Mittwoch, 14. Mai 2008

Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Aus Mangel an sonstigen Ideen lasse ich euch mal an den Highlights meiner Schopenhauer-Lektüre teilhaben. Auch wenn das jetzt keine so großartigen Neuigkeiten sind, weil das bestimmt die meisten so ungefähr kennen - dennoch interessant, wo nicht albern oder sogar blöd, es im Originalwortlaut zu lesen:

Zuerst: gegen Hegel (das ist natürlich bei weitem nicht die einzige Stelle, aber dafür eine mit einem schönen Fremdwort):
"Jedoch die größte Frechheit im Auftischen baaren Unsinns, im Zusammenschmieren sinnleerer, rasender Wortgeflechte, wie man sie bis dahin nur in Tollhäusern vernommen hatte, trat endlich im Hegel auf und wurde das Werkzeug der plumpesten allgemeinen Mystifikation, die je gewesen, mit einem Erfolg, welcher der Nachwelt fabelhaft erscheinen und ein Denkmal Deutscher Niaiserie bleiben wird." (Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung I, Anhang, S.548.)

Das schöne Fremdwort bedeutet laut Duden übrigens dies:
Ni|ai|se|rie ‹lat.-vulgärlat.-fr.› die; -, ...ien: (veraltet) Albernheit, Dummheit, Einfältigkeit

Schopenhauers Begründung, warum das Judentum ein ungeeigneter Gegenstand der Kunst ist:

"Entschieden nachtheilig wirken historische Vorwürfe nur dann, wann sie den Maler auf ein willkürlich und nicht nach Kunstzwecken, sondern nach anderen gewähltes Feld beschränken, vollends aber wann dieses Feld an malerischen und bedeutenden Gegenständen arm ist, wenn es z.B. die Geschichte eines kleinen, abgesonderten, eigensinnigen, hierarchisch d.h. durch Wahn beherrschten, von den gleichzeitigen großen Völkern des Orients und Occidents verachteten Winkelvolks ist, wie die Juden." (Ibid., §48, S. 309 f.)

Schopenhauer plaidiert für den Beinahe-Nudismus (für "sehr schöne" Menschen):

"Nämlich, wie die schöne Körperform bei der leichtesten, oder bei gar keiner Bekleidung am vortheilhaftesten sichtbar ist, und daher ein sehr schöner Mensch, wenn er zugleich Geschmack hätte und auch demselben folgen dürfte, am liebsten beinahe nackt, nur nach Weise der Antiken bekleidet, gehen würde; - ebenso nun wird jeder schöne gedankenreiche Geist sich immer auf die natürlichste, unumwundenste, einfachste Weise ausdrücken, bestrebt, wenn es irgend möglich ist, seine Gedanken Andern mitzutheilen, um dadurch die Einsamkeit, die er in einer Welt wie diese empfinden muß, sich zu erleichtern [...]" (Ibid., §47, S. 306.)

- Was meint er überhaupt mit "nach Weise der Antiken"? Togen? Und das soll unter "beinahe nackt" fallen? - Da hat der Nudismus doch gewisse Forschritte gemacht seit Schopenhauer.

Und zuletzt, warum der Mensch eine opportunistische und verlogene Decksau ist und Bescheidenheit eine blöde Tugend:

"Zwar lassen auch die Plattesten die anerkannt großen Werke auf Autorität gelten, um nämlich ihre eigene Schwäche nicht zu verrathen: doch bleiben sie im Stillen stets bereit, ihr Verdammungsurtheil darüber auszusprechen, sobald man sie hoffen läßt, daß sie es können, ohne sich bloß zu stellen, wo dann ihr lang verhaltener Haß gegen alles Große und Schöne, das sie nie ansprach und eben dadurch demüthigte, und gegen die Urheber desselben, sich freudig Luft macht. Denn überhaupt um fremden Werth willig und frei anzuerkennen und gelten zu lassen, muß man eigenen haben. Hierauf gründet sich die Nothwendigkeit der Bescheidenheit bei allem Verdienst, wie auch der unverhältnißmäßig laute Ruhm dieser Tugend, welche allein, aus allen ihren Schwestern, von Jedem der es wagt einen irgendwie ausgezeichneten Mann zu preisen, jedenmal seinem Lobe angehängt wird, um zu versöhnen und den Zorn der Werthlosigkeit zu stillen. Was ist denn die Bescheidenheit Anderes, als geheuchelte Demuth, mittelst welcher man, in einer von niederträchtigem Neide strotzenden Welt, für Vorzüge und Verdienste die Verzeihung Derer erbetteln will, die keine haben? Denn wer sich keine anmaaßt, weil er wirklich keine hat, ist nicht bescheiden, sondern nur ehrlich." (Ibid., §49, S. 312 f.)

(Zitiert nach: Artur Schopenhauers Werke in fünf Bänden. Nach den Ausgaben letzter Hand, hrsg. von Ludger Lütkehaus,
Zürich: Haffmanns 1988)

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