

Leider nicht ganz scharfes Photo, ich entschuldige mich dafür.

Wie lange muss ein Vogel wohl so daliegen, bis er so skelettiert aussieht?
Ich finde das ja recht faszinierend, wie man da so genau sehen kann, wie die Federn an den Knochen festgewachsen sind... wie bei dieser Archäopterix-Skelett-Versteinerung. Ab wann hört sowas eigentlich auf, eklig zu sein? Wenn gar kein Fleisch mehr dran ist und nur noch Knochen, oder erst, wenn es ein Paar Millionen Jahre als ist und versteinert?

Freitag, 24. August 2007

"Hello Kitty ist Männerkram!"

Der oder das spitzboubenblog dokumentiert im Folgenden einen Aufruf, wo immer möglich im Internet und außerhalb desselben "Hello Kitty ist Männerkram!"-Gruppen zu gründen. Ziel der Initiative ist eine umfassende Kulturrevolution, zu deren eifrigen Unterstürzern sich der oder das spitzboubenblog nur zu gerne zählen möchte, zumal, anders als damals in China, ein weitgehend unblutiger Verlauf geplant ist. Also, gründet HKiM-Gruppen, bzw. tretet bereits existierenden bei! Für eine NGO neuen Typs!

Als Mädchen auf Hello Kitty zu stehen, geht ja mal gar nicht. "Mädchen" - denn das möchte der typische weibliche Hello-Kitty-Fan ja wohl sein. Süß. Niedlich. Nicht ernst zu nehmen. In einem Wort: Kindchenschema. So etwas finden wir genderkritischen Menschen nicht gut! Nein nein!

Darum stellen wir fest: Hello Kitty ist nur was für Männer! Höchstens auch noch für crew-cut-tragende Butches, für Krawallpunkerinnen und für 1,90m große Kickboxerinnen. Und so. Solche Leute dürfen und sollen Hello Kitty tragen, denn Hello Kitty ist eine großartige ästhetische Errungenschaft des Spätkapitalismus.

Schenkt kleinen Jungs Hello Kitty-Konsumzeugs! Aber haltet es von Mädchen fern, schenkt denen Boxhandschuhe oder Transformers!


Manchmal brauche ich diese Zeile nicht

Momentan ist hier im Blog nicht so viel los, aber schließlich haben auch Spitzbouben mal Sommerferien verdient, und in Australien, wo bou gerade verweilt, ist ja jetzt Weihnachten. Allerding möchte ich allen kommunistischen Freunden des japano-italienischen Arbeiterhelden Super Mario folgenden schönen Link nicht vorenthalten, obwohl gewisse eher ästhetizistisch gesonnene Teile des Autorenkollektivs (be) das gar nicht so toll fanden. Ich aber schon.

Freitag, 17. August 2007

Fucking great stuff!

Übrigens habe ich heute einen ABSOLUT GROßARTIGEN Film gesehen, den ich unseren Lesern hiermit ans Herz legen möchte:

Ex Drummer von Koen Mortier, die Verfimung eines gleichnamigen Romans von Hermann Brusselmans - der einmal, so die Anekdote, die der Regisseur heute erzählte, im belgischen Fernsehen geladen war, um ein EM-Fußballspiel der Belgischen Nationalmannschaft zu kommentieren und dann auf die Frage, wie er das Spiel gefunden habe, so was ähnliches sagte, wie (dabei auf die Frau neben sich deutend): "Keine Ahnung, ich hab nicht zugeschaut, ich hab die ganze Zeit mit ihr rumgemacht."
Das soll als Einblick reichen, der Film jedenfalls: brutal, derb, sehr unkorrekt, dreckig, hässlich, dabei intelligent und an allen Klischees vorbei, sehr lustig und vor allem sehr sehr gut inszeniert! Einer der beeindruckendsten Filme, die ich je gesehen habe, echt wahr! Wollte ich nur mal gesagt haben, vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen von unseren schlecht gelaunten Lesern.

Abgrund, wir kommen!

Ab sofort bin ich blond. Oder jedenfall so was ähnliches, so goldgelb. Das mit der Einwirkzeit und der gleichmäßigen Farbverteilung muss ich wohl noch ein wenig üben - aber dazu wird mir die Gelegenheit nicht fehlen, denn meine Haare wachsen so schnell wie eine Schnecke kriecht (ungefähr).


Das mag jetzt für den einen oder anderen hier nicht so furchtbar spannend sein, denn ihr wusstet ja eh nicht, wie ich vorher ausgesehen habe. (Andererseits habt ihr jetzt hiermit einen Sprung vom Nichtwissen ins Wissen gemacht und das ist doch ziemlich viel wert!) Aber für mich ist es ungeheuer spannend, denn das ist total seltsam jetzt - niemals in meinem bisherigen Leben hatte ich eine andere Haarfarbe als Kastanienbraun! Die Wirkung ist ja komplett anders als vorher! Vielleicht wirke ich jetzt sehr intelligent, oder so, als hätte ich einen total schelchten Geschmack - wahrscheinlich letzteres...
Jedenfalls werde ich nicht davor zurückschrecken, mein neuerworbenes Blondinendasein als Ausrede für sämtliche Blödheiten und Einfallslosigkeiten zu benutzen. Nur damit ihr gewarnt seid! - Dem fortschreitenden rasanten Niedergang dieses Blogs sind damit keine Grenzen mehr gesetzt!

Mittwoch, 8. August 2007

Bloggen und Blockaden

Ich glänze ja auf diesem Blog vornehmlich durch Abwesenheit, seit eine anhaltende Schreibblockade mich gefangen hält. Was wäre also angebrachter, als ein (zaghaftes) Comeback zu feiern, indem ich auf ein Blog hinweise, dessen Autorin ebenfalls hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleiben dürfte.


Oder ist ihr Schweigen doch am Ende eloquent, wie man so eloquent sagt? Oder kommt da noch was? Nimmt da ein Genie einen Anlauf zu einem genialen Spruch? Bekommen wir ein Schwesterblog oder, um die Hierarchien richtig zu stellen, eine kanadische Juniorkorrespondentin, der wir einen Platz innerhalb des Spitzboubenprojekts zuweisen könnten? Oder ist Google ironisch, wenn es das Blog anzeigt, wenn man nach "aptly named" sucht? Ich empfehle genaueste Beobachtung!

Dienstag, 31. Juli 2007

Die BVG, dein Freund und Lehrer

Ach ja, die BVG. Immer für einen Scherz gut...
Neu ist aber, dass sie sich offenbar der sprachlichen Bildung der "Fahrgäste" verpflichtet fühlt, und ihnen komplizierte zusammengesetzte deutsche Begriffe, wie etwa "mutwillige Zerstörung", durch klar verständliche und formschöne Fremdworte nahebringt.

Montag, 30. Juli 2007

"DER FEIND STEHT LINKS..."

"... Wie ihr vielleicht wißt, liebe Freunde, die ihr ja außer der LSD hier und da auch noch andere Sachen lest, gab es in Berkeley, Seattle, New York kleine Revolutionen und die in Berkeley, die im Bombenlegen, Fenstereinschmeißen, Wandbeschmieren bestand, habe ich aus nächster Nähe aus einem VW-Bus beobachtet und dabei selbst fast eine aufs Haupt bekommen. Also das genügte mir, und vor meinen zwei Klassen begann ich mit der Kritik. Erstens, indem ich auseinanderlegte, wie ein wirklicher Anarchist vorgehen würde. Auf einer Karte erklärte ich genau die Lage von Schaltwerken, gab auch an, wie man sie sprengen könnte (schließlich war ich im Krieg nicht umsonst Pionier), dann die Lage von Wasserwerken etc. etc. Zweitens taktische Bemerkungen, Ideologie etc. etc., sodaß sich ergab, wie dieses Unternehmen, von allen Gesichtspunkten aus betrachtet ungenügend, idiotisch, infantil sei. Der Feind ist links - und das nächstemal beginnt die Diskussion unter Teilnahme von SDS Bonzen."
(Paul Feyerabend, Brief an Hans Albert, Februar 1970, zitiert nach Paul Feyerabend, Hans Albert: Briefwechsel, hg. von Wilhelm Baum, Frankfurt am Main 1997, S. 164 f.)

LSD: "Logic of Scientific Discovery" von Karl Popper, deutscher Titel: "Logik der Forschung".
SDS: Students for a Democratic Society.

Dienstag, 24. Juli 2007

Wer ist der coolste Windhund seit Marx? - 2. Runde

Vor einer Weile hatte das internationale Publikum dieses Blogs die Gelegenheit, den ultimativen Fight zwischen zwei Pop-Heroen der linken Gesellschaftskritik auf basisdemokratischem Wege endgültig zu entscheiden. Damals ließ das verbindlich in alle Schulbücher aufzunehmende Ergebnis an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Lenin ist viel cooler als, nomen est omen, Erich Fromm.

Trotz dieses großen Triumphes der historischen Wahrheit über die Propagandalügen revisionistischer Geschichtsverfälscher wurden doch auch gewisse Mängel des Verfahrens offenkundig: Die Wahlbeteiligung (nur einer von 6,7 Milliarden Wahlberechtigten nutzte sein Stimmrecht) erlaubt es leider nicht, gewisse Zweifel an der Repräsentativität des Abstimmungsergebnisses restlos auszuräumen. Daher habe ich für die zweite Runde ein Verfahren gewählt, das mehr dem pragmatischen Geiste des Demokratischen Zentralismus entspricht, dem sich unser "Blog neuen Typs" seit eh und je verpflichtet fühlt: Ich habe die Entscheidung einem Experten überlassen, und die Weltöffentlichkeit hat nunmehr die Möglichkeit, das Resultat zur Kenntnis zu nehmen und zu verinnerlichen.

Bei dem Experten handelt es sich um Hans Albert, der die Quintessenz seiner Forschungen auch im aktuellen "Zitat der Woche" bündig zum Ausdruck bringen durfte. Ich bin sicher, er würde es billigen (hab natürlich nicht gefragt), dass wir folgendes dreißig Jahre altes, aber noch immer aktuelles Statement von ihm verwenden (es stammt aus einem Brief an Paul Feyerabend vom 16. November 1968). (Zwar hat Herr Habermas seine theoretische Position seither beinahe so oft gewechselt wie seine Hemden; wieviel von der Albertschen Kritik durch diese permanente erratische Kurswechselei in immer seichtere, konformistischere Gewässer hinein überholt sein mag, ist eine ganz andere Frage!)

"Was Habermas angeht [...] ist sein neues Buch über Erkenntnis und Interesse eine ziemliche Zumutung. Er läßt einen da an seinem ganzen Verdauungsprozeß teilnehmen, kommentiert in einem fort irgendwelche Philosophen in sehr weitschweifiger Weise, ohne daß viel Neues dabei herauskommt, wird sofort in höchstem Maße unklar, wenn er mal etwas Eigenes zu den Problemen beizutragen versucht. Eine seiner wesentlichsten Strategien hat er beibehalten: Unterscheidungen ohne Unterschied einzuführen, damit er seine Positition auf jeden Fall durchhalten kann. Bei solchem Wortschwindel kann man ihn in einem fort ertapppen. Fast immer macht er eine referierte Auffassung durch seine Umdeutungen schlechter. [...] Etwas wesentlich Neues habe ich in diemem wortreichen, weitschweifigen, unklaren und prätentiösen Buch nicht entdecken können. [...] Ein schönes Angriffsziel an sich, wenn es nicht so mühsam wäre, den Kern des Gedankenmusters herauszuschälen. - Im übrigen finde ich tatsächlich Lenins 'Materialismus und Empiriokritizismus' - was ich auch gerade gelesen habe - besser (und zwar dem Inhalt nach und als Lektüre!). Während Lenin den Idealismus (auch den positivistischen) aufs Korn nimmt und sehr schön zersäbelt, versuchten Apel, Habermas und ihre Anhänger ihn wieder - und zwar indem sie sich in der Maske des Anti-Positivismus präsentieren, wobei das Angriffsziel de facto der Realismus ist - zu installieren: hermeneutischer Idealismus als Fortsetzung der Theologie, um den Bereich des Geistes gegen die Konsequenzen der Darwinschen und anderer Entdeckungen abzuschirmen... [...] Also komm mir nicht mit der Habermas-Produktion; dann schon lieber Lenin und Marx..."
(Zitiert nach: Paul Feyerabend, Hans Albert: Briefwechsel, hg. von Wilhelm Baum, Frankfurt am Main 1997, S. 89 f.)












Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung: Welcher Guru ist auf stylischere Weise verherrlicht worden?

Dieser Post kann Euch ca. 20.000 Seiten unnützer, qualvoller Lektüre ersparen!

"Habermas: schlimm, ganz schlimm"
Hans Albert, Brief an Paul Feyerabend vom 27. Oktober 1969

(Mehr zum Thema finden Sie hier.)

Montag, 23. Juli 2007

Die Schönheit der organischen Natur

Boärgs. Also langsam sollte ich mir Gedanken machen, ob meine Haushaltsführungsunfähigkeit nicht bedenkliche Ausmaße annimmt... - Aber stand der Grünkern da wirklich schon so lange?

Ewiger Abschied

Beate Uhse ist ein seriöses Unternehmen. Abgesehen davon, welche Vorstellungen man dort von einem sexy Décolleté und, ähm, "erotischen" "Gesichtern" hat (das kann man so ja fast nicht schreiben, sind das überhaupt Gesichter??), merkt man das vor allem daran, dass jeder neue Katalog mit tollen Gewinnspielen und "Gratis-Überraschungen" oder "Gratis Super-Sex-Überraschungen" oder auch "einer spannenden erotischen Überrraschung extra" wirbt. Das ganze entpuppt sich dann natürlich als irgendein trashiger Nepp. Die versprochenen "9 Gratis-DVD's" zum Beispiel sind bei näherem Hinsehen nur eine DVD mit Zusammenschnitten aus 9 verschiedenen Filmen. Der aktuelle Katalog kam mit der verlockenden Aufforderung: "Ergreifen Sie jetzt mit ihrem Schlüssel die letzte Chance auf ein Traumhaus im Wert von € 60.000.-*?" Das klingt ja schon ein wenig seltsam - ein TRAUMHAUS für 60.000 €?? Und Sternchen machen ja sowieso sofort misstrauisch! Das "Traumhaus" ist dann auch nur eine Ferienwohnung, aber immerhin "auf einer tropischen Insel" und mit "Whirlpool und Schwimmbad".

Vor circa eineinhalb Jahren nahm meine Fernbeziehung zu Beate Uhse († 16. Juli 2001) eine dramatische Wendung, als ich den aktuellen Katalog mit einer mich in großen Schrecken versetzenden Warnung vorne drauf zugeschickt bekam: "WARNUNG: Wenn Sie nicht reagieren, ist dies ihr letzter Katalog, und wir nehmen ABSCHIED voneinander." Ahhhrrrggg, ABSCHIED, wie schrecklich!! Innen wurde ich informiert, ich hätte schon sehr lange nichts mehr bestellt und wenn ich auch diesmal nichts bestellen würde, wäre es leider nicht möglich, mir weiterhin den wertvollen Katalog zuzuschicken, sie würden das sehr bedauern und mich gerne als Kundin halten und deswegen gäbe es auch extra gratis, wenn ich innerhalb von zwei Tagen antworten würde... oder so ähnlich.
Zu meiner großen Erleichterung entpuppte sich das jedoch bald als leere Drohung. Der nächste Katalog kam, und seither hat einfach jeder Katalog dieses gelb-rote Warnschild außen dran.

Ich habe mich ja immer gewundert, wieso Beate Uhse (und das gilt für ORION gleichermaßen) es nötig hat, seine Kunden mit derartigen durchschaubaren Super-Gratis-Gewinn-Tricks zu locken,

die man sonst von irgendwelchen Lotteriegesellschaften kennt, die dem als absolut dämlich vorgestellten Kunden den Gewinn als speziell für ihn reserviert suggerieren sollen.

Aber sollte Sex nicht von selbst sellen? Ich verstehe das nicht...

Dienstag, 10. Juli 2007

Die BILD - Luthers Vermächtnis?

Heute habe ich mich mal wieder auf die Straße getraut, was ich aus wohlerwogenen Gründen normalerweise vermeide, und naserümpfend festgestellt: Die beliebte Werbekampagne "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht" der noch beliebteren sog. BILD-Zeitung ist wieder da.

Schon vor einigen Monaten warb obengenannte Publikation unter diesem Slogan mit den Portraits von Menschen wie Einstein, Galilei, Gandhi, oder Martin Luther King. (Auch an ein Plakat mit Freud meine ich mich zu erinnern, kann das aber momentan nicht verifizieren.) Ich hielt das für Realsatire at its best und fand es überflüssig, das noch zu kommentieren. Dass die abgebildeten Berühmtheiten der beworbenen Gazette geistig, moralisch und politisch denkbar fernstanden, bedarf keiner gesonderten Erwähnung, sondern macht gerade die Pointe der Kampagne aus. Insofern hält sich das aufklärerische Potential von Satiren der Satire - die Käpt'n Blaubär, Goebbels oder meinetwegen auch Dutschke und Walraff in die Plakate einsetzen - meines Erachtens in engen Grenzen. Der Subtext lautet doch gerade: Die sind tot und können sich nicht mehr wehren; unsere Millionenleserschaft andererseits ist tatsächlich so dumm und ungebildet, dass sie sich nicht verhöhnt fühlt, wie sie ja eigentlich müsste. Der Witz besteht gerade darin, dass die BILD, indem sie sich das Renommee dieser Menschen einfach symbolisch aneignet, beweist: Es kommt gar nicht auf die "Wahrheit" an, und ihr könnt sie solange "sagen", wie ihr wollt - es wird euch nichts nützen, denn nicht Wahrheit, sondern Macht setzt Recht. Von der moralischen und aufklärerischen Leistung der Abgebildeten ist nichts geblieben als ein bisschen symbolisches Kapital, das jedem gehört, der in der Lage ist, es einzusetzen, gleich zu welchem Zweck.

Bald darauf begann die zweite Runde. Statt Realsatire gab es nunmehr absurden Humor mit Tendenz zur Antiwerbung. Vom einen Tag auf den anderen wurden Konterfeis der mutigen Männer ersetzt durch brillante und wahrhaft BILDeske aperçus wie "Ja, mein Busen ist gemacht", "Mutti, du kannst nicht kochen" oder "Schatz, ich habe dich betrogen".

Dann war, jedenfalls in meiner Wahrnehmung, eine ganze Weile lang Ruhe - bis heute. Und was sehen meine verwunderten Augen? Es gibt wieder Prominente, aber diesmal der Exegese bedürftige. So wirbt die BILD neuerdings mit Luther und dem berühmten Photo von Kohl und Mitterand beim Händchenhalten in Verdun. Nun fragt man sich natürlich, welche "Wahrheit" die beiden "Mutigen" dort ausgesprochen haben könnten. Oder will BILD mehr auf die moralische Lehre hinweisen, die aus dieser Episode zu ziehen ist - etwas in der Art von: "Franzosen und Deutsche können doch Freunde sein! Oder jedenfalls Franzosen und Rheinländer"? Oder womöglich: "Weltkrieg ist nicht schön, aber vor allem muss man sich nachher wieder vertragen"?

Nun aber Herr Luther... Welche der zahlreichen von ihm markant formulierten Wahrheiten könnte gemeint sein? Vielleicht: "Darumb auch ungehorsam grosser sund ist dan totschlag, unkeuschheit, stelen, betriegen" (Von den guten Werken, 1520)? Oder eher: "Der esel will schlege haben, und der pofel will mit gewalt regirt seyn, das wuste Gott wohl, darumb gab er der oberkeyt nicht eynen fuchsschwantz sondern eyn schwerd ynn die hand" (Ein Sendbrief von dem harten Büchlein gegen die Bauern, 1525)? Vermutlich doch eher der ähnlich gelagerte Bauernkriegs-Klassiker: "Drumb soll hie zuschmeyssen, wurgen und stechen heymlich odder offentlich, wer da kan, und gedencken, das nicht gifftigers, schedlichers, teufflischers seyn kan, denn eyn auffrurischer mensch, gleich als wenn man eynen tollen hund totschlagen muss." (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)
Ziemlich sicher nicht gemeint sind dagegen Luthers Erkenntnisse aus seinen beliebten Schriften "Von den Juden und ihren Lügen" und "Vom Schem Hamphoras". (Eine interessante Zitatensammlung zum Thema "Luthers Antisemitismus" findet sich hier. Es handelt sich um eine Seite von kirchenfeindlich gesonnenen christlichen Eiferern.)

Donnerstag, 5. Juli 2007

Mittwoch, 4. Juli 2007

The bill, please! - äh - Zahlen, bitte.

