Samstag, 23. Juni 2007

Der Zeit hinterher

Huuuiii, da hab ich doch in meiner wohlsortierten Photokiste ein - zwar schon etwas angestaubtes, aber dafür umso schöneres - Zeugnis deutscher Werbespruchgenialität gefunden! Zur Aufnahmezeit dieses im süddeutschen Raum entstandenen Photos war leider die technische Möglichkeit noch nicht gegeben, es in dieser Form eine breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen - freilich ein bedauernswerter Umstand, denn hätte man das früher gewusst, wäre es niemals so weit gekommen mit Klimakatastrophe, Waldsterben und Stromsparsupertrend:

Freitag, 22. Juni 2007

Unser (d. h. euer) Wald muss deutscher werden!

Ich bin gerade wieder für einige Zeit in Deutschland zu Besuch. Und da so schönes Wetter war, bin ich auch mal in den Wald gegangen. Das macht man hier ja so, wenn die Sonne scheint, dass man in der Freizeit auch mal im Wald spazieren geht. Auf Kap Verde haben wir das nicht, Wald, oder so gut wie nicht, weil die meisten von unseren Inseln so klein und hügelig sind, und dann ist es da ja auch so heiß und trocken die meiste Zeit des Jahres. Ich dachte, ich sollte mich schon ein bisschen anpassen, wenn ich hier zu Gast bin. Es ist ja nicht richtig, immer eine Extrawurst zu wollen. Also sagte ich zu mir, gut, geh ich eben in den Wald.
Ich muss leider sagen, dass es mir nicht gefallen hat. Der Wald hier, und ich würde sagen: der Wald generell, ist einfach keine schöne Sache. Warum ist es da nur so unordentlich? Ich meine jetzt nicht den ganzen Dreck auf dem Boden, das habe ich bei mir zu Hause ja auch. Nein, ich meine die Art, wie die Dinge nicht sortiert sind. Nicht etwa die Blätter hier auf einem Haufen, oder besser: in einer Kiste, und die Zweige dort, ordentlich aufgereiht oder gestapelt. Sondern die Zweige sind raumgreifend in die Luft gespannt und die Blätter gleichmäßig über das ganze Geäst verteilt. Das ist vollkommen ineffizient! Mit meinem System könnte man den Wald problemlos auf einem Hundertstel seiner jetzigen Fläche unterbringen.
Das gilt natürlich auch für die Tiere, oder vielmehr, da ist es am allerschlimmsten. Ich habe mindestens fünf, wenn nicht sogar zehn Tiere gesehen, jedes mit locker ein oder zwei Dutzend völlig verschiedenen Organen. Kann man nicht die Lebern in der einen Ecke des Waldes ansiedeln und die Milzen in der anderen? Was soll dieses Durcheinander? Was zum Teufel hat das Herz mit dem Dickdarm zu tun, so dass beide in denselben Sack gehörten? Kurz: Chaos pur. Ein Wunder, dass bewaldete Länder nicht in Anarchie versinken. Daher habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich zum Wohle meines Gastlandes beitragen kann, und folgenden Aktionsplan ausgearbeitet, den ich den Eingeborenen ans Herz legen möchte, zumal er auch eine hervorragende Gelegenheit für das hierzulande so hochgeschätzte ehrenamtliche Engagement bietet und somit dazu beitragen kann, Bürgersinn, Heimatverbundenheit und Leistungsbereitschaft zu fördern. Also, liebe Deutschländerinnen und Deutschländer, hinaus in die Wälder, die Tiere einfangen und dann folgendermaßen vorgehen:

1. Schritt: Organe durchnumerieren

2. Schritt: Organe sortieren und in praktischen Behältnissen verstauen

Mittwoch, 13. Juni 2007

Der Schaum der Straße

Zu einem politischen Post bringe ich es ja nie, bei mir reicht es bestenfalls zu Alltagsrätseln...
Aber das wollte ich schon immer mal wissen: Woher kommt der Schaum auf der Straße, wenn es regnet? Also jedenfalls hier, wo ich wohne, sieht es dann immer so aus:

Benutzen die an der nahen Kreuzung stehenden Punks (und seit neuestem auch arabische Männer mit kopftuchbedeckten Frauen, eine interessante ökonomische Verschiebung, wie ich finde - wobei die Punks bisher noch einen deutlichen Professionalitätsvorsprung haben, nicht nur was das Putzzeug angeht (Eimer!, nicht 1,5-Liter-Plastikflaschen), sondern auch an sympathisch-frecher Dreistigkeit, die Autofahrer erfolgreich anzusprechen, aber das wird bestimmt noch...), also: benutzen diese bei Autofahrern allseits beliebten (die beiden letzten Kommentare in diesem Link) Scheibenputzer so viel Seife? Oder gar die Stadtreinigung (das scheint mir extrem unwahrscheinlich)? Oder Shampoo von den Obdachlosen (ah, ein böser Scherz)?
Aber irgendwo muss er doch herkommen, dieser Schaum?!

