Ein paar lustigere Sachen habe ich vergessen, in meinem Letzten Block zu erwaehnen. Vor allem: Ich bin auf die Mitglieder einer Nazi Street Gang gestossen. Und habe einen Fotobeweis. Die ideologische Schulung laesst allerdings zu wuenschen uebrig. Die Nazis sind sehr nett und freundlich und wissen nicht, dass bei Hakenkreuzen die Richtung nicht beliebig ist. Vielleicht gruendet sich ja mal eine internationale Nazi NGO zum skill transfer.
Die Lieblingsspielzeuge von Dilis Kindern sind uebrigens Plastikgewehre. Wenn's Streit gibt, rufen sie wohl ihre grossen Brueder mit den echten Guns. Macht sich bestimmt gut auf Fotos. Schlagzeile: Schwerbewaffnete Fuenfjaehrige terrorisieren Dilis Einwohner. Vielleicht fliegen die Australier dann eine Staffel Kindergaertnerinnen ein. Wuerde auch den Militaers gefallen. Thailaendische Massagen werden doch auch irgendwann langweilig.
Auch: Ich habe gestern mein erstes Blut vergossen. Ein fieser Stein. Hat mich am Fuss erwischt. Genauer gesagt, habe ich den Stein erwischt. Mit meinem Fuss. Schuld sind eher die Sandalen als die Strassenkinder. Und da ich Desinfektionsspray und Pflaster dabei hatte, kann ich leider auch nicht mit Komplikationen aufwarten. Also doch kein Scoop.
Unter massivem UN-Schutz werden zurzeit Fussgaengerstreifen aufgemalt. Jetzt muss man Autofahrern nur noch beibringen, davor stehenzubleiben. Verkehr ist allgemein chaotisch. Unfaelle werden vermieden, indem Verkehrsteilnehmer andauernd hupen, wenn sie aneinander oder an Fussgaengern vorbeifahren. Auch sind die meisten Strassen zu Einbahnstrassen erklaert worden. Gestern dachte ich, als ein Jeep mit viel zu hoher Geschwindigkeit an mir vorbeibrauste, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass ich noch keinen Unfall miterlebt habe. Fuenf Sekunden spaeter ist vor meinen Augen ein Hund unter die Raeder geraten. Ein furchtbares Heulen. Es ist ihm aber nichts passiert. Der Hund ist unversehrt hinten rausgekommend und jaulend in einen Hinterhof gefluechtet. Es klappt nicht so recht mit der Gewalt hier.
Meine Plaene fuer die naechsten Stunden betreffen Kekse, Bier und Eiscreme. Ich leide unter einem akuten Schokoladenmangel. Bier ist leider so teuer wie in Australien, und der selbstproduzierte Kokosnussfusel (siehe vorigen Eintrag) ist leider ungeniessbar, da kann man so viel Zucker reinschuetten, wie man will. Schmeckt nach Essig. Wie kann man nur so etwas Herrliches wie Kokosnusssaft in so etwas Furchtbares wie Kokosnusswein umwandeln?!
Heute hatte ich ein Gespraech mit dem Chef-Koordinator von Timor Post, einer Zeitung, die anscheinend sehr viel auf ihre Unabhaengigkeit gibt. Nach dem eigentlichen Interview hat er mich dann ausgefragt. Er wollte wissen, wie sie ihre Zeitung verbessern koennen. Also: Wie wird man ein guter Journalist? Was soll ich Hobbyjournalist ihm denn darauf antworten?! Sollte man recherchieren, wenn man weiss, dass ein Freund Probleme bekommt? In Dili ist halt jeder irgendwie mit jedem anderen verwandt oder befreundet, da kommt es schnell zu Interessenkonflikten. Ich habe mein Wissen natuerlich sehr gerne geteilt und habe mich irgendwie herausgeredet. Uebrigens: Wenn ihr jemanden kennt, der eine Druckerpresse loswerden will und der die Transportkosten nach Dili gern uebernimmt, dann meldet euch doch bitte bei Timor Post. Neben dem Formento Building (sollte als Adresse reichen).
Anfang naechster Woche treffe ich mich hoffentlich mit jemandem von Rede Feto, einer Frauenorganisation, von der ich erwarte, dass sie bestaetigt, dass die Gewalt ein Problem pubertierender maennlicher Jugendlicher ist (was stimmt), und jemandem von UNPol, der mich mit Informationen ueber die Entwicklung der Sicherheitslage nach der Krise im April/Mai fuettern kann.
Freitag, 19. Januar 2007
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