"'Zahlen' im Kopf haben. Das heißt, man muß die quantitative Seite einer Situation oder eines Problems beachten, muß eine grundlegende quantitative Analyse vornehmen. Jede Qualität drückt sich in einer bestimmten Quantität aus, ohne Quantität gibt es keine Qualität. Viele unserer Genossen verstehen bis jetzt noch immer nicht, die quantitative Seite der Dinge zu beachten, nämlich die grundlegenden Statistiken, die wichtigsten Prozentanteile und die quantitativen Grenzen, welche die Qualität der Dinge bestimmen; für nichts haben sie 'Zahlen' im Kopf und machen infolgedessen unvermeidlich Fehler."

Folgen wir dem Großen Vorsitzenden und beleuchten wir die quantitative Seite, in diesem Fall des Denglishen, denn darum geht es ja schließlich.
Damit sind wir allerdings schnell fertig, denn Zahlen gibt es eigentlich kaum welche.

Erstens weiß man gar nicht genau, was ein Fremdwort eigentlich ist. Es gibt zwar einige Kriterien (Schreibweise, Wortbestandteile, Aussprache, seltener Gebrauch), aber die sind unzuverlässig. Zur Häufigkeit von Fremdworten weiß der Duden folgendes zu sagen:
In fortlaufenden Zeitungstexten liege der Fremdwortanteil bei 8–9%. Zählt man nur die Substantive, Adjektive und Verben, liegt er bei 16–17%. Wie viele Fremdwörter es im Deutschen insgesamt gibt, weiß man nicht, was kein Wunder ist, weil man auch nicht weiß, wieviele deutsche Wörter es im Deutschen gibt. "Veranschlagt man das gesamte deutsche Vokabular auf etwa 300.000 bis 500.000 Wörter, so dürfte der absolute Fremdwortanteil bei schätzungsweise 100.000 Wörtern liegen. Der mit rund 2800 Wörtern aufgestellte deutsche Grundwortschatz enthält etwa 6% fremde Wörter." Die Verwendungshäufigkeit von Fremdwörtern ist aber weniger hoch als die der echten deutschen Originalwörter. Bezüglich Anglizismen ist nur soviel bekannt: "Der Anteil beispielsweise von englischen Fremdwörtern an der Gesamtheit aller verwendeten Wörter lag selbst bei Untersuchung fremdwortintensiver, nämlich werbesprachlicher Textsorten lediglich bei 4%."

Puh. Bei dieser traurigen Zahlenlage braucht man sich ja nicht zu wundern, wenn selbsternannte Sprachschützer und -putzer unvermeidlich Fehler machen. Und im übrigen lässt dies nur eine einzige Schlussfolgerung zu, nämlich die: Die deutsche Sprache ist noch immer viel zu deutsch. Da gäbe es noch einiges zu tun, auch für mich, wie ich gleich zugebe, bevor sich jemand beschwert.





"'Weniger Truppen, aber bessere, und eine einfachere Verwaltung'. Reden, Vorträge, Artikel und Resolutionen sollen einfach und klar sein und den Kern der Sache treffen. Man soll auch nicht zu lange Sitzungen abhalten."

Da hat er mal wieder Recht und mir wird das hier jetzt auch zu lang. Also beschließe ich den post mit einer klaren message, die alles sagt was nötig ist, und übergebe im übrigen an die Fachleute und Experten.

Männlichkeit authentisch leben lernen

Eigentlich ist heute ja der 1. Internationale Day des Denglish, ein Anlass, der mit einem thematisch passenden post zu würdigen wäre. Ich muss jetzt aber über etwas ganz anderes schreiben - etwas ausgesprochen Beunruhigendes. Es wird immer offensichtlicher, dass das Raumzeitkontinuum gestört ist und immer mehr Löcher aufweist. Die Gegenwart des beginnenden 21. Jahrhunderts wird in stets zunehmendem Maße infiltriert von hässlichen und übelriechenden Teilen der Vergangenheit.

Schon seit einigen Jahrzehnten bemerken wir dieses bedrohliche Phänomen in der Ökonomie. Unter dem euphemistischen Namen "Neoklassik" feiern gewisse Theorien ein zombieskes revival, über die schon Karl Marx Hohn und Spott ausschüttete, weil sie die Realität gar zu plump zugunsten einer offensichtlich von materiellen und politischen Interessen bestimmten Ideologie verdrehten.

In anderen Bereichen scheint ein immer größer werdendes Zeitloch in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts zu führen, eine Periode, die schon in ihrer ersten Auflage eine an die damalige Gegenwart nur geringfügig angepasste Kreuzung aus Biedermeier und Viktorianismus darstellte. Vor kurzem ist ein besonder frappierendes Dokument aus dem Zeitloch geplumpst. Der geneigte Leser und die geneigte Leserin schaue sich doch bitte einmal diese Meldung über die immense Wichtigkeit des "Vaters" an und lese sie aufmerksam und gründlich durch. Die folgenden Zitate stammen von dort.

"Männer sind für Jungs wichtig, damit sie lernen, ihre männliche Rolle in der Gesellschaft authentisch zu leben", erklärt Prof. Hartmut Kasten vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München.

Muss man dazu noch etwas sagen? Kann man dazu überhaupt noch etwas sagen? "Männliche Rolle in der Gesellschaft"??? Nehmen wir einmal zur Kenntnis, dass es sowas überhaupt noch gibt. Wie in drei Teufelsnamen käme aber ein vernünftiger Mensch auf die Idee, dass ein wichtiges Ziel der Kindererziehung darin bestehen könnte, Jungen in die Lage zu versetzen, diese "männliche Rolle" "authentisch zu leben"? Und wieso fühlt sich ein "Staatsinstitut für Frühpädagogik" berufen, so etwas zu propagieren, obwohl derartige sexistische Ideologien mit der im Grundgesetz festgeschriebenen Staatsdoktrin der Gleichberechtigung der Geschlechter offensichtlich unvereinbar sind? Wegen derartiger Äußerungen können heutzutage Anträge auf Einbürgerung abgelehnt werden!

Der nächste Absatz beginnt mit den Worten: "Schon Studien aus den dreißiger Jahren hätten gezeigt..." Hier stellte ich mir erstmals ernsthaft die Frage, ob ich vielleicht einer Persiflage auf den Leim gegangen sein könnte. Würde als nächstes auf Studien aus den frühen vierziger Jahren verwiesen werden, die eindeutig beweisen, dass die jüdische Rasse ein charakteristisches Nebeneinander von effeminierten Männern einerseits und Mannsweibern andererseits hervorzubringen prädisponiert ist, weswegen ihre Angehörigen als Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten und Schulen gänzlich ungeeignet seien?

Vaterlose Söhne zeigten mehr Gewalt. Erlebten die Jungs hingegen, dass der Vater auf die von ihnen gezeigten Aggressionen nicht in gleicher Weise, sondern liebevoll reagiert, sind sie gerührt, so Heinsohn. Sie sehen die beschützende Stärke. "Damit ist ein Hauptstück der männlichen Sozialisation geschafft."

Es war eben von Anfang an ein Fehler, uneheliche Kinder mit ehelichen rechtlich gleichzustellen! Jetzt haben wir den Salat: Die Gesellschaft versinkt in Jugendkriminalität, und schuld sind natürlich die 68er und ihre antimoralische Liberalisierung des Scheidungsrechts unter der sozialliberalen Koalition! Die damaligen Warner und Mahner haben Recht behalten mit ihrer Einschätzung, dass diese Kulturrevolution gegen die Grundfesten der Zivilisation gerichtet war! - Friedliche und wohlintegrierte junge Männer erzeugt man nur mit Hilfe eines Vaters, der seinen Sohn liebevoll tätscheln kann, nachdem dieser ein anderes Kind verprügelt hat. Denn dann erwerben die gerührten Jungen ein Verständnis von "beschützender Stärke", im Gegensatz zur beschützenden Schwäche, die sie bei der Mutter erfahren. Das versetzt sie späterhin auch in die Lage einzusehen, warum der Innenminister unbedingt Recht hat, wenn er die Befugnisse des Staates und seiner Sicherheitsorgane auf Kosten demokratischer Grundrechte ausweiten will. Denn nichts geht über ein mehr an beschützender Stärke! Damit wäre dann ein Hauptstück der Sozialisation, die es ja als solche eigentlich gar nicht geben sollte, sondern nur als "männliche" oder "weibliche" Sozialisation, geschafft.

Studien hätten gezeigt, dass Mütter stärker pflegerische, Väter hingegen spielerische Aktivitäten im Umgang mit ihren Kindern entfalten und beide sich in der Art des Spielens unterscheiden, erläutert Prof. Holger Brandes von der Evangelischen Hochschule für Sozialarbeit in Dresden. Mütter spielten sanfter, Väter rauer, und zwar sowohl mit Mädchen als auch mit Jungen. Außerdem sei deutlich geworden, dass Väter häufig herausfordernder sind als Mütter.

Dass dies so ist, beweist natürlich zweifelsfrei, dass es a) auch gut so ist, b) gar nicht anders sein kann, c) auf jeden Fall so bleiben sollte, sowie dass d) auch unbedingt etwas dafür getan werden muss, dass dies so bleibt, weil sonst unvermeidlich das Abendland untergeht. Man sollte z. B. Alleinerziehende in Zwangs-WGs mit Angehörigen des anderen Geschlechts stecken und homosexuelle Paare bloß keine Kinder in die Finger kriegen lassen. Frauen, die Hosen tragen, sollte man darüber aufklären, dass dies nicht nur ihre Gebärfähigkeit beeinträchtigt, sondern auch eine mangelnde Verbundenheit mit ihrer weiblichen Rolle in der Gesellschaft anzeigt. Als überzogen ist jedoch die Forderung anzusehen, behoste Frauen aus dem öffentlichen Dienst auszuschließen, da sie ein gegen den Bestand der Gesellschaft an und für sich gerichtetes Symbol gebrauchen.

Es erscheint mir nur recht und billig, das zuerst angeführte Zitat von Prof. Hartmut Kasten zum Zitat der Woche zu erklären. Herzlichen Glückwunsch, Herr Kasten! Bitte erklären Sie mir meine männliche Rolle in der Gesellschaft! Keinerlei Sinn hat, wie ich dank Ihnen erkenne, die kantische Frage: "Was soll ich tun?", wenn nicht zuvor das Geschlecht des oder der Fragenden geklärt ist!

