Donnerstag, 2. April 2009

Architektur des Grauens

Kleines Rätsel: Um was für ein Gebäude handelt es sich bei diesem Neubau?


Kleiner Tip: Es ist weder ein Gefängnis noch eine finstere Parteizentrale...

Mittwoch, 4. Februar 2009

Projekt Eichhörnchen, Traviata und Thymian

Der Blogger von netzpolitik.org hat ein internes Memo des Berliner Landesdatenschutzbeauftragten veröffentlicht, das ein Gespräch mit Vertretern der Deutschen Bahn AG dokumentiert, in dem es um Praxis der Bahn zur Mitarbeiterüberprüfung zwecks Korruptionsbekämpfung geht. Der Blogger ist deshalb inzwischen von der Deutschen Bahn aufgefordert worden, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen und das Memo aus dem Netz zu nehmen. Was natürlich erst recht zur weiten Verbreitung des Memos beigetragen hat. Es steht immer noch online bei netzpolitik, inzwischen aber auch bei weiteren Bloggern und bei wikileaks.

Toll, was für klingende Namen sich die Bahn da für ihre Überprüfungsprojekte ausgedacht hat!

Do you know whether you are a Prostitute?

Better ask someone!
via: Susie Bright's Journal

Freitag, 30. Januar 2009

Was man mit Löchern machen kann

Wenn man eigentlich eine Magisterarbeit schreiben sollte, hat man bekanntlich sehr viel Zeit übrig, die man sinnlos verschwenden muss, damit man sich mit eben dieser Arbeit so wenig wie möglich beschäftigen muss. Zumindest gilt das, solange man sich noch nicht angemeldet hat und die Uni nicht mit Exmatrikulation droht. Diese zur Verfügung stehende Zeit kann man beispielsweise nutzen, indem man aus einer Streichholzschachtel, einem Stück gebogenem Plastik, schwarzem Klebeband und einer Coladose, mithilfe einer Schere und einer Nähnadel eine Kamera baut.
Obwohl ich theoretisch wusste, dass man mit einer Lochkamera - oder Camera Obscura - Photos machen kann, wusste ich doch nicht, dass man sowas so einfach bauen kann und dass man damit einen ganz normalen Kleinbildnegativfilm belichten kann, den man in der Drogerie oder im Photoladen entwickeln lassen kann. Aber jetzt weiß ich's und möchte dieses Wissen hiermit teilen!
Die ersten Photos sind auch gar nicht so schlecht geworden, immerhin sieht man überhaupt was darauf, was ich angesichts der Tatsache, dass ich die Belichtungszeit frei nach Schnauze gewählt habe und auch keine sehr ruhige Hand hatte (bei 10 bis 150 Sekunden ist das nicht ganz zu vernachlässigen), schonmal als Erfolg verbuche. - Gut, die meisten Photos sind ziemlich unterbelichtet und verschwommen.
Die hier sichtbaren roten Flecken kamen daher, dass der Streicholzschachtelkarton nicht lichtdicht genug war


- nachdem ich ihn nochmal mit Tape überklebt hatte, war das behoben. Nur woher der senkrechte Lichtstreifen kommt und warum das Bild am rechten Rand stärker dunkler wird als am linken, habe ich noch nicht rausgefunden. Vielleicht war mein ungefähr 0,3mm großes Loch irgendwie asymmetrisch...

Dienstag, 23. Dezember 2008

Lesetipp

Ein Bericht des Public Interest Research Centre, erschienen vor rund einem Monat.

No screaming, no panic, no doom, no gloom. Just a short and simple summary of the latest climate science followed by a discussion of what we’re going to do about it.

