Dienstag, 24. Juli 2007

Wer ist der coolste Windhund seit Marx? - 2. Runde

Vor einer Weile hatte das internationale Publikum dieses Blogs die Gelegenheit, den ultimativen Fight zwischen zwei Pop-Heroen der linken Gesellschaftskritik auf basisdemokratischem Wege endgültig zu entscheiden. Damals ließ das verbindlich in alle Schulbücher aufzunehmende Ergebnis an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Lenin ist viel cooler als, nomen est omen, Erich Fromm.

Trotz dieses großen Triumphes der historischen Wahrheit über die Propagandalügen revisionistischer Geschichtsverfälscher wurden doch auch gewisse Mängel des Verfahrens offenkundig: Die Wahlbeteiligung (nur einer von 6,7 Milliarden Wahlberechtigten nutzte sein Stimmrecht) erlaubt es leider nicht, gewisse Zweifel an der Repräsentativität des Abstimmungsergebnisses restlos auszuräumen. Daher habe ich für die zweite Runde ein Verfahren gewählt, das mehr dem pragmatischen Geiste des Demokratischen Zentralismus entspricht, dem sich unser "Blog neuen Typs" seit eh und je verpflichtet fühlt: Ich habe die Entscheidung einem Experten überlassen, und die Weltöffentlichkeit hat nunmehr die Möglichkeit, das Resultat zur Kenntnis zu nehmen und zu verinnerlichen.

Bei dem Experten handelt es sich um Hans Albert, der die Quintessenz seiner Forschungen auch im aktuellen "Zitat der Woche" bündig zum Ausdruck bringen durfte. Ich bin sicher, er würde es billigen (hab natürlich nicht gefragt), dass wir folgendes dreißig Jahre altes, aber noch immer aktuelles Statement von ihm verwenden (es stammt aus einem Brief an Paul Feyerabend vom 16. November 1968). (Zwar hat Herr Habermas seine theoretische Position seither beinahe so oft gewechselt wie seine Hemden; wieviel von der Albertschen Kritik durch diese permanente erratische Kurswechselei in immer seichtere, konformistischere Gewässer hinein überholt sein mag, ist eine ganz andere Frage!)

"Was Habermas angeht [...] ist sein neues Buch über Erkenntnis und Interesse eine ziemliche Zumutung. Er läßt einen da an seinem ganzen Verdauungsprozeß teilnehmen, kommentiert in einem fort irgendwelche Philosophen in sehr weitschweifiger Weise, ohne daß viel Neues dabei herauskommt, wird sofort in höchstem Maße unklar, wenn er mal etwas Eigenes zu den Problemen beizutragen versucht. Eine seiner wesentlichsten Strategien hat er beibehalten: Unterscheidungen ohne Unterschied einzuführen, damit er seine Positition auf jeden Fall durchhalten kann. Bei solchem Wortschwindel kann man ihn in einem fort ertapppen. Fast immer macht er eine referierte Auffassung durch seine Umdeutungen schlechter. [...] Etwas wesentlich Neues habe ich in diemem wortreichen, weitschweifigen, unklaren und prätentiösen Buch nicht entdecken können. [...] Ein schönes Angriffsziel an sich, wenn es nicht so mühsam wäre, den Kern des Gedankenmusters herauszuschälen. - Im übrigen finde ich tatsächlich Lenins 'Materialismus und Empiriokritizismus' - was ich auch gerade gelesen habe - besser (und zwar dem Inhalt nach und als Lektüre!). Während Lenin den Idealismus (auch den positivistischen) aufs Korn nimmt und sehr schön zersäbelt, versuchten Apel, Habermas und ihre Anhänger ihn wieder - und zwar indem sie sich in der Maske des Anti-Positivismus präsentieren, wobei das Angriffsziel de facto der Realismus ist - zu installieren: hermeneutischer Idealismus als Fortsetzung der Theologie, um den Bereich des Geistes gegen die Konsequenzen der Darwinschen und anderer Entdeckungen abzuschirmen... [...] Also komm mir nicht mit der Habermas-Produktion; dann schon lieber Lenin und Marx..."
(Zitiert nach: Paul Feyerabend, Hans Albert: Briefwechsel, hg. von Wilhelm Baum, Frankfurt am Main 1997, S. 89 f.)












Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung: Welcher Guru ist auf stylischere Weise verherrlicht worden?

1 Kommentar:

empty rooms hat gesagt…

Klarer Sieg für den sexy Glatzkopf, dessen Porträt meine Kindheit maßgeblich mitgeprägt hat.

"hermeneutischer Idealismus als Fortsetzung der Theologie, um den Bereich des Geistes gegen die Konsequenzen der Darwinschen und anderer Entdeckungen abzuschirmen... [...] Also komm mir nicht mit der Habermas-Produktion; dann schon lieber Lenin und Marx..." - damit ist eigentlich alles über den Ratzinger-Freund gesagt...