Montag, 2. Juli 2007

Captain Gysi vs. Captain Zins - Kampf der Systeme

Auf meiner immerwährenden Suche nach Möglichkeiten, sinnlos Zeit zu verschwenden - eine Mission, die praktischerweise schon im Vollzug automatisch zum Erfolg führt - bin ich neulich auf das einst beliebte Genre der Werbeadventures gestoßen. Das Tolle an Werbung ist ja, dass sie für die Öffentlichkeit umsonst ist, da sie von den dummen Käuferinnen und Käufern der beworbenen Produkte und den sonstigen bescheuerten Kunden der werbenden Unternehmen bezahlt wird. Wenn ihr also demnächst jemanden seht, der z. B. Axe kauft, dann haut ihm eins in die Fresse (Tipp: kräftig!), damit er damit aufhört und uns irgendwann diese üblen, ultrareaktionären Werbekampagnen (aktuell: "Boom Chicka Wah Wah", was übersetzt eigentlich nur "Ich glaub ich muss kotzen" bedeuten kann) mit der Zielgruppe "sexistisches Egoproll-Arschloch mit ernsthaftem Psychoschaden" erpart bleiben. Aber eigentlich wollte ich was ganz anderes erzählen, nämlich über Werbeadventures. Unter diesen gibt es überaus interessante und lustige Titel. Meine persönlichen Favoriten, jedenfalls was großartige Namen angeht, sind eindeutig "Captain Zins" (Dresdener Bank), "Captain Safety" (diverse Versicherungen) sowie "Captain Gysi und das Raumschiff Bonn" (PDS). Ich habe bislang keine Zeit gefunden, selbst diese Perlen der Programmierkunst zu testen. Falls ihr, liebe Leserinnen und Leser, Lust dazu habt, schickt uns doch einfach eure Rezensionen zu diesen oder anderen Werbespielen, wir werden sie dann hier veröffentlichen (falls es uns beliebt). Es gibt natürlich auch einen Preis: ewigen Ruhm. Der Adventure-Treff führt eine umfangreiche Liste von tollen bis tollsten Werbespielen, dort findet ihr auch die genannten Titel.

Sonntag, 1. Juli 2007

Das muss aufhören!

Wenn es schon um die deutsche Sprache geht, wollte ich mal noch ein weiteres wichtiges Thema ansprechen, das ich aus gegebenem Anlass schon einmal erwähnte.
Für die Überleitung hole ich ein bisschen aus:

"Die Lust am Übersetzen ist den Deutschen treu geblieben: Nach der Statistik der Unesco wird in keine andere Sprache so viel übersetzt wie in die deutsche – mehr als ins Spanische und Französische, mehr als doppelt so viel wie i
ns Englische."

Das schreiben die im letzten Beitrag genannten Sprachschützer von der Stiftung Deutscher Sprache ebenfalls auf ihrer Homepage, und GENAU DAS ist das Schlimme an den Deutschen: ihre
Übersetzungsmanie! Ich schmeiß hier jetzt mal bewusst undifferenziert alles in den selben Topf, was zusammengehört, und sage: das Schlimmste am Deutschen ist diese zwanghafte Neurose, alles übersetzen und synchronisieren zu müssen. Wobei ich am mich hauptsächlich interessierenden Punkt angekommen wäre: Dem SYNCHRONISIEREN VON FILMMATERIAL ALLER ART.
(Fast) kein vernünftiges Land dieser Welt hat es nötig, restlos alles - Filme, Serien, Sitcoms, Werbespots - synchronisiert auszustrahlen. (Die Wikipedia bestätigt mich in dieser Vermutung. Außer in Deutschland scheint es nur in Italien noch ganz schlimm zu sein.) Aber im deutschen Fernsehen und sogar Kino kriegt man alles immer nur auf deutsch! Ein Kulturbanausentum sondergleichen! Und sowas schimpft sich Geistes- und Kulturnation oder so ähnlich!
Zum Beispiel in einem kultur- und geschichtslosen Land wie Australien gibt es im Kino französische Werbespots OHNE Untertitel, im Fernsehen läuft "Komissar Rex" im Originalton (obwohl dort wahrscheinlich weitaus weniger Menschen deutsch verstehen als hierzulande englisch). Sogar im Schweizer Fernsehen und Kino wird weniger synchronisiert - obwohl man es dort andererseits fertigbringt, deutsche Werbung mit diesem komischen Dialekt, den man nicht Dialekt nennen darf, nämlich Schwyzerdütsch, nachzuvertonen! (Das ist wirklich schlimm und das will ich keinesfalls gutheißen, aber das gehört jetzt nicht hierher.)

Abb.: Ein seltenes Exemplar einer nicht übersetzten Essanleitung. Ob das auch verstanden wird?

Hiermit plaidiere ich für ein boycott des deutschen Übersetzungs- und Synchronisierungswahns! Wie auch immer das zu bewerkstelligen wäre! Aber NOTWENDIG wäre es jedenfalls!

Denglish!

Ich weise hiermit nur mal auf die großartige, tolle, ganz supertolle Idee des "Internationalen Day des Denglish" hin, eine Initiative, die, soweit ich das verstanden habe, maßgeblich von dem Blog Greasepaint Mustache ausgeht - ein sehr schöner Name anyway.
Dieser Tag, er findet am 4. Juli statt - zum allerersten Mal in der Geschichte der Denglishen Sprache! Hups, das ist ja schon in drei Tagen, also schnell noch ein bisschen Denglish lernen. Anti-Denglish-Seiten gibt es übrigens wie Sand am Meer, der kuriose Verein für deutsche Sprache und die Stiftung deutsche Sprache (gehören die zusammen? letzterer "Startseite" bzw. "Netzauftritt" ist jedenfalls weniger hässlich designt) sind bei weitem nicht allein in ihrem Kampf für den "Erhalt" der deutschen Kultur-Geist-Orgelsprache.

Die sind natürlich ein dankbares Opfer mit ihrem Wettbewerb, für englische Wörter deutsche Entsprechungen zu finden. - Soeben, in diesen Minuten, hat die Jury eine Entsprechung für "Happy Hour" ausgewählt - ähhh - "Blaue Stunde". Ich nehme an, das war Absicht, die Assoziation mit blau...? - Hmm, fast lustig, diese Explizitheit.
Weitere schöne Beispiele finden sich hier, eine Fundgrube des unfreiwilligen Humors. Ach, welch dankbares Opfer!
Ein schönes, fast poetisches Beispiel: "Prallkissen". Sehr vielsagend: "Denkrunde" für "brainstorming". Sie wollen zu "flatrate" "Pauschale" sagen, bitte, wenn sie wollen, dass sie niemand versteht... Auch sehr gut: "Meidezone". Jemand 'ne Idee, was damit gemeint sein könnte?

Bild: Gute Gelegenheit, mal mein Lieblings-T-Shirt zu verwenden (backside says: "Horizont Elektrozaun").

Samstag, 23. Juni 2007

Der Zeit hinterher

Huuuiii, da hab ich doch in meiner wohlsortierten Photokiste ein - zwar schon etwas angestaubtes, aber dafür umso schöneres - Zeugnis deutscher Werbespruchgenialität gefunden! Zur Aufnahmezeit dieses im süddeutschen Raum entstandenen Photos war leider die technische Möglichkeit noch nicht gegeben, es in dieser Form eine breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen - freilich ein bedauernswerter Umstand, denn hätte man das früher gewusst, wäre es niemals so weit gekommen mit Klimakatastrophe, Waldsterben und Stromsparsupertrend:

Freitag, 22. Juni 2007

Unser (d. h. euer) Wald muss deutscher werden!

Ich bin gerade wieder für einige Zeit in Deutschland zu Besuch. Und da so schönes Wetter war, bin ich auch mal in den Wald gegangen. Das macht man hier ja so, wenn die Sonne scheint, dass man in der Freizeit auch mal im Wald spazieren geht. Auf Kap Verde haben wir das nicht, Wald, oder so gut wie nicht, weil die meisten von unseren Inseln so klein und hügelig sind, und dann ist es da ja auch so heiß und trocken die meiste Zeit des Jahres. Ich dachte, ich sollte mich schon ein bisschen anpassen, wenn ich hier zu Gast bin. Es ist ja nicht richtig, immer eine Extrawurst zu wollen. Also sagte ich zu mir, gut, geh ich eben in den Wald.
Ich muss leider sagen, dass es mir nicht gefallen hat. Der Wald hier, und ich würde sagen: der Wald generell, ist einfach keine schöne Sache. Warum ist es da nur so unordentlich? Ich meine jetzt nicht den ganzen Dreck auf dem Boden, das habe ich bei mir zu Hause ja auch. Nein, ich meine die Art, wie die Dinge nicht sortiert sind. Nicht etwa die Blätter hier auf einem Haufen, oder besser: in einer Kiste, und die Zweige dort, ordentlich aufgereiht oder gestapelt. Sondern die Zweige sind raumgreifend in die Luft gespannt und die Blätter gleichmäßig über das ganze Geäst verteilt. Das ist vollkommen ineffizient! Mit meinem System könnte man den Wald problemlos auf einem Hundertstel seiner jetzigen Fläche unterbringen.
Das gilt natürlich auch für die Tiere, oder vielmehr, da ist es am allerschlimmsten. Ich habe mindestens fünf, wenn nicht sogar zehn Tiere gesehen, jedes mit locker ein oder zwei Dutzend völlig verschiedenen Organen. Kann man nicht die Lebern in der einen Ecke des Waldes ansiedeln und die Milzen in der anderen? Was soll dieses Durcheinander? Was zum Teufel hat das Herz mit dem Dickdarm zu tun, so dass beide in denselben Sack gehörten? Kurz: Chaos pur. Ein Wunder, dass bewaldete Länder nicht in Anarchie versinken. Daher habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich zum Wohle meines Gastlandes beitragen kann, und folgenden Aktionsplan ausgearbeitet, den ich den Eingeborenen ans Herz legen möchte, zumal er auch eine hervorragende Gelegenheit für das hierzulande so hochgeschätzte ehrenamtliche Engagement bietet und somit dazu beitragen kann, Bürgersinn, Heimatverbundenheit und Leistungsbereitschaft zu fördern. Also, liebe Deutschländerinnen und Deutschländer, hinaus in die Wälder, die Tiere einfangen und dann folgendermaßen vorgehen:

1. Schritt: Organe durchnumerieren

2. Schritt: Organe sortieren und in praktischen Behältnissen verstauen