Mittwoch, 7. Februar 2007

Freudscher Verwortspieler

Neulich kam ich an diesem Plakat vorbei und dachte irritiert: "Wer will Anarchisten gegen die Wand stellen? Ist das nicht ein etwas seltsamer Slogan? Aber auch irgendwie lustig..." Dann sah ich das "Israel/Palästina" darunter stehen und mir dämmerte, dass es um etwas anderes ging, nämlich um Protest gegen den Israelischen Sicherheitszaun. Dann dachte ich: "Eigentlich erst recht lustig, diese Doppeldeutigkeit. Vielleicht haben die das gar nicht gemerkt... Sollte ihnen mal jemand sagen, dass ihr Plakat mit einem Wortspiel die eigene Intention unterläuft... Haha - blöde Antiimps..."

Aber das alles stimmt leider gar nicht. Inzwischen ist mir nämlich aufgefallen, das mein lustiges Wortspiel eine Fehlassoziation war (vielleicht eine Art Freudscher Verwortspieler, oder so).
Denn erstens heißt es im Deutschen, jedenfalls nach übereinstimmender Aussage sämtlicher Experten und Lexika, die ich konsultiert habe, gar nicht "jemanden GEGEN die Wand stellen", sondern nur "jemanden AN die Wand stellen". Obwohl ich immer noch finde, dass das erste irgendwie auch wohlgeformt klingt. Vielleicht wegen des Films. Ich weiß nicht.

Und zweitens scheint es den Ausdruck im Englischen gar nicht zu geben. Dort sagt man einfach nur "to shoot sb.". Während es im Französischen immerhin die Wendung gibt "envoyer qn au poteau" (jemanden an den Pfosten schicken).

Tja. Wäre schön gewesen, aber die Welt hat meine Wortspiel-Ironie vereitelt.

Keine Kommentare: