...wenn man nirgends ein Rezept für eine Gummibärchen-Pizza finden kann? Ich kann nicht glauben, dass noch niemand dafür ein Rezept erfunden und ins Internet gestellt hat! Das muss es doch geben!
Ich meine, es gibt ja sogar Rezepte für Knoblauchschokolade oder Erbseneis.
Freitag, 25. Juli 2008
Montag, 30. Juni 2008
Organ des Pissens
Hier auf besonderen Wunsch von spit_Z als "Zitat der Woche" (haha) eine weniger prominente Stelle aus der "Phänomenologie des Geistes", in der Hegel verschiedene Aspekte des menschlichen Geistes mit verschiedenen Aspekten seines Schwanzes vergleicht:
"Das Tiefe, das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein vorstellendes Bewußtsein treibt und es in diesem stehen läßt - und die Unwissenheit dieses Bewußtseins, was das ist, was es sagt, ist dieselbe Verknüpfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem Lebendigen die Natur in der Verknüpfung des Organs seiner höchsten Vollendung, des Organs der Zeugung, - und des Organs des Pissens naiv ausdrückt. - Das unendliche Urteil als unendliches wäre die Vollendung des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende Bewußtsein desselben aber verhält sich als Pissen."
G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, Meiner Verlag, Hamburg 1988, S. 232/33
"Das Tiefe, das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein vorstellendes Bewußtsein treibt und es in diesem stehen läßt - und die Unwissenheit dieses Bewußtseins, was das ist, was es sagt, ist dieselbe Verknüpfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem Lebendigen die Natur in der Verknüpfung des Organs seiner höchsten Vollendung, des Organs der Zeugung, - und des Organs des Pissens naiv ausdrückt. - Das unendliche Urteil als unendliches wäre die Vollendung des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende Bewußtsein desselben aber verhält sich als Pissen."
G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, Meiner Verlag, Hamburg 1988, S. 232/33
Donnerstag, 26. Juni 2008
Igitt, Fußball! Igitt, Deutsche!
Nachfolgend ein wirrer, assoziativer Gedankenstrom, der sich gestern durch mein Gehirn wand, während vor dem Fenster Menschenmassen mit deutschen Fahnen die Straße verstopften (siehe Video-Beweis unten) - und das in Kreuzberg! Gibt es denn keinen sicheren Ort mehr?:
Nicht dass die Fußball-EM es wirklich wert wäre, sich darüber aufzuregen - obwohl, eigentlich schon. Ich meine, WAS IST DAS? Was ist passiert? Was tun diese Leute da unten auf der Straße? die stundenlang, ja die ganze Nacht lang in ihren Autos sitzen, Fahnen schwenken und während sie in endlosen Staus stehen (leider vor meiner Haustür) pausenlos auf die Hupe drücken, gar Raketen abfeuern, winken und wedeln, rufen, gröhlen und vor allem: hupen, hupen, hupen. Und das ganze STUNDENLANG! Was ist passiert? Hab ich was verpasst? Ich meine, mein naives Intellektuellengehirn kriegt das nicht so richtig zusammen, wie man stundenlang enthusiastisch jubeln kann, irgendwann muss einem doch die Puste ausgehen, so ein kurzer Freudentanz, ok, aber stundenlang?? Ist das noch *real*? Oder ist das mehr so eine Art Leistungszwang: "Wir müssen jetzt durchhalten, die Ehre unserer Nation steht auf dem Spiel, sonst lachen die Türken uns aus, wenn wir jetzt nicht mindestens noch drei Stunden weiterhupen."
Demonstrativ einen SIEG zu feiern, während andere (in der Natur der Sache liegend) verloren haben: das ist sowieso barbarisch und natürlich auch völlig kindisch: "Bähbäh, ich hab gewonnen, und duu hast verloren, bähbäh, und das sage ich jetzt den ganzen Tag, damit du dich den ganzen Tag ärgerst. Und du kannst gar nicht sagen, dass es dir egal ist, weil ich dich die ganze Zeit damit nerven werde, so dass es dir nicht egal sein KANN, bähbäh!"
Oder noch schlimmer als kindisch, nämlich latent gewalttätig und Wir-gegen-die-Schema und böse usw. - eh klar. Das ist so offensichtlich und trotzdem machen alle mit, zumindest gucken alle mit.
Sich überhaupt über einen Sieg als Sieg an sich, nicht als Sieg für eine bestimmte Sache, die man wertschätzt, zu freuen, ist eigentlich komplett absurd - oder ist die Sache, um die es da unten geht, tatsächlich die deutsche Nation? Wo kommt nur dieses beschissene neue deutsche Wir-Gefühl her? Ist das nicht sogar schlimmer als vor zwei jahren bei der WM? Steigert sich das jetzt immer weiter, ist bei Olympia diesen Sommer womöglich Ähnliches zu befürchten?? Wann ist das eigentlich? Wo kann ich hinflüchten?
Waahh, ich verstehe ja schon nicht, wie man sich über etwas derart Dämliches wie den Sieg ein nationalen Fußballteams tatsächlich freuen kann, ich meine, so richtig freuen, als hätte man selbst etwas tolles erlebt oder erreicht... - das ist doch irgendwie seltsam: ganz NORMALE Leute, mit denen man zuvor noch über ganz normale Dinge geredet hat, die man beim Bäcker trifft oder in der U-Bahn, die man vielleicht SOGAR KENNT, ticken plötzlich völlig aus, entpuppen sich als komische Freaks, die sich bunte Farben ins Gesicht malen. Ein seltsames Sportereignis, das im Fernsehen kommt und mit bunt angezogenen Männchen zu tun hat, die über einen grünen Platz rennen, löst nie dagewesene Emotionen aus, Jubelschreie, genervte Ausrufe des Unmuts, Anteilnahme, Ärger, Wut, Euphorie - obwohl doch diese Spiel mit diesen Menschen keinerlei Verbindung hat! Ich meine, das sind ja Leute, deren Lebensinhalt besteht sonst auch nicht aus Fußball oder sonstigen Sportereignissen, die interessieren sich überhaupt nicht dafür, normalerweise - doch dann plötzlich packt sie der kollektive Wahnsinn.
Wie auf Kommando gerät die ganze Stadt (wahrscheinlich das ganze Land) in Aufregung und Menschen tanzen auf der Straße (!) als wäre Revolution oder Weltuntergang oder zumindest eine ordentliche Lohnerhöhung für alle. Ist aber nicht. Sondern der Anlass ist: ein Fußballspiel - ein F-U-S-S-B-A-L-L-S-P-I-E-L!
Wenn wenigstens jeder von diesen Verrückten da draußen einen EIGENEN bescheuerten und äußerlichen Anlass hätte, um grundlos freudige Emotionen in die Welt zu schreien: dass dieses Jahr ein Schaltjahr war oder dass der Nachrichtensprecher eine gestreifte Krawatte anhat oder so - aber dazu sind dann alle zu feige, das traut sich dann keiner, wenn nicht alle mitmachen. Es braucht halt den Anstoß von außen, die offizielle Erlaubnis, aus der Reihe zu tanzen und hemmungslos zu sein, weil sonst ist das ja vielleicht peinlich und außerdem käme man gar nicht auf die IDEE. Auf die Idee kommt man ja nur, weil alle das so machen, weil man das so macht, weil das von allen offiziellen Seiten propagiert und gehypet wird - Fussball-EM gucken schließlich alle - vom Manager über den Bundestagabgeordneten, zum Angestellten, Arbeiter, Schüler, Studenten - sogar Frauen! Warum abseits stehen? Warum SPIELVERDERBER und MIESMACHER sein? Warum als einziger traurig und schlechtgelaunt sein, wenn sich alle freuen (die gewonnen haben)? - Ist doch toll! Alle zusammen, freuen sich gemeinsam, weinen gemeinsam Freudentränen, singen Fußballieder - welch pathetisches und erhebendes Gefühl, ach jaaaa.....
WAAAAHHHHH!
Mit wackeliger Hand gefilmter Beweis des Grauens (zum Glück zu dunkel, um all die Menschen und all die Fahnen zu sehen)
Nicht dass die Fußball-EM es wirklich wert wäre, sich darüber aufzuregen - obwohl, eigentlich schon. Ich meine, WAS IST DAS? Was ist passiert? Was tun diese Leute da unten auf der Straße? die stundenlang, ja die ganze Nacht lang in ihren Autos sitzen, Fahnen schwenken und während sie in endlosen Staus stehen (leider vor meiner Haustür) pausenlos auf die Hupe drücken, gar Raketen abfeuern, winken und wedeln, rufen, gröhlen und vor allem: hupen, hupen, hupen. Und das ganze STUNDENLANG! Was ist passiert? Hab ich was verpasst? Ich meine, mein naives Intellektuellengehirn kriegt das nicht so richtig zusammen, wie man stundenlang enthusiastisch jubeln kann, irgendwann muss einem doch die Puste ausgehen, so ein kurzer Freudentanz, ok, aber stundenlang?? Ist das noch *real*? Oder ist das mehr so eine Art Leistungszwang: "Wir müssen jetzt durchhalten, die Ehre unserer Nation steht auf dem Spiel, sonst lachen die Türken uns aus, wenn wir jetzt nicht mindestens noch drei Stunden weiterhupen."
Demonstrativ einen SIEG zu feiern, während andere (in der Natur der Sache liegend) verloren haben: das ist sowieso barbarisch und natürlich auch völlig kindisch: "Bähbäh, ich hab gewonnen, und duu hast verloren, bähbäh, und das sage ich jetzt den ganzen Tag, damit du dich den ganzen Tag ärgerst. Und du kannst gar nicht sagen, dass es dir egal ist, weil ich dich die ganze Zeit damit nerven werde, so dass es dir nicht egal sein KANN, bähbäh!"
Oder noch schlimmer als kindisch, nämlich latent gewalttätig und Wir-gegen-die-Schema und böse usw. - eh klar. Das ist so offensichtlich und trotzdem machen alle mit, zumindest gucken alle mit.
Sich überhaupt über einen Sieg als Sieg an sich, nicht als Sieg für eine bestimmte Sache, die man wertschätzt, zu freuen, ist eigentlich komplett absurd - oder ist die Sache, um die es da unten geht, tatsächlich die deutsche Nation? Wo kommt nur dieses beschissene neue deutsche Wir-Gefühl her? Ist das nicht sogar schlimmer als vor zwei jahren bei der WM? Steigert sich das jetzt immer weiter, ist bei Olympia diesen Sommer womöglich Ähnliches zu befürchten?? Wann ist das eigentlich? Wo kann ich hinflüchten?
Waahh, ich verstehe ja schon nicht, wie man sich über etwas derart Dämliches wie den Sieg ein nationalen Fußballteams tatsächlich freuen kann, ich meine, so richtig freuen, als hätte man selbst etwas tolles erlebt oder erreicht... - das ist doch irgendwie seltsam: ganz NORMALE Leute, mit denen man zuvor noch über ganz normale Dinge geredet hat, die man beim Bäcker trifft oder in der U-Bahn, die man vielleicht SOGAR KENNT, ticken plötzlich völlig aus, entpuppen sich als komische Freaks, die sich bunte Farben ins Gesicht malen. Ein seltsames Sportereignis, das im Fernsehen kommt und mit bunt angezogenen Männchen zu tun hat, die über einen grünen Platz rennen, löst nie dagewesene Emotionen aus, Jubelschreie, genervte Ausrufe des Unmuts, Anteilnahme, Ärger, Wut, Euphorie - obwohl doch diese Spiel mit diesen Menschen keinerlei Verbindung hat! Ich meine, das sind ja Leute, deren Lebensinhalt besteht sonst auch nicht aus Fußball oder sonstigen Sportereignissen, die interessieren sich überhaupt nicht dafür, normalerweise - doch dann plötzlich packt sie der kollektive Wahnsinn.
Wie auf Kommando gerät die ganze Stadt (wahrscheinlich das ganze Land) in Aufregung und Menschen tanzen auf der Straße (!) als wäre Revolution oder Weltuntergang oder zumindest eine ordentliche Lohnerhöhung für alle. Ist aber nicht. Sondern der Anlass ist: ein Fußballspiel - ein F-U-S-S-B-A-L-L-S-P-I-E-L!
Wenn wenigstens jeder von diesen Verrückten da draußen einen EIGENEN bescheuerten und äußerlichen Anlass hätte, um grundlos freudige Emotionen in die Welt zu schreien: dass dieses Jahr ein Schaltjahr war oder dass der Nachrichtensprecher eine gestreifte Krawatte anhat oder so - aber dazu sind dann alle zu feige, das traut sich dann keiner, wenn nicht alle mitmachen. Es braucht halt den Anstoß von außen, die offizielle Erlaubnis, aus der Reihe zu tanzen und hemmungslos zu sein, weil sonst ist das ja vielleicht peinlich und außerdem käme man gar nicht auf die IDEE. Auf die Idee kommt man ja nur, weil alle das so machen, weil man das so macht, weil das von allen offiziellen Seiten propagiert und gehypet wird - Fussball-EM gucken schließlich alle - vom Manager über den Bundestagabgeordneten, zum Angestellten, Arbeiter, Schüler, Studenten - sogar Frauen! Warum abseits stehen? Warum SPIELVERDERBER und MIESMACHER sein? Warum als einziger traurig und schlechtgelaunt sein, wenn sich alle freuen (die gewonnen haben)? - Ist doch toll! Alle zusammen, freuen sich gemeinsam, weinen gemeinsam Freudentränen, singen Fußballieder - welch pathetisches und erhebendes Gefühl, ach jaaaa.....
WAAAAHHHHH!
Mit wackeliger Hand gefilmter Beweis des Grauens (zum Glück zu dunkel, um all die Menschen und all die Fahnen zu sehen)
Dienstag, 3. Juni 2008
Sonntag, 1. Juni 2008
Der Fluch der Nähmaschine
Die Firma Microsoft hat bekanntlich viel in das ehrgeizige Vorhaben investiert, den PC auf der Rangliste der meistbefluchten Haushaltsgeräte ganz weit nach oben zu bringen. Und zugegebenermaßen hat sie auf diesem Gebiet beeindruckende Erfolge erzielt. Da ist einiges geleistet worden, muss die Konkurrenz der Videorecorderproduzenten, Stereoanlagenbauer und Waschmaschinenhersteller neidvoll zugeben. Dabei wird gern vergessen, das Microsoft es nicht geschafft hat, ein simples und traditionsreiches Gerät vom ersten Platz zu verdrängen: die Nähmaschine. Generationen von (meistens) Frauen brachten ihre Zeit fluchend und vor Wut heulend vor Nähmaschinen zu. Sie förderten aus der Maschine gigantische, komplexe Faden- und Stoffverknäuelungen zu Tage, die sie dann von Hand in stundenlangen Prozeduren dicht unter Lampenschirmen klebend auftrennten. Dann wurde der lädierte Stoff erneut unter die Nähmaschine gelegt, und nach einigen stotternden und seltsam klappernden Geräuschen der Stoff komplett in die Maschine eingezogen, so dass diese aufgeschraubt werden musste und der Stoff in neuerlich stundenlanger Fitzelarbeit vorsichtig daraus entfernt werden. Und so weiter. Soweit ich erkennen kann, hat sich an diesem Sachverhalt in den letzten hundert Jahren nicht viel geändert. Die schwierigen Auftrenntechniken wurden von Generation zu Generation weitergegeben, weil sie für den Umgang mit der Nähmaschine essentiell waren und sind. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich ein Wunder, dass tatsächlich Kleidungsstücke überhaupt existieren! Man muss sich einmal den Aufwand vorstellen, der in einem jeden von ihnen liegt!
Neuerdings haben Nähmaschinen eingebaute Computer mit Nähprogrammen, damit ist wahrscheinlich erneut ein für die PC-Branche unerreichbarer Vorsprung erzielt worden. Wenn Microsoft jetzt allerdings anfangen würde, Betriebssysteme für Nähmaschinen herzustellen, hätte zusammengefunden, was historisch eigentlich zwangsläufig zusammengehört.
Neuerdings haben Nähmaschinen eingebaute Computer mit Nähprogrammen, damit ist wahrscheinlich erneut ein für die PC-Branche unerreichbarer Vorsprung erzielt worden. Wenn Microsoft jetzt allerdings anfangen würde, Betriebssysteme für Nähmaschinen herzustellen, hätte zusammengefunden, was historisch eigentlich zwangsläufig zusammengehört.
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Dienstag, 20. Mai 2008
Unheimliche Begegnung in der U-Bahn
Manchmal muss man sich schon sehr wundern, mit was für Leuten man ahnungslos in der U-Bahn sitzt. Man hielte es ja nicht für möglich, welch Abgründe sich in den Menschen verbergen, mit denen man tagtäglich die Verkehrsmittel teilt.
Der unscheinbare Mann neben mit hält einen e-mail-Ausdruck in den Händen und sucht etwas auf seinem Stadtplan. Auf dem Ausdruck ist zu lesen (ich weiß, das ist eigentlich unhöflich, fremder Leute Privatkorrespondenz mitzulesen, aber dann sollen sie mit der eben nicht neben mir in der U-Bahn rumwedeln):
"Hallo ihr Lieben,
wir haben gestern beschlossen, die Kundgebung des Dalai Lama mit unserer positiven Lach-Energie zu unterstützen ..."
Der etwas zerknautscht und ziemlich dröge aussehende Mann neben mir, er mag Ende 30 sein - ein fanatischer Lacher? Einer, der sich irgendwo hinstellt und dann einfach so lauthals zu lachen beginnt, womöglich minuten- oder gar stundenlang, wer weiß, um seine Umgebung mit "positiver Lach-Energie" zu überschütten?? Einer der in seiner Freizeit Lach-Workshops besucht? Oder jeden Morgen vor dem Spiegel Lach-Übungen macht, zur Entspannung der Gesichtsmuskulatur und für einen "positiven Start in den Tag"? Er sieht gar nicht fröhlich aus, eher ein bisschen apathisch und - man muss es sagen - dämlich. Aber womöglich muss man gar nicht fröhlich sein, um ein professioneller Lacher zu sein, vielleicht hat diese Lachenergie mit Fröhlichkeit überhaupt nichts zu tun? Gespenstisch. Da hatte man geglaubt, solche Leute müsste man an ihren hennagefärbten Haaren oder ihrer legeren Leinenkleidung erkennen, aber dieser Mann da, den man für einen Klempner oder Berufsbekleidungsfachgeschäftsverkäufer hätte halten können... - hoffentlich fängt er nicht jetzt hier in der U-Bahn an zu lachen, ich steig lieber mal schnell aus...
