Darwin, 23:00, 28 Grad.
Es ist feucht und heiss, und ich denke zum erstem Mal seit langem, dass sich diese Reise lohnen wird. Ich muss laecheln, staendig, es liegt am Wetter. Ich verbringe die Nacht auf einer Bank vor dem Flughafen, begegne u.a. einem Australier, der fuer die Armee arbeitet und meint, er sei nicht sehr helle (dabei dabei tippt er an seine Stirn). Im Gespraech kommt heraus, dass er bald in den Irak geht - obwohl seine Frau schwanger ist. Wir wuenschen uns beide viel Glueck, er wird's noetiger haben.
Und alles kommt viel, viel besser. Dies ist das Verrueckteste, was ich je gemacht habe.
Irgendetwas nach 8 bin ich in Dili. Wir landen neben weissen Hubschraubern mit UNO-Aufschrift. Noch nie war ich der UN so nahe. Hat schon jetzt einen Hauch Krisengebiet. Es ist feucht, Wolken haengen dicht ueber den Baeumen. Doch noch warten die Menschen auf den Monsoon. Verspaetung wegen El Nino. Noch sind die Flussbetten trocken, Wenn der grosse Regen (udan bot) anfaengt, werden die Fluechtlingslager, die es hier an jeder Strassenecke gibt, ueberflutet. Was dann?
Im Zollamt aergere ich mich kurz ueber mich selbst. Ich habe angegeben, dass ich als Journalist hier bin, anstatt mich einfach als Tourist anzugeben. Also 20 Dollar mehr fuers Visum. Aber der Beamte gibt mir trotzdem ein Visum der Klasse eins, fuer Touris.
Vor dem Flughafen stehen schon die Taxifahrer und Zigarettenverkaeufer. Ich bin froh, als ein UN-Mitarbeiter mir anbietet, mich in die Stadt zu fahren und mich vor dem Dili Guesthouse rauszulassen. Und schon sitze ich im Jeep, mit UNO-Flagge an der meterhohen Funkantenne. Der Typ fordert uns auf, die Tueren zu verriegeln und unsere Koepfe von den Fensterscheiben fernzuhalten. The guys throw stones at us. The last days have been rather calm though.
Es ist verrueckt. Alles. Ueberall junge Menschen auf den Strassen. Uebrraschend viel Verkehr. An Benzin scheint es keinen Mangel zu geben. Alle fuenf Sekunden faehrt ein Taxi hupend an mir vorbei.
Doch wwwwwwwrrrrk. Rewind. Noch sitze ich im Jeep. Die UN-Leute setzen mich vor dem Guesthouse ab, waehrend sie mir raten, nachts in dieser Gegend vorsichtig zu sein. Ich gehe hinein in einen Hinterhof. Junge Frauen begruessen mich, ein Mann sitzt an einem weissen Plastiktisch, ziemlich ungeflegte Hunde (Dili ist voll davon) straeunen im Hof herum. Das Zimmer gibt's fuer 5 Dollar (passt in mein Budget), ist sehr schlicht und aggressiv sauber. Insektenvertilgungsmittelgestank liegt schwer in der Luft. Die Dosis killt alle Moskitos und laesst die Menschen gerade am Leben.
Ich spreche ein wenig Tetum mit dem Mann, was sehr gut ankommt. Diak ka lae? Haunia naran Gilles. Es kostet mich ein wenig Ueberwindund, nach draussen zu gehen. Ohne UN-Begleitschutz. Arm, jung, schwarz: Die Menschen wirken aggressiv auf mich Westler, doch nur auf den ersten Blick. Noch nie bin ich dermassen oft angelaechelt worden. Ich habe noch nie soviel gelaechelt. Wie gesagt, es liegt am Wetter.
Australische Soldaten in voller Montur fahren im Lastwagen an mir vorbei. Ein Typ winkt mir zu. Winken unter Westlern. Surreal.
Mit meiner selbstgebastelten Karte schlendere ich durch die Strassen. Nach Jahrzehnten der Unterernaehrung sind die Timoreser nicht sehr hochgewachsen Ich bin einen Kopf groesser und sogar muskuloeser. Ein sehr ungewohntes und sehr gutes Gefuehl.
Natuerlich ziehe ich einen Schwulen an. Wie mache ich das bloss. Er ist auf dem Weg zu einem Photostudio. Wir posieren zusammen. Dann will er mich zu IOM und Lao Hamutuk fuehren, wo ich Leute fuer Interviews gewinnen will. Seine Eltern und sieben seiner neun Geschwister sind tot. Natuerlich fragt er mich schliesslich, ob ich einen Freundin habe. Ja, aber sie ist doch nicht hier? Sehr schwul. Er erzaehlt mir von seinen drei Freundinnen, nachdem ich scherzhaft meine, er haette wohl keine Freundin. Ich habe den Eindruck er fuehrt mich im Kreis herum, nur um laenger mit mir reden zu koennen. Er hofft, ich koenne ihn mit nach Australien nehmen, wo wir dann zusammen wohnen und zusammen studieren. Wir fragen hundert Leute, darunter eine Frau mit nackter Brust (stillt ein Baby) und Soldaten aus Yemen, die von gar nichst keine Ahnung haben.
Schliesslich bei Lao Hamutuk. Interview vereinbart fuer Montag. Dann bei IOM. Ebenfalls Interview am Montag. Alles perfekt. Alles so leicht.
Dann die schoene Seiten des Lebens in Drittweltlaendern geniessen und sich fuer einen Dollar den Bauch vollschlagen. Falls ihr Emergency Sex gelesen habt (UN-Einsatz als Nonstopparty): Danach sieht es aus.
Jetzt besorge ich mir noch ein Bier und dann zurueck zum Guesthouse. I will zurueck sein, bevor es dunkel wird.
Donnerstag, 11. Januar 2007
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