Sonntag, 1. Juni 2008

Der Fluch der Nähmaschine

Die Firma Microsoft hat bekanntlich viel in das ehrgeizige Vorhaben investiert, den PC auf der Rangliste der meistbefluchten Haushaltsgeräte ganz weit nach oben zu bringen. Und zugegebenermaßen hat sie auf diesem Gebiet beeindruckende Erfolge erzielt. Da ist einiges geleistet worden, muss die Konkurrenz der Videorecorderproduzenten, Stereoanlagenbauer und Waschmaschinenhersteller neidvoll zugeben. Dabei wird gern vergessen, das Microsoft es nicht geschafft hat, ein simples und traditionsreiches Gerät vom ersten Platz zu verdrängen: die Nähmaschine. Generationen von (meistens) Frauen brachten ihre Zeit fluchend und vor Wut heulend vor Nähmaschinen zu. Sie förderten aus der Maschine gigantische, komplexe Faden- und Stoffverknäuelungen zu Tage, die sie dann von Hand in stundenlangen Prozeduren dicht unter Lampenschirmen klebend auftrennten. Dann wurde der lädierte Stoff erneut unter die Nähmaschine gelegt, und nach einigen stotternden und seltsam klappernden Geräuschen der Stoff komplett in die Maschine eingezogen, so dass diese aufgeschraubt werden musste und der Stoff in neuerlich stundenlanger Fitzelarbeit vorsichtig daraus entfernt werden. Und so weiter. Soweit ich erkennen kann, hat sich an diesem Sachverhalt in den letzten hundert Jahren nicht viel geändert. Die schwierigen Auftrenntechniken wurden von Generation zu Generation weitergegeben, weil sie für den Umgang mit der Nähmaschine essentiell waren und sind. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich ein Wunder, dass tatsächlich Kleidungsstücke überhaupt existieren! Man muss sich einmal den Aufwand vorstellen, der in einem jeden von ihnen liegt!
Neuerdings haben Nähmaschinen eingebaute Computer mit Nähprogrammen, damit ist wahrscheinlich erneut ein für die PC-Branche unerreichbarer Vorsprung erzielt worden. Wenn Microsoft jetzt allerdings anfangen würde, Betriebssysteme für Nähmaschinen herzustellen, hätte zusammengefunden, was historisch eigentlich zwangsläufig zusammengehört.

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