Der unscheinbare Mann neben mit hält einen e-mail-Ausdruck in den Händen und sucht etwas auf seinem Stadtplan. Auf dem Ausdruck ist zu lesen (ich weiß, das ist eigentlich unhöflich, fremder Leute Privatkorrespondenz mitzulesen, aber dann sollen sie mit der eben nicht neben mir in der U-Bahn rumwedeln):
"Hallo ihr Lieben,
wir haben gestern beschlossen, die Kundgebung des Dalai Lama mit unserer positiven Lach-Energie zu unterstützen ..."
Der etwas zerknautscht und ziemlich dröge aussehende Mann neben mir, er mag Ende 30 sein - ein fanatischer Lacher? Einer, der sich irgendwo hinstellt und dann einfach so lauthals zu lachen beginnt, womöglich minuten- oder gar stundenlang, wer weiß, um seine Umgebung mit "positiver Lach-Energie" zu überschütten?? Einer der in seiner Freizeit Lach-Workshops besucht? Oder jeden Morgen vor dem Spiegel Lach-Übungen macht, zur Entspannung der Gesichtsmuskulatur und für einen "positiven Start in den Tag"? Er sieht gar nicht fröhlich aus, eher ein bisschen apathisch und - man muss es sagen - dämlich. Aber womöglich muss man gar nicht fröhlich sein, um ein professioneller Lacher zu sein, vielleicht hat diese Lachenergie mit Fröhlichkeit überhaupt nichts zu tun? Gespenstisch. Da hatte man geglaubt, solche Leute müsste man an ihren hennagefärbten Haaren oder ihrer legeren Leinenkleidung erkennen, aber dieser Mann da, den man für einen Klempner oder Berufsbekleidungsfachgeschäftsverkäufer hätte halten können... - hoffentlich fängt er nicht jetzt hier in der U-Bahn an zu lachen, ich steig lieber mal schnell aus...
Samstag, 17. Mai 2008
Früchte der Moralphilosophie
"Happiness, I suggest, is the positive feeling we experience on account of our horizontally and vertically nonfragmentary perception or judgment of our actual life as going the way the descriptive aspect of our conception of a good life for us specifies."
(Kurt Baier: The Rational and the Moral Order. The Social Roots of Reason and Morality, Chicago and La Salle, Illinois: Open Court 1995, S. 147.)
(Kurt Baier: The Rational and the Moral Order. The Social Roots of Reason and Morality, Chicago and La Salle, Illinois: Open Court 1995, S. 147.)
Mittwoch, 14. Mai 2008
Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.
Aus Mangel an sonstigen Ideen lasse ich euch mal an den Highlights meiner Schopenhauer-Lektüre teilhaben. Auch wenn das jetzt keine so großartigen Neuigkeiten sind, weil das bestimmt die meisten so ungefähr kennen - dennoch interessant, wo nicht albern oder sogar blöd, es im Originalwortlaut zu lesen:
Zuerst: gegen Hegel (das ist natürlich bei weitem nicht die einzige Stelle, aber dafür eine mit einem schönen Fremdwort):
Das schöne Fremdwort bedeutet laut Duden übrigens dies:
Ni|ai|se|rie ‹lat.-vulgärlat.-fr.› die; -, ...ien: (veraltet) Albernheit, Dummheit, Einfältigkeit
Schopenhauers Begründung, warum das Judentum ein ungeeigneter Gegenstand der Kunst ist:
Schopenhauer plaidiert für den Beinahe-Nudismus (für "sehr schöne" Menschen):
Und zuletzt, warum der Mensch eine opportunistische und verlogene Decksau ist und Bescheidenheit eine blöde Tugend:
(Zitiert nach: Artur Schopenhauers Werke in fünf Bänden. Nach den Ausgaben letzter Hand, hrsg. von Ludger Lütkehaus, Zürich: Haffmanns 1988)
Zuerst: gegen Hegel (das ist natürlich bei weitem nicht die einzige Stelle, aber dafür eine mit einem schönen Fremdwort):
"Jedoch die größte Frechheit im Auftischen baaren Unsinns, im Zusammenschmieren sinnleerer, rasender Wortgeflechte, wie man sie bis dahin nur in Tollhäusern vernommen hatte, trat endlich im Hegel auf und wurde das Werkzeug der plumpesten allgemeinen Mystifikation, die je gewesen, mit einem Erfolg, welcher der Nachwelt fabelhaft erscheinen und ein Denkmal Deutscher Niaiserie bleiben wird." (Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, Anhang, S.548.)
Das schöne Fremdwort bedeutet laut Duden übrigens dies:
Ni|ai|se|rie ‹lat.-vulgärlat.-fr.› die; -, ...ien: (veraltet) Albernheit, Dummheit, Einfältigkeit
Schopenhauers Begründung, warum das Judentum ein ungeeigneter Gegenstand der Kunst ist:
"Entschieden nachtheilig wirken historische Vorwürfe nur dann, wann sie den Maler auf ein willkürlich und nicht nach Kunstzwecken, sondern nach anderen gewähltes Feld beschränken, vollends aber wann dieses Feld an malerischen und bedeutenden Gegenständen arm ist, wenn es z.B. die Geschichte eines kleinen, abgesonderten, eigensinnigen, hierarchisch d.h. durch Wahn beherrschten, von den gleichzeitigen großen Völkern des Orients und Occidents verachteten Winkelvolks ist, wie die Juden." (Ibid., §48, S. 309 f.)
Schopenhauer plaidiert für den Beinahe-Nudismus (für "sehr schöne" Menschen):
"Nämlich, wie die schöne Körperform bei der leichtesten, oder bei gar keiner Bekleidung am vortheilhaftesten sichtbar ist, und daher ein sehr schöner Mensch, wenn er zugleich Geschmack hätte und auch demselben folgen dürfte, am liebsten beinahe nackt, nur nach Weise der Antiken bekleidet, gehen würde; - ebenso nun wird jeder schöne gedankenreiche Geist sich immer auf die natürlichste, unumwundenste, einfachste Weise ausdrücken, bestrebt, wenn es irgend möglich ist, seine Gedanken Andern mitzutheilen, um dadurch die Einsamkeit, die er in einer Welt wie diese empfinden muß, sich zu erleichtern [...]" (Ibid., §47, S. 306.)
- Was meint er überhaupt mit "nach Weise der Antiken"? Togen? Und das soll unter "beinahe nackt" fallen? - Da hat der Nudismus doch gewisse Forschritte gemacht seit Schopenhauer.
- Was meint er überhaupt mit "nach Weise der Antiken"? Togen? Und das soll unter "beinahe nackt" fallen? - Da hat der Nudismus doch gewisse Forschritte gemacht seit Schopenhauer.
Und zuletzt, warum der Mensch eine opportunistische und verlogene Decksau ist und Bescheidenheit eine blöde Tugend:
"Zwar lassen auch die Plattesten die anerkannt großen Werke auf Autorität gelten, um nämlich ihre eigene Schwäche nicht zu verrathen: doch bleiben sie im Stillen stets bereit, ihr Verdammungsurtheil darüber auszusprechen, sobald man sie hoffen läßt, daß sie es können, ohne sich bloß zu stellen, wo dann ihr lang verhaltener Haß gegen alles Große und Schöne, das sie nie ansprach und eben dadurch demüthigte, und gegen die Urheber desselben, sich freudig Luft macht. Denn überhaupt um fremden Werth willig und frei anzuerkennen und gelten zu lassen, muß man eigenen haben. Hierauf gründet sich die Nothwendigkeit der Bescheidenheit bei allem Verdienst, wie auch der unverhältnißmäßig laute Ruhm dieser Tugend, welche allein, aus allen ihren Schwestern, von Jedem der es wagt einen irgendwie ausgezeichneten Mann zu preisen, jedenmal seinem Lobe angehängt wird, um zu versöhnen und den Zorn der Werthlosigkeit zu stillen. Was ist denn die Bescheidenheit Anderes, als geheuchelte Demuth, mittelst welcher man, in einer von niederträchtigem Neide strotzenden Welt, für Vorzüge und Verdienste die Verzeihung Derer erbetteln will, die keine haben? Denn wer sich keine anmaaßt, weil er wirklich keine hat, ist nicht bescheiden, sondern nur ehrlich." (Ibid., §49, S. 312 f.)
(Zitiert nach: Artur Schopenhauers Werke in fünf Bänden. Nach den Ausgaben letzter Hand, hrsg. von Ludger Lütkehaus, Zürich: Haffmanns 1988)
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Donnerstag, 1. Mai 2008
Am 2. Mai aufstehen für die Faulheit

Nachtrag: Aus eigener Anschauung (und Teilnahme) kann ich berichten, dass die Demonstration ein voller Erfolg war! Der Veranstalter konnte noch während der "machtvollen Manifestation" von demonstrierenden Millionen in Tokio und Potsdam berichten. Die engagierten Demonstranten in Berlin skandierten tolle Slogans wie: "Mein Freund ist Roboter!", "Wir sind nicht alle, es fehlen die, die arbeiten!" oder "Wir haben Zeit!". Ein erfolgreicher 4. internationaler Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen!





Mittwoch, 30. April 2008
Kommunistische Umwälzung in Berlin geht in eine neue Phase




Die actimelgestärkte Polizei war mit ihren Schlagstöcken völlig hilflos angesichts der Entschlossenheit und Aggressivität der Randalierer. Insgesamt wurde ein Sachschaden in Höhe von mehreren Tausend Millionen Euro angerichtet. Es wird wohl mehrere Wochen dauern, bis alle Straßenschilder wieder korrigiert sind - freiwillige Helfer sollen sich beim Amt für öffentliche Ordnung in der Rudi-Dutschke-Str. 36 melden. Ob es militanten Dutschkisten in der kommenden Walpurgisnacht gelingen wird, Reichstag oder Kanzleramt zu besetzen, oder doch wenigstens Zahnpasta auf die Türklinken zu schmieren, kann derzeit niemand mit Sicherheit sagen.

Donnerstag, 17. April 2008
Montag, 7. April 2008
Hab ich's doch geahnt! Kaffee macht müde!
Und ich dachte schon, das wäre eine ganz seltsame physiologische Besonderheit bei mir, dass ich von Kaffee müde statt wach werde, aber hier in der Wikipedia steht es und bestätigt mich:
"Kaffee hat eine zunächst beruhigende Wirkung. In der Praxis ist es bekannt, dass man besser einschläft, wenn man sich in den ersten 15 Minuten nach dem Kaffeetrinken hinlegt, weil das Schlafzentrum im Gehirn besser durchblutet wird.
Zögert man jedoch zu lange, verpasst man die beruhigende Wirkung vom Kaffee und das Koffein fängt an zu wirken; nun ist es fast unmöglich einzuschlafen. Diese Methode der Beruhigung wird z. B. in Krankenhäusern angewandt. Bei älteren Menschen bekämpft Kaffee den Abfall der Atemfrequenz beim Einschlafen, was deren Schlafqualität verbessern kann."
Aha! Zwar hatte ich nicht den Eindruck, dass ich dann nach 15 Minuten plötzlich wach werde, aber immerhin, es ist mir zu einem geringeren Anteil rätselhaft als zuvor. Es klingt so, als würde diese beruhigende Wirkung nicht auf das Koffein zurückgehen. Vielleicht ist es doch mal an der Zeit, die Gewohnheit auf eine wirkungsvollere Alternative umzupolen...
Hat hier jemand gute Erfahrungen mit Koffeintabletten? Oder anderen tollen Dingen, die der Konzentration förderlich sind?
"Kaffee hat eine zunächst beruhigende Wirkung. In der Praxis ist es bekannt, dass man besser einschläft, wenn man sich in den ersten 15 Minuten nach dem Kaffeetrinken hinlegt, weil das Schlafzentrum im Gehirn besser durchblutet wird.
Zögert man jedoch zu lange, verpasst man die beruhigende Wirkung vom Kaffee und das Koffein fängt an zu wirken; nun ist es fast unmöglich einzuschlafen. Diese Methode der Beruhigung wird z. B. in Krankenhäusern angewandt. Bei älteren Menschen bekämpft Kaffee den Abfall der Atemfrequenz beim Einschlafen, was deren Schlafqualität verbessern kann."
Aha! Zwar hatte ich nicht den Eindruck, dass ich dann nach 15 Minuten plötzlich wach werde, aber immerhin, es ist mir zu einem geringeren Anteil rätselhaft als zuvor. Es klingt so, als würde diese beruhigende Wirkung nicht auf das Koffein zurückgehen. Vielleicht ist es doch mal an der Zeit, die Gewohnheit auf eine wirkungsvollere Alternative umzupolen...
Hat hier jemand gute Erfahrungen mit Koffeintabletten? Oder anderen tollen Dingen, die der Konzentration förderlich sind?
Freitag, 28. März 2008
Kampf dem antiislamischen Rassismus!
Der niederländische Parlamentsabgeordnete Geert Wilders hat, wie der eine oder die andere schon erfahren haben könnte, unlängst einen umstrittenen Film unter dem Titel "Fitna" veröffentlicht. Herr Wilders ist bekanntlich ein Rechtspopulist mit sehr schlechter Frisur, und sein Film firmiert als "islamkritisch". Wer daher, wie ich, tatsächlich kritisch denkt und noch nicht total verblödet ist von der allgegenwärtigen antiislamischen Hetze, dem ist bereits vor dem Sehen von "Fitna" klar, dass es sich hierbei um ein rassistisches, Hass schürendes und daher die Meinungsfreiheit untergrabendes Machwerk handelt. Dies hat sehr treffend z.B. tagesschau-Korrespondent Markus Preiß festgestellt. Denn eines ist ja bekannt: dass nämlich der Islam eine, wenn nicht die Religion des Friedens ist. "Islam" heißt ja (wenn auch nicht richtig) übersetzt Frieden - der Islam hat den Frieden überhaupt erfunden! Daran ändern auch einige von Wilders sinnentstellend aus dem Zusammenhang gerissene Koranzitate nichts, die der Möchtegern-Volksverhetzer empörenderweise nicht nur im arabischen Original, sondern auch in einer niederländischen bzw. englischen Übersetzung (!!!) präsentiert. Eine extreme Provokation für alle gläubigen Muslime, die bekanntlich glauben, dass jede Zeile des Koran, als von Gott direkt offenbart, heilig ist und daher unter keinen Umständen übersetzt oder sonstwie verändert werden darf.
Wilders infamer Film geht sehr eigenwillig mit der Realität um, er setzt auf Ressentiment anstatt auf Fakten. Emotional aufgeladene Ereignisse wie die Tragödie des 11. September oder der Tod von Theo van Gogh werden assoziativ in einen Zusammenhang mit dem Islam gestellt, obwohl dieser - nüchtern betrachtet - mit den genannten Unglücksfällen gar nichts zu tun hat. Hierdurch soll Hass auf alle Moslems geschürt werden. Diese Propaganda ist extrem rassistisch: es wird suggeriert, die islamische Rasse sei genetisch zur Barbarei determiniert, und somit indirekt zu Zwangssterilisationen und Massenmord aufgerufen. Das medial konstruierte Bild des gewalttätigen Moslems ist nur vergleichbar mit dem antisemitischen Bild der "Judensau". Gewalt ist den Moslems ebenso unheilig wie den Juden das Schwein. So soll in beiden Fällen die äußerste Erniedrigung und Provokation erzielt werden, indem man einmal Moslems, das anderemal Juden mit dem identifiziert, was sie am meisten verabscheuen. Was Menschen wie Geert Wilders in ihrer dummdreisten Propaganda unterschlagen, ist die Tatsache, dass ein Mörder, der zufällig und nebenbei auch Moslem ist, den Islam nicht zu einer mörderischen Religion macht; ein Moslem dagegen, der in aller Regel niemanden umbringt, nicht einmal seine eigene Schwester, beweist sehr wohl, dass der Islam eine friedliche, moderne, ja liebenswerte und an Freunde und Bekannte weiterzuempfehlende Religion ist. Geben wir es ruhig zu: Der Islam ist sexy, Mohammed ist der Che Guevara, der James Dean, der Jesus unserer Zeit. Nicht länger dürfen wir unser Verlangen, unsere Liebe, unser pulsierendes Begehren verleugnen. Die Islamophobie wurzelt, ähnlich wie die Homophobie, in der hartnäckigen Verdrängung der eigenen islamischen Veranlagung.
Der Islam ist ein wenig wie das Megalos der ARD-Fernsehlotterie: Er will alle Menschen glücklich machen. Nur dass das Los nicht vor der Hölle schützt! (Kleiner Scherz am Rande.) Wer eine so ungewöhnlich friedliebende Religion derart grotesk beleidigt wie Wilders, muss sich über entsprechende Reaktionen nicht wundern. Zurecht zeigen sich selbst in unserer so islamophob eingestellten Medienwelt einige besonnene, aber auch scharfsinnige und durchaus humorvolle Geister zutiefst besorgt (die etwa den so naheliegenden wie dringend nötigen Hinweis einbringen, dass die Suren des Koran für die muslimische Welt einerseits und islamistische Anschläge andererseits etwa dieselbe Bedeutung haben wie "Zitate aus der feministischen Literatur oder so" für "Deutschland" bzw. die dortigen "Kindermorde der letzten Zeit"). Denn durch sein amoralisches, menschenverachtendes und vollkommen verantwortungsloses Handeln könnte Wilders die Meinungsfreiheit gefährden oder gar Gewalt auslösen. Sollte ihm dies gelingen, wäre es ein weiterer Schritt zur Stigmatisierung, Ausgrenzung, Diskriminierung und - in letzter Konsequenz - physischen Vernichtung aller Muslime. Dass sich innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung von "Fitna" im Internet vom niederländischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende bis zu UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zahlreiche politische Verantwortungsträger über den Film lautstark empört haben, macht Hoffnung. Zwar beschert es Geert Wilders, der genau wie Hitler und George W. Bush mit Hass Politik machen will, eben die Aufmerksamkeit, die er wollte; doch andererseits stehen die Reaktionen in einem angemessenen Verhältnis zum Ausmaß des Zivilisationsbruchs, den sein Film darstellt. Die friedliebende, nicht islamophob-rassistisch eingestellte Minderheit in der westlichen Welt muss jetzt Zivilcourage zeigen und die Rechte der Muslime ebenso wie die Meinungsfreiheit und das einhellige Zusammenleben der Angehörigen der drei abrahamitischen Rassen verteidigen. Es gibt Grenzen der Toleranz - gegenüber unverbesserlichen Irren und Gewaltfanatikern wie Geert Wilders ist Appeasement keine Option. Wir müssen ein Zeichen setzen. Die Muslime dürfen nicht länger zur Notwehr gezwungen werden! Daher sollten wir es diesmal besser machen als bei Theo van Gogh und, als ein Zeichen des guten Willens an die muslimische Welt, Geert Wilders selbst zur Rechenschaft ziehen, anstatt einen pazifistischen Moslem die Drecksarbeit machen zu lassen. Friedensbewegung, jetzt ist die Zeit, tätig zu werden!
