Ich bin wieder zurueck in Melbourne und ich fuehle mich einsam. Ich schwimme nicht länger im Fluss aus Freundlichkeit und Sanftheit und Lächeln, der mich drei Wochen lang umgeben hat. Als ich heute morgen gegen sechs am Tullamarine Airport ankam, spürte ich zum ersten Mal seit drei Wochen etwas sehr Ungenehmes: Kälte. Tagsüber steigt die Temperatur auf 28 Grad, doch auch die Wärme ist eine ganz andere. Trocken, sie umgibt einen nicht, breitet sich nicht aus, sondern entsteht nur an den Stellen, auf die die Sonnenstrahlen direkt auftreffen. Und die Sonnenstrahlen verbrennen einem die Haut, wie Säure.
Es steht fest, ich muss zurück. Leider (wie oft habe ich das schon gedacht) stecke ich fest in diesem ambivalenten Philosophiebusiness mit seinen schwer anwendbaren und ein wenig mysteriösen Skills.
Kaum war ich in Darwin, ist mir ins Gesicht gesprungen, wie absurd unser konsumgesteuertes Leben ist, wie aggressiv andauernd für irgendwelchen Scheiss geworben wird, pausenlos drischt es auf einen ein, wie entfremdet wir sind im Vergleich mit den Timoresen. Typische Szene: Man sitzt in der Abflughalle, die Leute starren Löcher in die Luft, sehen aneinander vorbei oder lesen Frauenmagazine oder verfolgen mit müden Augen die Werbung auf den Bildschirmen, nur um sich nicht ansehen zu müssen. Es ist grauenvoll. Auch dass ich nicht einmal Lust habe, mit den Leute um mich herum zu reden.
In Darwin gab es dann noch eine üble Ueberraschung: Mein australisches Visum ist nicht gültig bis Ende Februar, wie ich dachte, sondern nur bis Ende Januar, d.h. es ist abgelaufen, während ich zwischen Darwin und Melbourne in der Luft hing. Heute morgen musste ich zum Immigration Office, um nicht verhaftet und nach Nauru verfrachtet zu werden. Jetzt habe ich ein vorläufiges Bridging Visum und bin offiziell unlawful, bis ich alle Papiere für ein neues Visum zusammen habe.
Und ich habe einen neuen Mitbewohner, einen Informatiker auf Arbeitssuche anscheinend. Milka Ilka, die erst vor einem Monat hier eingezogen ist, ist auch schon wieder weg. Ich schreibe hier lieber nicht, wieso. Geschlechterdifferenzen und Prüderie.
Donnerstag, 1. Februar 2007
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2 Kommentare:
das macht mich sehr nachdenklich, bou, was du schreibst...
ich habe in letzter zeit auch viel darüber gegrübelt, wie man es eigentlich mit kontakten zu anderen halten sollte, wie kontaktscheu oder schüchtern man sein sollte, und warum man das eigentlich ist, das ist seltsam. oder warum man so oft (vielleicht mehr noch als frau, aber da bin ich mir nicht sicher), kontakt zu anderen, wenn framde auf einen zugehen, als bedrohung oder störung empfindet. das muss mit dem individualismus zusammenhängen, damit, dass die eigene identität irgendwie monadisch gedacht wird und durch andere menschen als in ihrer integrität bedroht gedacht wird. oder so. es fällt mir selbst auch schwer, das zu überwinden dieses gefühl. mir sind andere menschen auch oft unheimlich. irgendwie scheint es zu den selbstverständlichen dingen in unserer sozialisation zu gehören, dass man mit leuten, die man nicht kennt, zunächst auch nichts zu tun haben will oder soll. aber das ist schon sehr seltsam, dass gesellschaften so funktionieren können.
Ich denke, in Osttimor und anderen südostasiatischen Ländern würde es dir nicht schwerfallen, dieses Gefühl zu überwinden, ohne viel an deiner Auffassung persönlicher Identität zu verändern. Aber das dann auf die alte Umgebung zu übertragen, ist nur zum Teil möglich. Die Kontexte sind zu verschieden. Bereits der Körperbau der Menschen ist anders: Soll ich jetzt mit einem breitschultrigen, dickbeinigen australischen Klotz Händchen halten? Schon die blosse Vorstellung ist lächerlich.
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