Sonntag, 30. November 2008

Weathermen

Bis jetzt dachte ich, wir hätten bis 2030 Zeit, unseren CO2-Ausstoss um 90% zu senken, um zu verhindern, dass die Natur minus uns Menschen mehr CO2 ausstösst, als sie absorbiert. Laut Tim Flannery, einem prominenten Wissenschaftler und "Australier des Jahres", müssen wir Menschen womöglich schon in fünf Jahren anfangen, mehr CO2 zu absorbieren, als wir ausstossen. Falls uns das nicht gelingt, bleibe als Notlösung nur noch übrig, die Atmosphäre mit Schwefelpartikeln zu verpesten, um die Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Das nennt man "global dimming". Wir werden uns an einen grünen Himmel gewöhnen müssen.

Ich denke, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Oekoterroristen anfangen, Flughäfen und Kohlekraftwerke in die Luft zu sprengen. Wieso fangen wir nicht damit an? Wir balancieren zwischen zwei Welten. In der einen Welt schreibe ich gerade eine Doktorarbeit über Brandoms Vernunfttheorie und leiste mir jedes Jahr einen interkontinentalen Flug. In der anderen Welt müssen wir alles geben, was wir haben, um zu verhindern, dass es in zwanzig oder dreissig Jahren keine Menschen mehr gibt. In der einen Welt mache ich mir Sorgen um Frauen und Karriere. In der anderen Welt habe ich nicht einmal Angst um mein Leben, das ich gerne hergeben würde, um dazu beizutragen, dass das Abenteuer Menschheit in dreissig Jahren nicht für immer vorbei ist. Was muss geschehen, damit wir endgültig in diese andere Welt umkippen?

18 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Öko-Apokalyptik bei den Spitzbouben?

bou hat gesagt…

Und bald ueberall.

Hier ein paar Buchtips:

- Robert Henson, The Rough Guide to Climate Change (2008).
- George Monbiot, Heat; How to Stop the Planet from Burning (2006).
- Chris Goodall, How to Live a Low-Carbon Life: The Individual's Guide to Stopping Climate Change (2007).
- Michael Mann and Lee Kump, Dire Predictions: Understanding Global Warming (2008).
- David Archer, Global Warming: Understanding the Forecast (2006).

Lesen, ausweinen, und dann was tun.

T☺bias hat gesagt…

Hast Du die alle gelesen?

bou hat gesagt…

Fast alle. Ich warte noch auf Dire Predictions, das dem Laien einen Ueberblick ueber den IPCC-Bericht geben soll. Ich kann Georges Monbiots Buch sehr empfehlen. Er gibt sehr konkrete Vorschlaege, wie Grossbritannien seinen CO2-Ausstoss bis 2030 um 90% reduzieren kann. Er haelt das fuer noetig. Seine Webpage kann ich auch empfehlen:

www.monbiot.com

Dort findet man einen Haufen Artikel, viele im Guardian veroeffentlicht.

Hier noch ein paar Seiten:

http://www.defra.gov.uk/environment/climatechange/index.htm

http://www.metoffice.gov.uk/climatechange/

http://www.theccc.org.uk/

http://www.guardian.co.uk/environment

bou hat gesagt…

Der britische Umweltminister ruft zu Massenprotesten auf. Ist das nicht verrueckt?

http://www.guardian.co.uk/environment/2008/dec/08/ed-miliband-climate-politics-environment

bou hat gesagt…

Das faszinierendste am Klimawandel ist, dass er vorher undenkbare politische und wirtschaftliche Veraenderungen mit sich bringen wird. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben Schwellenlaender wie Indien und China genug Druckmittel, um uns zu zwingen, unseren Lebensstil aufzugeben. Vor ein paar Tagen habe ich einen Artikel ueber Simbabwe gelesen. Ihr wisst: Armust, Hunger, Cholera. Wer von uns hat nicht den Reflex entwickelt, so zu denken, als ob diese Menschen nichts anderes als Hungersnoete gewoehnt waeren, als ob sie da waeren, um an Hunger zu sterben, als ob sie weniger leiden wuerden als wir in der gleichen Lage leiden wuerden? Wenn sie ein Kind verlieren, dann machen sie halt ein neues. Sie haben ja auch so viele. Das wird sich grundlegend aendern.

"In India, I need to give electricity for light bulbs to half a billion. In the west you want to drive your Mercedes as fast as you want. We have survival emissions, you have lifestyle emissions. You cannot put them on the same basis. I am trying to give a minimal commercial energy service, whereas you are not prepared to give up any part of your affluent lifestyle or give up consumption patterns," sagt Shyam Saran, ein indischer Diplomat, laut Guardian.

http://www.guardian.co.uk/environment/2008/dec/08/poznan-environment-climate-change2

Kann es sein, dass die Jungle-World etwas verschlaeft?