Wilders infamer Film geht sehr eigenwillig mit der Realität um, er setzt auf Ressentiment anstatt auf Fakten. Emotional aufgeladene Ereignisse wie die Tragödie des 11. September oder der Tod von Theo van Gogh werden assoziativ in einen Zusammenhang mit dem Islam gestellt, obwohl dieser - nüchtern betrachtet - mit den genannten Unglücksfällen gar nichts zu tun hat. Hierdurch soll Hass auf alle Moslems geschürt werden. Diese Propaganda ist extrem rassistisch: es wird suggeriert, die islamische Rasse sei genetisch zur Barbarei determiniert, und somit indirekt zu Zwangssterilisationen und Massenmord aufgerufen. Das medial konstruierte Bild des gewalttätigen Moslems ist nur vergleichbar mit dem antisemitischen Bild der "Judensau". Gewalt ist den Moslems ebenso unheilig wie den Juden das Schwein. So soll in beiden Fällen die äußerste Erniedrigung und Provokation erzielt werden, indem man einmal Moslems, das anderemal Juden mit dem identifiziert, was sie am meisten verabscheuen. Was Menschen wie Geert Wilders in ihrer dummdreisten Propaganda unterschlagen, ist die Tatsache, dass ein Mörder, der zufällig und nebenbei auch Moslem ist, den Islam nicht zu einer mörderischen Religion macht; ein Moslem dagegen, der in aller Regel niemanden umbringt, nicht einmal seine eigene Schwester, beweist sehr wohl, dass der Islam eine friedliche, moderne, ja liebenswerte und an Freunde und Bekannte weiterzuempfehlende Religion ist. Geben wir es ruhig zu: Der Islam ist sexy, Mohammed ist der Che Guevara, der James Dean, der Jesus unserer Zeit. Nicht länger dürfen wir unser Verlangen, unsere Liebe, unser pulsierendes Begehren verleugnen. Die Islamophobie wurzelt, ähnlich wie die Homophobie, in der hartnäckigen Verdrängung der eigenen islamischen Veranlagung.
Der Islam ist ein wenig wie das Megalos der ARD-Fernsehlotterie: Er will alle Menschen glücklich machen. Nur dass das Los nicht vor der Hölle schützt! (Kleiner Scherz am Rande.) Wer eine so ungewöhnlich friedliebende Religion derart grotesk beleidigt wie Wilders, muss sich über entsprechende Reaktionen nicht wundern. Zurecht zeigen sich selbst in unserer so islamophob eingestellten Medienwelt einige besonnene, aber auch scharfsinnige und durchaus humorvolle Geister zutiefst besorgt (die etwa den so naheliegenden wie dringend nötigen Hinweis einbringen, dass die Suren des Koran für die muslimische Welt einerseits und islamistische Anschläge andererseits etwa dieselbe Bedeutung haben wie "Zitate aus der feministischen Literatur oder so" für "Deutschland" bzw. die dortigen "Kindermorde der letzten Zeit"). Denn durch sein amoralisches, menschenverachtendes und vollkommen verantwortungsloses Handeln könnte Wilders die Meinungsfreiheit gefährden oder gar Gewalt auslösen. Sollte ihm dies gelingen, wäre es ein weiterer Schritt zur Stigmatisierung, Ausgrenzung, Diskriminierung und - in letzter Konsequenz - physischen Vernichtung aller Muslime. Dass sich innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung von "Fitna" im Internet vom niederländischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende bis zu UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zahlreiche politische Verantwortungsträger über den Film lautstark empört haben, macht Hoffnung. Zwar beschert es Geert Wilders, der genau wie Hitler und George W. Bush mit Hass Politik machen will, eben die Aufmerksamkeit, die er wollte; doch andererseits stehen die Reaktionen in einem angemessenen Verhältnis zum Ausmaß des Zivilisationsbruchs, den sein Film darstellt. Die friedliebende, nicht islamophob-rassistisch eingestellte Minderheit in der westlichen Welt muss jetzt Zivilcourage zeigen und die Rechte der Muslime ebenso wie die Meinungsfreiheit und das einhellige Zusammenleben der Angehörigen der drei abrahamitischen Rassen verteidigen. Es gibt Grenzen der Toleranz - gegenüber unverbesserlichen Irren und Gewaltfanatikern wie Geert Wilders ist Appeasement keine Option. Wir müssen ein Zeichen setzen. Die Muslime dürfen nicht länger zur Notwehr gezwungen werden! Daher sollten wir es diesmal besser machen als bei Theo van Gogh und, als ein Zeichen des guten Willens an die muslimische Welt, Geert Wilders selbst zur Rechenschaft ziehen, anstatt einen pazifistischen Moslem die Drecksarbeit machen zu lassen. Friedensbewegung, jetzt ist die Zeit, tätig zu werden!
Freitag, 14. März 2008
Analfissur und Hämorrhoiden (- mit neuem Nachtrag!!!)

Aber egal. Ich fahre jedenfalls für eine Woche in Urlaub zu meiner

Genauere Erläuterungen dazu gibt's hier und hier und eine rührende Analsex-Story von Roger Willemsen hier. Aber was sag ich, kennt ihr ja alles schon.
Nachtrag vom 29. 03. 2008:
Ich weiß natürlich, dass ihr alle ganz furchtbar neugierig seid und unbedingt wissen wollt, wie be nun diesen ominösen "Vivamoderatorinnenroman" fand! Und das will ich euch auch auf keinen Fall vorenthalten!
Hier meine äußerst differenzierte Beurteilung:
Gesamturteil: Sehr gut (1,3)
Sprachliche Qualität: Gut (2,0)
Formaler Aufbau: Gut (2,3)
Inhalt: Sehr gut (1,3)
Konsequenz der Ausführung: Sehr gut (1,0)
Wichsfaktor (Skala von null bis fünf): 2,5
Ekelfaktor: je nach Robustheit des Lesers (ich hörte von Frauen, die das Buch schon in der Mitte angewidert zur Seite legten); in meinem Fall: 2
Ekelhöhepunkte: Kotze (von zwei Menschen) wird (von diesen zwei Menschen) aus einem Eimer getrunken, blutige Tampons werden in Fahrstühlen abgelegt, Mineralwasser wird im Mund gegurgelt und in die Flasche zurückgespuckt um es hernach Gästen anzubieten, mit einer grillgut- und rußbehafteten Grillzange wird ein Tampon aus der Vagina geholt (und die Zange danach ungewaschen zurückgelegt), auf verdreckten Bahnhofstoilettensitzen wird extra einmal mit der Muschi herumgewischt, um die Angst der Hygienefanatiker vor Krankheiten ad absurdum zu führen, es wird in der Nase gepopelt und das zu Tage geförderte sodann gegessen, ebenso werden Hautkrusten und ausgedrückte Pickel verspeist - und das alles von der Hauptfigur des Buches, der 18-jährigen Helen Memel, die das natürlich überhaupt nicht eklig findet, sondern vielmehr toll und teilweise sogar erregend.
Autoerotikfaktor: sehr hoch
Urteilsbegründung:
Auch wenn das Buch literarische Schwächen haben mag (die so groß allerdings auch nicht sind, finde ich), ist die Hauptfigur Helen Memel einfach klasse erfunden. Sie ist nämlich äußerst konsequent. Konsequent in ihrer Abneigung gegen Hygienevorschriften, die ihr von verklemmten Leuten (besonders ihrer Mutter) gemacht werden, die ständig betonen, dass Hygiene ungemein wichtig ist und dass man krank wird, wenn man nicht peinlich genau darauf achtet. Und dass überhaupt alles ganz furchtbar peinlich und eklig ist, was von den Hygienevorstellungen abweicht, die vor allem darin bestehen, dass sämtliche Körperausscheidungen, -gerüche und -flüssigkeiten bäh sind und dashalb ständig weggeputzt und überdeckt und versteckt werden müssen, wenn sie denn schon vorhanden sein müssen. Das Schöne an dem Buch ist, dass Helen Memel ungemein konsequent gegen diese Auffassungen angeht und mit wissenschaftlichem Eifer die Hygienemythen zu widerlegen trachtet. Deswegen reicht es nicht, dass sie sich auf die Klobrillen öffentlicher Toiletten draufsetzt, nein sie wischt noch einmal extra mit der Muschi die Brille entlang, um endgültig zu beweisen, dass man davon nicht krank wird. Der andere schöne Zug an Helen Memel (und Charlotte Roches Roman) ist der, dass sie in Bezug auf Sex überhaupt kein bisschen ein "versautes Stück" ist (im Gegensatz zu dem, was Jessica Zeller in der Jungle World schreibt - die aber überhaupt sehr viel Halbgares und Blödes schreibt, so dass ich mich sehr geärgert habe - zum Beispiel die Story sei "dünn" und das Buch funktioniere nur als Provokation). Helen Memel ist vielmehr geradezu unschuldig in ihrer zugleich außerst tabulosen Ausübung der Sexualität. Unbefangen und ohne Verklemmungen erforscht sie jeden Winkel ihres eigenen Körpers und fremder Körper (unter anderem zu diesem Zweck besucht sie zum Beispiel Bordelle) und probiert aus, was man damit alles machen kann. Aber dabei spielt kein einziges Mal ein irgendwie geartetes Tabu, das gebrochen würde, der Ruch des Verbotenen, die Aufregung des Unmoralischen oder Ähnliches eine Rolle, was ja sonst gerade in der erotischen und pornographischen Literatur gerne aufgegriffen wird, um dadurch erst die gewünschte Erregung beim verklemmten Publikum zu erzielen. Hier dagegen geht es vor allem um die Neugier und äußerst ausgeprägte Phantasie von Helen Memel, der immer neue Dinge einfallen, die man mit all den schönen Körperteilen und -funktionen so anstellen kann - und die auch keine Hemmungen hat, all das auszuprobieren, was ihr so einfällt - auch (oder gerade), wenn es mit Schmerzen und Verletzungen verbunden ist. Und emanzipatorisch oder vielleicht auch feministisch ist das Buch genau deswegen, weil Helen sich in keiner Hinsicht etwas sagen lässt, sondern alles selbst ausprobieren will und sich dabei von keinerlei vorgegebenen Grenzen aufhalten lässt, ob Hygienenormen oder "gesunder Menschenverstand" (oder von fast keinen: das Nasepopeln hat sie in die Einsamkeit der abgeschlossenen Toilette verlegt, weil das ihre Freunde zu irritieren schien). Jedenfalls schämt sie sich nicht im geringsten dafür, dass sie Dinge erregend findet, die andere (oder gar die meisten) total eklig und abstoßend finden. Auch schön ist, dass Helens Sexualität in hohem Maße autoerotisch ist, sie masturbiert viel und mit Freude und experimentiert dabei - nicht nur mit Avokadokernen. Dieses ziemlich idiosynkratische Element von Helen Memels Sexualität, das ungehemmt ausgelebt wird, verbunden mit ihrer wissenschaftlichen Neugier, finde ich, ist das eigentlich Tolle und auch Emanzipatorische an dem Buch.
Alles in allem: von Helen Memel kann man viel lernen.
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