Sonntag, 30. November 2008

Weathermen

Bis jetzt dachte ich, wir hätten bis 2030 Zeit, unseren CO2-Ausstoss um 90% zu senken, um zu verhindern, dass die Natur minus uns Menschen mehr CO2 ausstösst, als sie absorbiert. Laut Tim Flannery, einem prominenten Wissenschaftler und "Australier des Jahres", müssen wir Menschen womöglich schon in fünf Jahren anfangen, mehr CO2 zu absorbieren, als wir ausstossen. Falls uns das nicht gelingt, bleibe als Notlösung nur noch übrig, die Atmosphäre mit Schwefelpartikeln zu verpesten, um die Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Das nennt man "global dimming". Wir werden uns an einen grünen Himmel gewöhnen müssen.

Ich denke, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Oekoterroristen anfangen, Flughäfen und Kohlekraftwerke in die Luft zu sprengen. Wieso fangen wir nicht damit an? Wir balancieren zwischen zwei Welten. In der einen Welt schreibe ich gerade eine Doktorarbeit über Brandoms Vernunfttheorie und leiste mir jedes Jahr einen interkontinentalen Flug. In der anderen Welt müssen wir alles geben, was wir haben, um zu verhindern, dass es in zwanzig oder dreissig Jahren keine Menschen mehr gibt. In der einen Welt mache ich mir Sorgen um Frauen und Karriere. In der anderen Welt habe ich nicht einmal Angst um mein Leben, das ich gerne hergeben würde, um dazu beizutragen, dass das Abenteuer Menschheit in dreissig Jahren nicht für immer vorbei ist. Was muss geschehen, damit wir endgültig in diese andere Welt umkippen?

Dienstag, 7. Oktober 2008

Bartwuchs für alle!

Hui, war ich schon lange nicht mehr hier online...
Ich versuche mal einen kleinen Neuanfang mit diesem bemerkenswerten Plakat, das ich heute entdeckte:

Die Frau-Mann-Transsexualität und das Dragkingdom sind offenbar in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir sehen hier eine durchaus hübsche, attraktive Frau vor uns, ausgestattet mit sehr regelmäßigem Bartwuchs und kräftigen Augenbrauen - da kann man als Mann ja fast neidisch werden.
Aber worin bestehen jetzt die unerwünschten Nebenwirkungen dieser Hormone - das ist mir unklar.

Freitag, 25. Juli 2008

Wozu hat man eigentlich einen Internetanschluss...

...wenn man nirgends ein Rezept für eine Gummibärchen-Pizza finden kann? Ich kann nicht glauben, dass noch niemand dafür ein Rezept erfunden und ins Internet gestellt hat! Das muss es doch geben!
Ich meine, es gibt ja sogar Rezepte für Knoblauchschokolade oder Erbseneis.

Montag, 30. Juni 2008

Organ des Pissens

Hier auf besonderen Wunsch von spit_Z als "Zitat der Woche" (haha) eine weniger prominente Stelle aus der "Phänomenologie des Geistes", in der Hegel verschiedene Aspekte des menschlichen Geistes mit verschiedenen Aspekten seines Schwanzes vergleicht:

"Das Tiefe, das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein vorstellendes Bewußtsein treibt und es in diesem stehen läßt - und die Unwissenheit dieses Bewußtseins, was das ist, was es sagt, ist dieselbe Verknüpfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem Lebendigen die Natur in der Verknüpfung des Organs seiner höchsten Vollendung, des Organs der Zeugung, - und des Organs des Pissens naiv ausdrückt. - Das unendliche Urteil als unendliches wäre die Vollendung des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende Bewußtsein desselben aber verhält sich als Pissen."
G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, Meiner Verlag, Hamburg 1988, S. 232/33

Donnerstag, 26. Juni 2008

Igitt, Fußball! Igitt, Deutsche!

Nachfolgend ein wirrer, assoziativer Gedankenstrom, der sich gestern durch mein Gehirn wand, während vor dem Fenster Menschenmassen mit deutschen Fahnen die Straße verstopften (siehe Video-Beweis unten) - und das in Kreuzberg! Gibt es denn keinen sicheren Ort mehr?:

Nicht dass die Fußball-EM es wirklich wert wäre, sich darüber aufzuregen - obwohl, eigentlich schon. Ich meine, WAS IST DAS? Was ist passiert? Was tun diese Leute da unten auf der Straße? die stundenlang, ja die ganze Nacht lang in ihren Autos sitzen, Fahnen schwenken und während sie in endlosen Staus stehen (leider vor meiner Haustür) pausenlos auf die Hupe drücken, gar Raketen abfeuern, winken und wedeln, rufen, gröhlen und vor allem: hupen, hupen, hupen. Und das ganze STUNDENLANG! Was ist passiert? Hab ich was verpasst? Ich meine, mein naives Intellektuellengehirn kriegt das nicht so richtig zusammen, wie man stundenlang enthusiastisch jubeln kann, irgendwann muss einem doch die Puste ausgehen, so ein kurzer Freudentanz, ok, aber stundenlang?? Ist das noch *real*? Oder ist das mehr so eine Art Leistungszwang: "Wir müssen jetzt durchhalten, die Ehre unserer Nation steht auf dem Spiel, sonst lachen die Türken uns aus, wenn wir jetzt nicht mindestens noch drei Stunden weiterhupen."

Demonstrativ einen SIEG zu feiern, während andere (in der Natur der Sache liegend) verloren haben: das ist sowieso barbarisch und natürlich auch völlig kindisch: "Bähbäh, ich hab gewonnen, und duu hast verloren, bähbäh, und das sage ich jetzt den ganzen Tag, damit du dich den ganzen Tag ärgerst. Und du kannst gar nicht sagen, dass es dir egal ist, weil ich dich die ganze Zeit damit nerven werde, so dass es dir nicht egal sein KANN, bähbäh!"
Oder noch schlimmer als kindisch, nämlich latent gewalttätig und Wir-gegen-die-Schema und böse usw. - eh klar. Das ist so offensichtlich und trotzdem machen alle mit, zumindest gucken alle mit.
Sich überhaupt über einen Sieg als Sieg an sich, nicht als Sieg für eine bestimmte Sache, die man wertschätzt, zu freuen, ist eigentlich komplett absurd - oder ist die Sache, um die es da unten geht, tatsächlich die deutsche Nation? Wo kommt nur dieses beschissene neue deutsche Wir-Gefühl her? Ist das nicht sogar schlimmer als vor zwei jahren bei der WM? Steigert sich das jetzt immer weiter, ist bei Olympia diesen Sommer womöglich Ähnliches zu befürchten?? Wann ist das eigentlich? Wo kann ich hinflüchten?

Waahh, ich verstehe ja schon nicht, wie man sich über etwas derart Dämliches wie den Sieg ein nationalen Fußballteams tatsächlich freuen kann, ich meine, so richtig freuen, als hätte man selbst etwas tolles erlebt oder erreicht... - das ist doch irgendwie seltsam: ganz NORMALE Leute, mit denen man zuvor noch über ganz normale Dinge geredet hat, die man beim Bäcker trifft oder in der U-Bahn, die man vielleicht SOGAR KENNT, ticken plötzlich völlig aus, entpuppen sich als komische Freaks, die sich bunte Farben ins Gesicht malen. Ein seltsames Sportereignis, das im Fernsehen kommt und mit bunt angezogenen Männchen zu tun hat, die über einen grünen Platz rennen, löst nie dagewesene Emotionen aus, Jubelschreie, genervte Ausrufe des Unmuts, Anteilnahme, Ärger, Wut, Euphorie - obwohl doch diese Spiel mit diesen Menschen keinerlei Verbindung hat! Ich meine, das sind ja Leute, deren Lebensinhalt besteht sonst auch nicht aus Fußball oder sonstigen Sportereignissen, die interessieren sich überhaupt nicht dafür, normalerweise - doch dann plötzlich packt sie der kollektive Wahnsinn.
Wie auf Kommando gerät die ganze Stadt (wahrscheinlich das ganze Land) in Aufregung und Menschen tanzen auf der Straße (!) als wäre Revolution oder Weltuntergang oder zumindest eine ordentliche Lohnerhöhung für alle. Ist aber nicht. Sondern der Anlass ist: ein Fußballspiel - ein F-U-S-S-B-A-L-L-S-P-I-E-L!

