Was bisher geschah.
In der Französischen Revolution gehörten Robespierre und Danton zu den Führern des radikalen Flügels. Beide versagen aber vor ihrer historischen Aufgabe: Danton favorisiert einen bürgerlich-liberalen Kurs und begeht damit Verrat an der Revolution – er landet im politischen Abseits, wo er sich stumpfem Hedonismus hingibt. Schließlich wird er von der Revolution überrollt: Robespierre und seine Anhänger lassen ihn guillotinieren. Doch auch Robespierre verliert bald auf dieselbe Weise den Kopf. Anstatt die soziale Revolution voranzubringen, lässt er seinen Terror ins Leere laufen: in einen pseudoreligiösen Revolutionsmoralismus. Im Jenseits treffen sich die Kampfgenossen und Konkurrenten von einst wieder.
Im Jenseits.
Es ist allgemein bekannt, dass man durch einen langen Tunnel mit einem Licht am Ende ins Jenseits eingeht. Es ist weniger bekannt, dass für einen Geköpften dieser Weg viel von einer Kegelbahn hat. Danton ist ihn entlanggerollt, und kaum ein halbes Jahr später rollt ihm Robespierre hinterher. Doch hat der Advokat von Arras das Kegeln zu Lebzeiten sträflich vernachlässigt, was ihn jetzt teuer zu stehen kommt. Er rollt vom Weg ab und bleibt in der Regenrinne liegen.
Klage des Kopfes Robespierres im Rinnstein des Tunnels mit dem Licht am Ende, der ins Jenseits führt. Elegie.
Hier nun lieg ich, der große Vollstrecker der Tugend durch Terror
Maximilian d’Robespierre, Volksheld von Frankreich, doch ach!
Moira hat hart mir den Faden gesponnen der hier mich lässt liegen
Glückloser, Kopfloser, ich! Amme der Demokratie
Frankreich, Heimat, bist sündig geworden an mir und an allen
Bissest den Apfel, ach! – Bissest mir in den Kopf.
Liege ich hier nun im Rinnstein des Tunnels für immer und ewig?
Modere langsam dahin? Bade in Unrat statt Blut?
Hilf mir, Höchstes der Wesen, des’ Kult ich erschuf und des’ Feier
Sag, wozu hab ich Dich? Wozu hab ich Dich erdacht?
Absicherung solltest Du für mich sein gegen Feinde der Tugend!
Dafür ist Glauben doch da! Nutzloser, treuloser Gott!
Völker und Götter sind Würmer nur, rettungslos sündige Seelen.
Fort von mir, ekles Gekreuch! Ihr habt mich gar nicht verdient.
Lieber noch lieg ich im Unrat begraben als euch mich zu opfern.
Ähm, damit meine ich dies: noch einmal tu ich das nicht!
Dies aber merke dir, grobschlächt’ge Welt die ich ewiglich hasse:
Mein ist die Rache an dir! Bald komme ich schon zurück!
Gnade war Frankreich, dass ich es erwählte, zu retten versuchte –
Nimmermehr Gnade ab jetzt, unfreundlich bin ich fortan.
Grausam und bluttriefend werde ich wüten wenn erst ich hier raus bin.
Helfen muss jemand mir erst – hier aus dem Rinnstein heraus.
Luzifer! Du sei mein Helfer in diesem unheiligen Kampfe!
Nimm meine Seele als Lohn! Du hältst zumindest dein Wort!
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2 Kommentare:
wieso "lyrikabend"? ist das nicht aus einem drama? man bringe die literarischen gattungen nicht schon wieder durcheinander, bitte. und was soll das heißen, "stumpfer hedonismus"?
Ja, in der Tat, man merkt schon, dass die rotznase kein echter Deutschlehrer sein kann. Aus einem Drama? Wie kommt man denn da drauf? Weil jeder, der mit zweitem Vornamen Ephraim heißt, nichts anderes als Dramen schreiben kann? Schon mal ein Drama mit ner Elegie drin gesehen? Steht irgendwo was von Akten oder Szenen oder dergleichen? Steht "Rob.:" vor der ersten Zeile der Elegie? NEIN! "Kombiniere, kombiniere: ist gar nicht meine Tür!", sagt Kommissar Schneider. Offensichtlich muss es sich um ein Fragment aus einem Versepos oder etwas derartigem handeln!
Was den stumpfen Hedonismus angeht: Das kann man ja schon bei Büchner nachlesen! Hat Büchner es am Ende gar bei K. E. Maria geklaut? Gut möglich! Freilich, den vulgärlinken Nachbetern entgehen die sublimen Zwischentöne, und so merken sie ebensowenig, dass "Dantons Tod" den Titelhelden gar nicht unkritisch verklärt, wie sie auch nicht in der Lage sind, "Illuminatus!" als Parodie zu entschlüsseln. (Shea und Wilson haben bestimmt auch bei K. E. Maria geklaut! Vielleicht veröffentliche ich irgendwann mal ein paar Fragmente, die das zweifelsfrei belegen.)
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