Sonntag, 7. Oktober 2007

Literatur im seidenen Tabaksbeutel

Wenn Leute in der U-Bahn neben mir lesen, versuche ich ja immer, herauszufinden, in was für ein Buch sie da vertieft sind. Meistens gelingt mir das nicht, aber immerhin kann man ein paar Satzfetzen mitlesen, aus denen man dann beurteilen kann, ob es sich um ein gutes oder ein schlechtes Buch handelt.
Gestern konnte ich folgende Satzstücke mitlesen:

"...sie drückte an ihrem seidenen Tabakbeutel herum, als wollte sie fühlen, wieviel Tabak er noch enthielt.

Den nächsten Tag verbrachte Mutter damit, in Gion herumzulaufen."

Eindeutig lässt sich hieraus schließen, dass dies ein schlechtes Buch ist. (Wer mir anhand dieser Sätze Autor und Titel des Buches sagen kann, kriegt von mir persönlich eins in die Fresse gehauen. - Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2007, Rechtsweg ausgeschlossen!)
Und zwar deshalb: In einem guten Buch hätte es geheißen "enthielte" und außerdem wäre der Tabakbeutel nicht "seiden" gewesen. Das klingt sehr nach Fantasy-Kitsch. Oder nach einem klischeebeladenen Frauenreiseroman. Toll, wie ein halber Satz ausreicht, um ein ganzes Buch zu ersparen! Ein Blick auf die Titelseite hätte allerdings vermutlich ebenso genügt.

Soviel zu meinem außerordentlich beeindruckenden Expertenwissen gepaart mit Urteilsvermögen in Sachen Literatur und einen schönen Tag noch!

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aber vielleicht handelt es sich auch um ein gutes Buch, das nur schlecht übersetzt wurde?

Ich persönlich fände es ja noch besser, wenn statt "enthielte" die veraltete starke Beugungsform verwendet würde: "enthült". Bzw. "enthaltete". Überhaupt, ent-halten, ist das ein echtes Wort, das es wirklich gibt? Was soll das denn bedeuten? Wenn man aufhört, was zu halten, oder wie?

T☺bias hat gesagt…

As I later learned, what Mameha had said about General Tottori wasn't quite true. He was in charge of only one of five large administrative areas. But he was senior to the men who oversaw the other districts, so he may as well have been in charge. In any case, you should have seen how Mother behaved after Mameha had said this. You could almost see her mind at work as she thought about having the help of a man in General Tottori's position. She glanced at the teapot, and I could just imagine her thinking, "Well, I haven't had any trouble getting tea; not yet... though the price has gone up..." And then probably without even realizing what she was doing, she put one hand inside her obi and squeezed her silk bag of tobacco as if to see how much remained.

Mother spent the next week going around Gion
and making one phone call after another to learn as much as she could about General Tottori. She was so immersed in this task that sometimes when I spoke to her, she didn't seem to hear me. I think she was so busy with her thoughts, her mind was like a train pulling too many cars.

(Arthur Golden, Memoirs of a Geisha)

spit_Z hat gesagt…

Tobi, alter Streber, war ja klar, dass DU gleich mal wieder die gesuchte Information parat hast! Dankenswerterweise gleich im englischen Original. So bestätigt sich auch Lexis Vermutung, dass der Text unter der Übersetzung gelitten hat, denn "as if to see how much remained" ist natürlich viel eleganter und schöner als "als wollte sie fühlen, wieviel Tabak er noch enthielt". Vielen Dank an alle Beteiligten! Vielleicht sollten wir in Zukunft häufiger wichtige verbleibende Welträtsel posten, damit sie dann von Lexi verdummbeutelt und von Tobias gelöst werden können.

Anonym hat gesagt…

Ey Tobi, du liest ja wohl jeden Scheiß!
Kein Wunder, dass dein Blog brach liegt... Schreib doch lieber mal wieder was, als deine Zeit mit fragwürdigen historischen Biographien zu vergeuden...

Und: Tatatataaaaa! Trärääää! Du hast hiermit den rechtmäßigen Anspruch erworben, von mir ordentlich eins in die Fresse zu kriegen! Gratulation! Kannst du dir hier bei mir abholen. Ich freu mich (für dich)!

Anonym hat gesagt…

Darf Tobi seinen Gewinn eigentlich auch bei e-bay versteigern?

Anonym hat gesagt…

Nein, das ist leider nicht möglich. Der Gewinn kann nur persönlich abgeholt werden. Meine In-die-Fresse sind individuell zugeschnitten und nicht übertragbar und schon gar nicht in abstraktem Wert zu fassen.

Aber wenn du auch in die Fresse willst, bitte! Komm nur her, wenn du dich traust! Du anonymer Feigling!

Anonym hat gesagt…

Oder eigentlich eher: feiger Anonymling!

Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Drohung oder Herausforderung, sondern nur um ein großzügiges Geschenkangebot.

Ivo Bozic hat gesagt…

seidene tabakbeutel gibt es jedoch auch in der arbeiterliteratur...

http://www.google.de/books?id=
hZIRAAAAIAAJ&q=%22seidenen+
Tabakbeutel%22&dq=%22seidenen+
Tabakbeutel%22&pgis=1

Anonym hat gesagt…

@tobi: wow!! was für ein effekt! hast du das gelesen und dich dran erinnert? oder einfach die komplette weltliteratur als dvd?? ich neige mein haupt & congratulations.

T☺bias hat gesagt…

@ bill billsen: Endlich fragt jemand! Meine Suchstrategie war die folgende:

1. Erstmal ne Websuche nach den von be mitgelesenen Satzstücken -> Kein Erfolg.

2. Plan B: Ein Hinweis könnte "[...]verbrachte Mutter damit, in Gion herumzulaufen." sein. Also: Nachschlagen von "Gion". -> Bingo! Im Wikipedia-Artikel verrät mir der Abschnitt Gion in popular culture, dass Gion, übrigens ein Kiotoer Stadtteil, ein Hauptschauplatz von Arthur Goldens Roman „Memoirs of a Geisha“ (dt. Titel: Die Geisha) ist.

3. Download des Romans als eBook und Suche nach der Textstelle mit dem Adobe Reader.

Jaha, jetzt wissen alle, bei denen es diesmal nicht geklappt hat mit dem Rätsellösen, wie sie es das nächste mal anpacken können. Deshalb, spitz, bou und be: Von mir aus kann es das nächste mal schon etwas schwerer sein, das Rätsel.

Anonym hat gesagt…

@ Tobi: Ich schließe mich Dir an: Ein neues, schwierigeres Rätsel wäre cool. ABER: Die Preise müssen auch noch besser werden!

Anonym hat gesagt…

Liebe Leser,

vielen Dank, dass sie sich die Mühe gemacht haben, uns Feedback zu geben. Ihre Meinung ist uns sehr wichtig. Im Rahmen einer kontinuiertlichen Produktverbesserung bemühen wir uns, den Leserwünschen und dem Niveau ihrer Fähigkeiten bestmöglich Rechnung zu tragen. Wir hoffen daher, dass das nächste Rätsel diesem Anspruch besser gerecht wird als das letzte.

Verbleibend bis auf weiteres,
Ihre SpitzBouBen

P.S.: He, was ist denn an dem Preis auszusetzen?! Frechheit!

spit_Z hat gesagt…

Ich bitte darum, meinen Namen grundsätzlich mit dem zugehörigen Unterstrich zu schreiben: "spit_Z". Das ist wichtig, weil ich kein Hündchen bin und auch kein Lüstling. Mein Name leitet sich bekanntlich möglicherweise vom englichen Verb "to spit" ab; wofür das "Z" steht, ist ein Geheimnis. Mit dem deutschen Adjektiv "spitz" oder dem Hundenamen "Spitz" hat er jedenfalls rein gar nichts zu tun. Was die genaue Bedeutung meines Namens ist, wäre vielleicht eine passende Aufgabe für die Rätselfreundinnen und -freunde in unserer Leserschaft. Als Preis lobe ich den Titel "Offizieller Pate" bzw. "Offizielle Patin der berühmten Bloggerpersönlichkeit spit_Z" aus.