Wenn wenigstens jeder von diesen Verrückten da draußen einen EIGENEN bescheuerten und äußerlichen Anlass hätte, um grundlos freudige Emotionen in die Welt zu schreien: dass dieses Jahr ein Schaltjahr war oder dass der Nachrichtensprecher eine gestreifte Krawatte anhat oder so - aber dazu sind dann alle zu feige, das traut sich dann keiner, wenn nicht alle mitmachen. Es braucht halt den Anstoß von außen, die offizielle Erlaubnis, aus der Reihe zu tanzen und hemmungslos zu sein, weil sonst ist das ja vielleicht peinlich und außerdem käme man gar nicht auf die IDEE. Auf die Idee kommt man ja nur, weil alle das so machen, weil man das so macht, weil das von allen offiziellen Seiten propagiert und gehypet wird - Fussball-EM gucken schließlich alle - vom Manager über den Bundestagabgeordneten, zum Angestellten, Arbeiter, Schüler, Studenten - sogar Frauen! Warum abseits stehen? Warum SPIELVERDERBER und MIESMACHER sein? Warum als einziger traurig und schlechtgelaunt sein, wenn sich alle freuen (die gewonnen haben)? - Ist doch toll! Alle zusammen, freuen sich gemeinsam, weinen gemeinsam Freudentränen, singen Fußballieder - welch pathetisches und erhebendes Gefühl, ach jaaaa.....

WAAAAHHHHH!


Mit wackeliger Hand gefilmter Beweis des Grauens (zum Glück zu dunkel, um all die Menschen und all die Fahnen zu sehen)

Dienstag, 3. Juni 2008

Berliner Westen

Manchmal kommen einem ja schon Zweifel: ist das wirklich die richtige Stadt für mich?

Sonntag, 1. Juni 2008

Der Fluch der Nähmaschine

Die Firma Microsoft hat bekanntlich viel in das ehrgeizige Vorhaben investiert, den PC auf der Rangliste der meistbefluchten Haushaltsgeräte ganz weit nach oben zu bringen. Und zugegebenermaßen hat sie auf diesem Gebiet beeindruckende Erfolge erzielt. Da ist einiges geleistet worden, muss die Konkurrenz der Videorecorderproduzenten, Stereoanlagenbauer und Waschmaschinenhersteller neidvoll zugeben. Dabei wird gern vergessen, das Microsoft es nicht geschafft hat, ein simples und traditionsreiches Gerät vom ersten Platz zu verdrängen: die Nähmaschine. Generationen von (meistens) Frauen brachten ihre Zeit fluchend und vor Wut heulend vor Nähmaschinen zu. Sie förderten aus der Maschine gigantische, komplexe Faden- und Stoffverknäuelungen zu Tage, die sie dann von Hand in stundenlangen Prozeduren dicht unter Lampenschirmen klebend auftrennten. Dann wurde der lädierte Stoff erneut unter die Nähmaschine gelegt, und nach einigen stotternden und seltsam klappernden Geräuschen der Stoff komplett in die Maschine eingezogen, so dass diese aufgeschraubt werden musste und der Stoff in neuerlich stundenlanger Fitzelarbeit vorsichtig daraus entfernt werden. Und so weiter. Soweit ich erkennen kann, hat sich an diesem Sachverhalt in den letzten hundert Jahren nicht viel geändert. Die schwierigen Auftrenntechniken wurden von Generation zu Generation weitergegeben, weil sie für den Umgang mit der Nähmaschine essentiell waren und sind. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich ein Wunder, dass tatsächlich Kleidungsstücke überhaupt existieren! Man muss sich einmal den Aufwand vorstellen, der in einem jeden von ihnen liegt!
Neuerdings haben Nähmaschinen eingebaute Computer mit Nähprogrammen, damit ist wahrscheinlich erneut ein für die PC-Branche unerreichbarer Vorsprung erzielt worden. Wenn Microsoft jetzt allerdings anfangen würde, Betriebssysteme für Nähmaschinen herzustellen, hätte zusammengefunden, was historisch eigentlich zwangsläufig zusammengehört.

Dienstag, 20. Mai 2008

Unheimliche Begegnung in der U-Bahn

Manchmal muss man sich schon sehr wundern, mit was für Leuten man ahnungslos in der U-Bahn sitzt. Man hielte es ja nicht für möglich, welch Abgründe sich in den Menschen verbergen, mit denen man tagtäglich die Verkehrsmittel teilt.

Der unscheinbare Mann neben mit hält einen e-mail-Ausdruck in den Händen und sucht etwas auf seinem Stadtplan. Auf dem Ausdruck ist zu lesen (ich weiß, das ist eigentlich unhöflich, fremder Leute Privatkorrespondenz mitzulesen, aber dann sollen sie mit der eben nicht neben mir in der U-Bahn rumwedeln):

"Hallo ihr Lieben,
wir haben gestern beschlossen, die Kundgebung des Dalai Lama mit unserer positiven Lach-Energie zu unterstützen ..."

Der etwas zerknautscht und ziemlich dröge aussehende Mann neben mir, er mag Ende 30 sein - ein fanatischer Lacher? Einer, der sich irgendwo hinstellt und dann einfach so lauthals zu lachen beginnt, womöglich minuten- oder gar stundenlang, wer weiß, um seine Umgebung mit "positiver Lach-Energie" zu überschütten?? Einer der in seiner Freizeit Lach-Workshops besucht? Oder jeden Morgen vor dem Spiegel Lach-Übungen macht, zur Entspannung der Gesichtsmuskulatur und für einen "positiven Start in den Tag"? Er sieht gar nicht fröhlich aus, eher ein bisschen apathisch und - man muss es sagen - dämlich. Aber womöglich muss man gar nicht fröhlich sein, um ein professioneller Lacher zu sein, vielleicht hat diese Lachenergie mit Fröhlichkeit überhaupt nichts zu tun? Gespenstisch. Da hatte man geglaubt, solche Leute müsste man an ihren hennagefärbten Haaren oder ihrer legeren Leinenkleidung erkennen, aber dieser Mann da, den man für einen Klempner oder Berufsbekleidungsfachgeschäftsverkäufer hätte halten können... - hoffentlich fängt er nicht jetzt hier in der U-Bahn an zu lachen, ich steig lieber mal schnell aus...

Samstag, 17. Mai 2008

Früchte der Moralphilosophie

"Happiness, I suggest, is the positive feeling we experience on account of our horizontally and vertically nonfragmentary perception or judgment of our actual life as going the way the descriptive aspect of our conception of a good life for us specifies."
(Kurt Baier: The Rational and the Moral Order. The Social Roots of Reason and Morality, Chicago and La Salle, Illinois: Open Court 1995, S. 147.)

Mittwoch, 14. Mai 2008

Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Aus Mangel an sonstigen Ideen lasse ich euch mal an den Highlights meiner Schopenhauer-Lektüre teilhaben. Auch wenn das jetzt keine so großartigen Neuigkeiten sind, weil das bestimmt die meisten so ungefähr kennen - dennoch interessant, wo nicht albern oder sogar blöd, es im Originalwortlaut zu lesen:

Zuerst: gegen Hegel (das ist natürlich bei weitem nicht die einzige Stelle, aber dafür eine mit einem schönen Fremdwort):
"Jedoch die größte Frechheit im Auftischen baaren Unsinns, im Zusammenschmieren sinnleerer, rasender Wortgeflechte, wie man sie bis dahin nur in Tollhäusern vernommen hatte, trat endlich im Hegel auf und wurde das Werkzeug der plumpesten allgemeinen Mystifikation, die je gewesen, mit einem Erfolg, welcher der Nachwelt fabelhaft erscheinen und ein Denkmal Deutscher Niaiserie bleiben wird." (Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, Anhang, S.548.)