T☺bias hat gesagt…

Mit Monbiot hast Du dir ja so ziemlich den realitätsfernsten Öko ausgesucht. Die anderen Autoren, die Du gelesen hat, kenn ich alle nicht. Das einzige Buch was ich bislang zum Klimawandel gelesen hab ist "Cool it" von Bjørn Lomborg. Für mich persönlich fand ich's nicht so spannend, da ich vieles schon aus diversen skeptischen Online-Artikeln von ihm und anderen kannte. Kritisches zum Öko-Alarmismus findet man z.B. beim E-Zine Spiked, das sich auch des öfteren mit Monbiot beschäftigt.

Spiked issue: Environment

bou hat gesagt…

Ich habe den Spiked-Artikel ueberflogen und halte ihn, wie vieles was Spiked produziert, fuer wertlos. Er enthaelt kein Argument, das auch nur irgendeine von Monbiots These entkraeften wuerde. Der Autor maekelt bloss daran herum, dass Monbiot selbst in den vergangenen zehn Jahren dann und wann in ein Flugzeug gestiegen ist. Der Artikel ist in etwa so ueberzeugend wie das, was die Jungle World Autoren ueber Veganismus, Vogelgrippe oder eben auch "Klimaerwaermung" schreiben. Anstatt ueber die Sache selbst zu reden, werden den Leuten, deren Meinungen man nicht mag, irgendwelche niederen Gesinnungen untergeschoben und ideologischen Verblendungen attestiert. Schon allein das Wort "Alarmismus" - ein absolutes Totschlagargument gegen jeden, der jemals wegen irgendetwas Alarm schlaegt.

Ich halte Monbiot nicht fuer realitaetsfern, ganz im Gegenteil, bloss fuer radikal. Wer sein Buch liest, kann sich leicht ueberzeugen, mit wieviel Sorgfalt er seine Daten zusammengetragen hat. Was wir fuer realitaetsfern und -nah ansehen, kann sich in Krisenzeiten sehr schnell aendern. Die Welt veraendert sich gerade vor unseren Augen.

Die meisten der anderen Autoren, die ich angegeben habe, sind ausgewiesene Klimawissenschaftler.

Wenn Du willst, Tobias, koenntest Du ja kurz zusammenfassen, was Bjoern Lomborg sich zusammengedacht hat, dann muss ich nicht alles selbst durchlesen. Ich weiss, dass Cool It viel Staub aufgewirbelt hat und dass viele Wissenschaftler sehr kritische Rezensionen dazu geschrieben haben. Wenn es Dich interessiert und wenn Du Zeit hast, koenntest Du Dir diese Rezensionen ja mal ansehen.

T☺bias hat gesagt…

Du hast recht, die meisten, die eine andere Meinung als ich zu der Klimaerwärmung haben, sind selbstverständlich keine Alarmisten. Ein wichtiger Kritikpunkt am Umgang mit dem Thema ist, dass viele der angeblich furchtbaren Auswirkungen des Klimawandels übertrieben sind oder garnicht eintreten werden. Z.B. wird da behauptet, der Meeresspiegel werde um mehrere Meter steigen. Wahr ist, dass der Anstieg laut IPCC im Dezimeterbereich liegen wird. Immer wieder wird der Art Eisbär der Tod vorausgesagt. Lomborg zeigt in seinem Buch, warum das nicht stimmt. Irgendwann dachte ich mir dann: Hmm, also sehr viele dieser schlechten Auswirkungen des Klimawandels sind Humbug. Aber was ist mit den Tausenden anderen?


Agricultural land increase, Africa devastated, African aid threatened, air pressure changes, Alaska reshaped, allergies increase, Alps melting, Amazon a desert, American dream end, amphibians breeding earlier (or not), ancient forests dramatically changed, Antarctic grass flourishes, anxiety, algal blooms, Arctic bogs melt, Asthma, atmospheric defiance, atmospheric circulation modified, avalanches reduced, avalanches increased, bananas destroyed, bananas grow,[...]


Mit fast jeder Ausgabe meiner Tageszeitung kommt ein neue hinzu. Die verfügbare Zeit von uns Skeptikern ist begrenzt, wir können uns nicht mit jeder Behauptung der Monbiots dieser Welt beschäftigen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Spiked mit den Leuten hinter den Schreckensszenarien und Aufrufen zur drastischen Klimagasreduktion beschäftigt und auch mal das IPCC unter die Lupe nimmt.

Lomborgs Ansatz ist, dass neben Schäden durch diesen der Klimawandel (natürlich!) auch seine positiven Seiten hat und der Klimaschutz seine negativen. Diese drei Zahlen müssen gegeneinander verrechnet werden. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, wurde aber nur selten gemacht. Lomborg ist für einen sehr mäßigen Klimaschutz. (mehr von Lomborg hier)

bou hat gesagt…

Wahrscheinlich kennst Du diese Webseite schon:

http://www.lomborg-errors.dk/

Als Laie muss ich mich auf Wissenschaftler verlassen. Ich sehe keine Grund, wieso ein Laie sich eher auf Lomborg verlassen sollte als auf das ICPP.

T☺bias hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
T☺bias hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
T☺bias hat gesagt…

Es heißt IPCC, nicht ICPP. Du hast da irgendwie das International Panel on Climate Change der UN mit der CCCP durcheinandergebracht. Erstmal ist festzuhalten, dass selbst in den verrückten Pressemeldungen des IPCC nichts davon steht, "dass das Abenteuer Menschheit in dreissig Jahren [..] für immer vorbei ist". Was vom IPCC meinst Du denn genau? Den Weltklimabericht? Wer den liest (wobei mir Leute bekannt sind, die das getan haben), kann sich auch Lomborg antun, der mit den Berichten des IPCC im Grunde kein Problem hat. In einigen wenigen, bestimmten Fällen übt er Kritik an Teilen daraus.

bou hat gesagt…

Ach, Tobias, ich habe mich einfach nur vertippt. Vielleicht interessiert Dich ja der folgende Artikel:

http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/0804/0804.1126.pdf

Aber ich nehme an, in Deinen Augen findet Hanson kaum mehr Gnade als Monbiot.

T☺bias hat gesagt…

Ach bou, ich bin noch nicht dazu gekommen, das Paper von Hansen et al. zu lesen. Lies doch du derweil folgenden Blogeintrag, der relativ wenig mit dem Klimawandel zu tun hat - aber egal!:

http://freakonomics.blogs.nytimes.com/2008/07/15/pasties-pasties-everywhere/

"[...] ich nehme an, in Deinen Augen findet Hanson (sic!) kaum mehr Gnade als Monbiot."

Ach, "Gnade", ich halte mich an die Fakten und viele der in den Medien verbreiteten Schreckensszenarien stehen eben so garnicht in den Berichten der IPCC drin, aber die liest halt fast keiner...

bou hat gesagt…

Hi Tobias. Es kommt mir gar nicht darauf an, Dich gegen Deinen Willen zu ueberzeugen. Noch viel weniger kommt es mir darauf an, irgendjemandem zu beweisen, dass ich klueger bin als Du, was mir wohl auch kaum gelingen wuerde, oder dass ich mich weniger oft vertippe als Du. Ich habe keine Ambitionen in dieser Richtung.

Wenn Dich das Thema Klimawandel interessiert, dann lies die zwei letzten Abschnitte von Hansens Artikel. Wenn nicht, dann lass es bleiben. Viele Wissenschaftler draengen zurzeit darauf, dass das IPCC seinen Bericht ueberarbeitet, weil wegen verschiedener Feedbackprozesse die Erde sich schneller zu erwaermen scheint, als die Szenarien des IPCC vorhersagen.

bou hat gesagt…

... oder, genauer gesagt, dass die Erde sich in ZUKUNFT schneller erwaermen wird, als das IPCC vorhersagt, wegen verschiedener Feedbackprozesse, die JETZT bereits begonnen haben.

T☺bias hat gesagt…

Zu George Monbiot - Ich bin gerade bei meinem Lieblings-E-Zine Spiked auf folgende Spiked-Aktion gestoßen:

Why oh why does Monbiot hate spiked? Answers on a postcard...

Der Kampf ist also noch nicht zu Ende lol

---
bou schrieb: "Es kommt mir gar nicht darauf an, Dich gegen Deinen Willen zu ueberzeugen"

-> Mich braucht man auch garnicht gegen meinen Willen zu überzeugen, ich bin durchaus allem Möglichen aufgeschlossen und finde es im Gegenteil immer supercool wenn ich meine Meinung zu etwas geändert habe, etwas erfahre das meine bisherigen Ansichten über Bord wirf. Das ist ein super Gefühl, ich find's toll!

---
bou schrieb: "... oder, genauer gesagt, dass die Erde sich in ZUKUNFT schneller erwaermen wird, als das IPCC vorhersagt, wegen verschiedener Feedbackprozesse, die JETZT bereits begonnen haben."

-> Und auf der anderen Seite gibt es Wissenschaftler, die meinen herausgefunden zu haben, dass sich der Klimawandel bald komplett einstellt. Beides kann ich ehrlich gesagt schlecht beurteilen, da mir hierzu natürlich sehr viel Sachwissen fehlt. Ich kann Blogger nicht verstehen, die diese "neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse" enthusiastisch verbreiten, ob auf der einen (scienceblogs.com) oder der anderen Seite (achgut.com), da diese ja ganz offensichtlich nur wiedermal die Position des Bloggers zum Klimawandel bestätigen sollen.