Freitag, 8. Juni 2007

À propos Adorno

Auf youtube habe ich einen interessanten clip über Adorno gefunden:



Interpretation: Der Typ mit dem Tatoo und der Säge, mir bekannt als "Hefti Schlumpf", steht offensichtlich stellvertretend für die Funktionäre der Arbeiterbewegung, er repräsentiert also den Typus des Gewerkschafters oder Sozialdemokraten. Der Ast, auf dem der Adorno rezitierende Schlumpf ("Schlaubi Schlumpf") steht, stellt die revolutionär-marxistische Arbeiterbewegung dar, auch die Tradition des historischen Materialismus, auf der Adornos Werk aufbaut. Der clip veranschaulicht also, wie der Revisionismus, indem er der Theorie und Praxis des Marximus die materielle, klassenmäßige Basis entzieht, die Grundlage auch der Zugänglichkeit und Nachvollziehbarkeit des Realitätsbezugs des Adornoschen Werkes zerstört. Der bewusst aporetische Charakter von Adornos Denken bildet sich darin ab, dass Schlaubi freiwillig und absichtlich auf den bereits angesägten Ast steigt und dort auch verharrt, während Hefti sein opportunistisches Unwerk vollbringt.

Kritik: Das ist natürlich alles bullshit. Adorno hätte das nicht gutgeheißen! Auch die Schöpfer dieses clips verfallen, wie der Revisionismus, der verkürzten Kapitalismuskritik, indem sie komplexe Prozesse in übersimplifizierter Weise veranschaulichen und personalisieren. Sie sind also genauso blöd wie die globalisierungskritische Bewegung. Igitt! Die spitzbouben meinen: latenter Sozialfaschismus.

Montag, 4. Juni 2007

Revolution oder Hippietum

"Gar nicht gefallen hat mir diesmal Fromm – er hat mich in die paradoxe Situation gebracht, Freud zu verteidigen. Sentimental und falsch unmittelbar, eine Mischung von Sozialdemokratie und Anarchismus, vor allem ein empfindlicher Mangel an dialektischem Begriff. Er macht es sich mit dem Begriff der Autorität viel zu leicht, ohne den ja schließlich weder Lenins Avantgarde noch die Diktatur zu denken ist. Ich würde ihm dringend raten, Lenin zu lesen."
(Brief von Theodor W. Adorno an Max Horkheimer vom 21. März 1936. - Adorno nimmt Bezug auf Erich Fromms Aufsatz "Die gesellschaftliche Bedingtheit der psychoanalytischen Theorie", in: Zeitschrift für Sozialforschung IV, 1935, S. 365 ff.)

Entscheidet selbst, wer ist cooler? Der knuddelige Psychotherapeut, der Marx für einen verkappten Zen-Buddhisten hielt, oder der dynamische Revolutionsführer mit der sexy Stirnglatze?

Freitag, 1. Juni 2007

Der Marienkäfer im südtiroler Apfelaufkleberdesign

Meine Obstaufkleber-Sammlung wird ab sofort professioneller. Ab jetzt mit kundigen Anmerkungen zu Design und Farbgebung.

Dafür habe ich hier ein besonders interessantes Exemplar ausgesucht (mit freundlicher Unterstützung von Ivo):
Bei diesem in weiß gehaltenen Obstaufkleber aus dem Subgenre Apfelaufkleber wird urban-minimalistisches Design mit altbewährten, volkstümlich-ländlichen Elementen kombiniert, um eine vertraute und doch überraschende Komposition zu erreichen. Komplementärkontraste und eine erdige Farbgebung ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Ein gelungenes Beispiel für die behutsame Modernisierung eines traditionsreichen Genres, ohne dessen Ursprünge gänzlich zu negieren.
Zum Vergleich zwei ältere Aufkleber aus dem gleichen Kulturraum und dem selben Subgenre: Hier fällt die deutlich zurückhaltendere Farbgestaltung besonders ins Auge, sowie die naturalistischere Darstellung der landschaftlichen Umgebung. Der Komplementärkontrast wirkt durch die farbliche Beschränkung extremer und weniger ausgewogen. Der Marienkäfer als Leitmotiv der südtiroler Apfelindustrie steht hier noch stärker im Mittelpunkt der Komposition, fast schon wirkt er aufgesetzt. Die obige Modernisierung ist insofern mutig, zeigt aber auch den Bekanntheitsgrad der Marke "Südtiroler Apfel", die ihr Logo nun nicht mehr so sehr in den Vordergrund rücken muss.

Mehr will ich gar nicht sagen

Berlin: "Coffee to go"
München: "Kaffeehaferl zum mitnehmen"