Das schöne Fremdwort bedeutet laut Duden übrigens dies:
Ni|ai|se|rie ‹lat.-vulgärlat.-fr.› die; -, ...ien: (veraltet) Albernheit, Dummheit, Einfältigkeit

Schopenhauers Begründung, warum das Judentum ein ungeeigneter Gegenstand der Kunst ist:

"Entschieden nachtheilig wirken historische Vorwürfe nur dann, wann sie den Maler auf ein willkürlich und nicht nach Kunstzwecken, sondern nach anderen gewähltes Feld beschränken, vollends aber wann dieses Feld an malerischen und bedeutenden Gegenständen arm ist, wenn es z.B. die Geschichte eines kleinen, abgesonderten, eigensinnigen, hierarchisch d.h. durch Wahn beherrschten, von den gleichzeitigen großen Völkern des Orients und Occidents verachteten Winkelvolks ist, wie die Juden." (Ibid., §48, S. 309 f.)

Schopenhauer plaidiert für den Beinahe-Nudismus (für "sehr schöne" Menschen):

"Nämlich, wie die schöne Körperform bei der leichtesten, oder bei gar keiner Bekleidung am vortheilhaftesten sichtbar ist, und daher ein sehr schöner Mensch, wenn er zugleich Geschmack hätte und auch demselben folgen dürfte, am liebsten beinahe nackt, nur nach Weise der Antiken bekleidet, gehen würde; - ebenso nun wird jeder schöne gedankenreiche Geist sich immer auf die natürlichste, unumwundenste, einfachste Weise ausdrücken, bestrebt, wenn es irgend möglich ist, seine Gedanken Andern mitzutheilen, um dadurch die Einsamkeit, die er in einer Welt wie diese empfinden muß, sich zu erleichtern [...]" (Ibid., §47, S. 306.)

- Was meint er überhaupt mit "nach Weise der Antiken"? Togen? Und das soll unter "beinahe nackt" fallen? - Da hat der Nudismus doch gewisse Forschritte gemacht seit Schopenhauer.

Und zuletzt, warum der Mensch eine opportunistische und verlogene Decksau ist und Bescheidenheit eine blöde Tugend:

"Zwar lassen auch die Plattesten die anerkannt großen Werke auf Autorität gelten, um nämlich ihre eigene Schwäche nicht zu verrathen: doch bleiben sie im Stillen stets bereit, ihr Verdammungsurtheil darüber auszusprechen, sobald man sie hoffen läßt, daß sie es können, ohne sich bloß zu stellen, wo dann ihr lang verhaltener Haß gegen alles Große und Schöne, das sie nie ansprach und eben dadurch demüthigte, und gegen die Urheber desselben, sich freudig Luft macht. Denn überhaupt um fremden Werth willig und frei anzuerkennen und gelten zu lassen, muß man eigenen haben. Hierauf gründet sich die Nothwendigkeit der Bescheidenheit bei allem Verdienst, wie auch der unverhältnißmäßig laute Ruhm dieser Tugend, welche allein, aus allen ihren Schwestern, von Jedem der es wagt einen irgendwie ausgezeichneten Mann zu preisen, jedenmal seinem Lobe angehängt wird, um zu versöhnen und den Zorn der Werthlosigkeit zu stillen. Was ist denn die Bescheidenheit Anderes, als geheuchelte Demuth, mittelst welcher man, in einer von niederträchtigem Neide strotzenden Welt, für Vorzüge und Verdienste die Verzeihung Derer erbetteln will, die keine haben? Denn wer sich keine anmaaßt, weil er wirklich keine hat, ist nicht bescheiden, sondern nur ehrlich." (Ibid., §49, S. 312 f.)

(Zitiert nach: Artur Schopenhauers Werke in fünf Bänden. Nach den Ausgaben letzter Hand, hrsg. von Ludger Lütkehaus,
Zürich: Haffmanns 1988)