Wieder ein langweiliger, ereignisloser Tag in Dili. Viel habe ich nicht gemacht, ausser zwei Interviews zu planen, mit Oxfam und einem Dozenten fuer gemeinschaftliche Entwicklung an der Nationalen Universitaet.
Zwei Westler aus Kanada sind ins Guesthouse eingezogen. Nach einem gemeinsamen Streifzug durch Dili habe ich festgestellt, dass ich sehr froh bin, alleine unterwegs zu sein. In einer Gruppe stellt sich so leicht dieses sie-wir Gefuehl ein, was alles verdirbt, was einen ganz verschlossen macht. Und die Timoresen sind auch schnell eingeschuechtert und sprechen einen nicht an, wenn man in Rudeln auftritt.
Nach einem meiner Ausfluege durch Dili, habe ich mich zu einem Maedchen aus Kombadscha gesetzt, das auch im Guesthouse wohnt. Wir unterhalten uns oefters, schon allein weil wir beide Englisch sprechen. Sie weinte und ich habe sie moeglichst behutsam ausgefragt. Ihr libanesischer boyfriend sitzt im Gefaengnis, und als Auslaender muss er selbst fuer sein Essen sorgen. Seine Freundin bringt ihm das Essen ins Gefaengnis, Tag fuer Tag. Seine Familie weigert sich, nach Timor Leste zu kommen, angeblich haben sie nicht genug Geld. Sie wird womoeglich in den naechsten Wochen nach Kambodscha abgeschoben, so dass sich niemand mehr um ihn wird kuemmern koennen. Gestern ist er angeblich mit dem Kopf gegen die Wand gerannt und scheint auch ueber effektivere Selbstmordmethoden nachzudenken. Ich habe natuerlich ein wenig nachgefragt, was er denn im Timor macht usw. Schliesslich hat sie mir gesagt, dass er im Manpower-Business taetig ist. Und erst dann habe ich alles verstanden.
Vor ein paar Wochen habe ich im The Age und auf den ueblichen East Timor Webseiten gelesen, dass die Polizei gegen Organisationen vorgeht, die junge Maedchen dazu ueberreden, in Laendern im Nahen Osten als Haushaltshilfen zu arbeiten. Wie's scheint, enden sie dann als sex worker ohne irgendwelche Rechte. Und ich troeste die Zuhaelterbraut. Heute wollte ich mit ihr an den Strand Kokosnuesse austrinken gehen, aber es war ihr zu warm. Oder zu heiss.
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