Donnerstag, 11. Januar 2007

Equilibrismus und Apfelmus

Natürlich kann ich mit nichts derartig Faszinierendem aufwarten wie unser neuer Osttimor-Korrespondent (mein Vorschlag: outsourcen wir doch alles Relevante und Wichtige an den weltreisenden Superkorrespondenten bou).

Ich dagegen hatte gestern lediglich das Vergnügen, eine Diskussion mit meiner Mutter zu führen. Sie hat mal wieder eine neue Patentlösung für unser aller Probleme (also die, die mit der Wirtschaft zusammenhängen) gefunden. Sie heißt auch diesmal sehr schön, nämlich: Equilibrismus. Die Equilibristen, das sind so Leute (hauptsächlich deutsche Leute, auch viele Prominente!!!! - wie der renommierte Wirtschaftswissenschaftler und ausgezeichnete Finanzexperte Sir Peter Ustinov!), die glauben, dass man "die Wirtschaft" ökologisch und nachhaltig gestalten kann, sie quasi in einen harmonischen und ausgeglichenen, friedlich vor sich hin fließenden, den Menschen nützenden und dienenden Arbeits-Nahrungs-Blumenkinder-Kreislauf verwandeln kann, wenn man nur guten Willen zeigt und die richtigen, grundlegenden Reformen in Angriff nimmt.

Und das geht z.B. so: Man vierteilt das Parlament (leider nicht die Parlamentarier) analog zu vier angenommenen gesellschaftlichen Sphären in: ein Wirtschaftsparlament, ein politisches Parlament, ein Kulturparlament und ein Grundwerteparlament (sic!). Letzteres ist dann wohl für die Ausarbeitung der Leitkultur zuständig. Außerdem gibt es noch mehr ganz tolle Reformen: Reform des Steuersystems, Reform des Geldsystems, Abschaffung des Wachstums ("Wozu brauchen wir eigentlich Wachstum? Die meinen immer, wir bräuchten Wachstum, aber das ist doch ein Riesenquatsch! Wo soll denn das alles hinwachsen? Das kann doch gar nicht gehen! Wir müssen davon wegkommen, dass es immer Wachstum geben soll."), Einführung eines Grundgrundbesitzes für jeden bzw. Abschaffung des Privateigentums an Grund und Boden, usw. usw.

Der Kapitalismus soll dabei aber irgendwie bleiben, oder es interessiert eh keinen und weiß eh keiner, was das ist, und ist auch egal, man macht halt einfach mal Reform, ohne zu wissen, wie das alles eigentlich funktioniert. Pffz, Kapitalismus - das ist doch nur eine Erfindung von so Intellektellen, die nur daheim rumhocken und alles miesmachen wollen, weil sie zu faul sind, sich zu engagieren. Das kapiert doch eh keiner, was wollen die eigentlich... Pffz...

Keine Kommentare: